Brauchtum

„Tag der Tracht“ 2018 beim Mitteldeutschen Heimat- und Trachtenverband

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am 3. Sonntag im Oktober findet jedes Jahres bundesweit der „Tag der Tracht“ statt. Dieser Tag wurde vom Deutschen Trachtenverband vor über 10 Jahren ins Leben gerufen, um in Deutschland die Heimat- und Brauchtumspflege, insbesondere die Trachtenbewegung, als wichtiges Kulturgut in der Öffentlichkeit hervorzuheben. Angelehnt ist dieser Tag an das traditionelle Kirchweihfest, das seit dem 19. Jahrhundert als christliches Brauchtumsfest am gleichen Sonntag jährlich stattfindet. Beim Mitteldeutsche Heimat- und Trachtenverband MHTV findet an diesem „Tag der Tracht“ auch  gleichzeitig seine Jahreshauptversammlung statt. Die Delegierten aller Mitgliedsvereine erscheinen dabei immer in ihren vielfältigen Trachten, um sich im Anschluss auch in der Öffentlichkeit zu zeigen und somit  für die deutsche Trachtenbewegung zu werben.

Dieses Jahr tagte der Mitteldeutsche Heimat- und Trachtenverband in „Altes Lager“, einem Ortsteil der Gemeinde Niedergörsdorf bei Jüterbog, im Bundesland Brandenburg. Im Kulturzentrum dieses geschichtsträchtigen Ortes mit militärischer Vergangenheit, kamen die Trachtler des Verbandes aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammen. Der Vorsitzende des MHTV, Charles Koppehele, bedankte sich recht herzlich für das Erscheinen der Delegierten und ihrem großen Engagement für die Heimatpflege im vergangenen Jahr.

Als Neumitglied begrüßte er den Trachtenpflegeverein Oberlausitz e.V. (Zittau). Alte Trachtentraditionen am Leben zu erhalten, ist seine Aufgabe, so Hans Klecker, der Delegierte dieses Vereins. Insbesondere hat sich der Pflegeverein mit der Trachtenforschung im Markgraftum Oberlausitz einen Namen gemacht. Dazu gehört insbesondere die Sammlung von Oberlausitzer Trachten und  Kleidungsstücken aus dem 19. Jahrhundert und aus der Zeit davor. Es folgten die Grußworte von Christian Göritz, dem Ortschronisten von „Altes Lager“. Er verwies auf die 140 Jahre alte, bewegte Geschichte des Ortes und wünschte den Gästen einen angenehmen Aufenthalt.

Jörg Dombrowski, stellvertretender Vorsitzender,  berichtete von dem Tanzworkshop am Vortag, bei dem ein  gemeinsames Bühnenprogramm für das Deutsche Trachtenfest 2019 in Lübben, einstudiert wurde. Dazu berichtete Charles Koppehele, sowie Ines Mularczyk von der Stadtverwaltung der Stadt Lübben über den Stand der Vorbereitungen des Trachtenfestes, das vom 17. bis 19. Mai 2019 in Lübben stattfinden wird.  Über 1700 Anmeldungen liegen bereits vor. Auf drei Bühnen der Stadt werden die teilnehmenden Trachtengruppen (bisher 72) ein buntes Programm präsentieren. Höhepunkt wird dann an dem Sonntag der Trachtenumzug in Lübben sein.

Es ist eine große Aufgabe, die wir zu bewältigen haben, so Charles Koppehele. Er wies darauf hin, dass der MHTV als Gastgeber darauf angewiesen, dass sich die Mitgliedsgruppen einbringen und somit zum Gelingen  des Festes beitragen. Zur Vorbereitung wurden eine Tanzwerkstatt, ein Trachtenstammtisch, ein Anziehkurs, sowie eine Foto-Ausstellung „Tracht und Landschaft“ in Lübben ins Leben gerufen.

Nach einem Jahresrückblick und den geschäftlichen Tagesordnungspunkten folgten Kurzberichte aus den Gruppen, bevor es dann zum Mittagsessen in die unweit vom Tagungsort gelegene Gaststätte „Zum tiefen Brunnen“ ging. Gestärkt mit deftigem Schweinebraten und Knödeln, was die Bayern aus Berlin an ihre traditionelle  bayerische Küche erinnerte, ging es dann in voller Tracht weiter zu einer Stadtbesichtigung der nahegelegenen mittelalterlichen Hauptstadt des Flämings, nach Jüterbog. Jüterbogs historischer Stadtkern ist  einzigartig. Mit seinen Klöstern, Stadttoren, Wehrtürmen, dem ältesten Rathaus Brandenburgs und den unverkennbaren Kirchtürmen der Nikolaikirche ist Jüterbog zu einem Träger des Europäischen  Kulturerbesiegels geworden.

Bei schönstem Wetter durch die Jüterboger Altstadt, und das mit farbenfrohen Trachten. Die Aufmerksamkeit der Passanten ließ nicht lange auf sich warten. Selten, dass man in dieser historischen Stadt sogar jemanden in bayerischer Tracht zu Gesicht bekommt. Mit zum Programm gehörte die Besichtigung der Stadtkirche Sankt Nicolai, eine dreischiffige gotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert. Pfarrer Bernhard Gutsche und der Uhrmachermeister Heiko Hasenpusch hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt, selbst die Führungen für die Trachtengruppen zu leiten. Als Besonderheit gilt in dieser Kirche der Tetzelkasten von dem Ablasshändler Johann Tetzel. Sein geschäftliches Gebaren mit Ablasspredigten war übrigens der Anlass für Luthers Thesenanschlag. Somit war die Stadt auch ein wichtiger Schauplatz der Reformation.

Äußerst zuvorkommend zeigte sich der Uhrmachermeister Hasenpusch bei der Besteigung der Kirchtürme, indem er sogar einen Einblick in sein Allerheiligstes erlaubte, in das historische Uhrwerk der Turmuhr auf dem Nordturm. Der Blick von den beiden Türmen der St. Nicolai Kirche über die Stadt und die Landschaft des „Niederen Flämings“ war grandios. Mit bleibenden Erinnerungen an den „Tag der Tracht“ im südlichen Brandenburg machten sich die Delegierten dann wieder auf den Heimweg. Man trifft sich spätestens wieder beim Deutschen Trachtenfest 2019 in Lübben.

Bericht: Helmut Amberger, Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin e.V.  und freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten

Gruppenfotos: Isabelle Richter (Märkische Allgemeine Zeitung)

Übrige Fotos: Helmut Amberger

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!