Wirtschaft

TH Rosenheim: erster eigener Mikrochip

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Premiere an der TH Rosenheim: Erstmals haben Studierende der Hochschule im Rahmen der praxisnahen Lehre einen eigenen Mikrochip entworfen. Die Basis für die Entwicklung eines Mikrochips bildet das Lehrangebot ePraxis im Studiengang Elektro- und Informationstechnik. Dabei wenden die Studierenden in Hard- und Softwareprojekten die Theorie aus den Vorlesungen und Seminaren praktisch an. Der Mikrochip soll nun überarbeitet und mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden.

 

Sonderlich groß ist die Entwicklung der TH Rosenheim nicht, sie misst etwa drei mal drei Millimeter. Dafür glänzt sie mit einer ausgeklügelten Konstruktion. „Der Chip ist ein richtiges High-Tech-Produkt“, sagt der Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Prof. Dr.-Ing. Martin Versen, nicht ohne Stolz. Vor etwa zwei Jahren habe man damit begonnen, den Mikrochip für den Einsatz an einem Servoantrieb im Labor für elektrische Antriebstechnik von Prof. Dr.-Ing. Rainer Hagl zu entwerfen. Wesentliche Teilsysteme wurden von Forschungsingenieuren im Rahmen Ihrer kooperativen Promotion bearbeitet. Aufgrund der Corona-Pandemie habe es bei der Entwicklung dann Verzögerungen gegeben, aber das Resultat könne sich sehen lassen. „Wir zeigen damit, dass wir im Hochschulumfeld dazu in der Lage sind, eine solche Mikroelektronikkomponente der Spitzenklasse zu designen“, so Versen.

 

„Das Ausprobieren steht im Vordergrund“

 

Im Entwicklungsprozess wurden immer wieder Tests im Rahmen von Projekt-Arbeiten von Studierenden durchgeführt, um die Konstruktion zu überprüfen beziehungsweise zu verbessern. „Wir sehen einen großen Vorteil darin, dass unsere Studierenden möglichst früh ihr Wissen in einem Labor anwenden. Bei der ePraxis ab dem zweiten Semester steht nicht das Lernen im Vordergrund, sondern das Ausprobieren“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Holger Stahl, der die regelmäßige Veranstaltung für den Studiengang Elektro- und Informationstechnik initiiert hat. „Von dem Angebot profitieren nicht nur die Studierenden, sondern unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Fakultät. Sie haben die Möglichkeit, ihr spezifisches Fachwissen direkt weiterzugeben. Das motiviert alle Beteiligten.“

  Die fertige Bauvorschrift bekam das Interuniversity Microelectronics Centre (IMEC) in Belgien, eines der größten Forschungszentren für Nano- und Mikroelektronik in Europa. Hier wurde der Mikrochip dann gefertigt. „Die Entwicklung eines Mikrochips, vor allem in dieser Spitzenqualität, stellt einen hohen Aufwand dar, den betreibt längst nicht jeder. Doch er lohnt sich aus unserer Sicht, da wir unseren Studierenden damit einen einzigartigen Einblick in die Mikroelektronik geben können“, erklärt Versen. Erfreulicherweise wurde die TH Rosenheim von einem Industriepartner, dem die praxisnahe Ausbildung sehr wichtig ist, finanziell unterstützt.

 

Deutschland hat Aufholbedarf bei der Mikroelektronik

 

Gerade mit Blick auf die zunehmende Integration von Mikrochips zum Beispiel in der Automobilindustrie sei das ePraxis-Angebot ein großer Nutzen für die Ausbildung der künftigen Fachkräfte. „Wer bei der Entwicklung dabei war, der weiß, wie so ein Chip entsteht und wie er funktioniert. Das ist ein großer Vorteil in der Arbeitswelt von morgen“, so Versen. Seinen Worten nach hat Deutschland im Bereich der Mikroelektronik Aufholbedarf im internationalen Vergleich: „Hier haben wir in den vergangenen Jahren etwas geschlafen.“ Umso wichtiger sei es, bei der akademischen Nachwuchsförderung der Arbeit im Labor einen hohen Stellenwert zu geben.

 

Bericht und Foto: TH Roenheim:  Das Bild zeigt die Studenten Georg Huber (links) und Michael Hammerl (rechts) mit Prof. Dr.-Ing. Holger Stahl.

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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