Wasserwirtschaftsamt Traunstein richtet Lehrbaustelle ein – Ökologische Verbesserung im Wasser und an Land
Teisendorf – Bis zu den Knien steht die junge Frau im Wasser. Eine Wathose schützt sie vor der Nässe, die Haare hat sie zu einem Dutt zusammengebunden. Mit beiden Händen schwingt sie einen Holzhammer in die Höhe und lässt ihn heruntersausen auf einen Holzpflock. So lange, bis der Pflock senkrecht und fest am Sur-Ufer im Wasser steht. Mit der rechten Hand wischt sich die junge Frau den Schweiß von der Stirn. Sie ist eine von 20 Studenten der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf, die hier, in der Nähe von Teisendorf, lernen, wie man mit natürlichen Mitteln ein Ufer befestigen kann. Drei Tage lang arbeiten die jungen Leute unter der Anleitung von Simone Holzner. Sie ist Landespflegerin am Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt und engagiert sich als Lehrbeauftragte der Fachhochschule.
Kokossenkwalzen sichern die Böschungen
Wie sich ein natürlicher Uferschutz ganz ohne Einsatz von massiven Wasserbausteinen in der Praxis umsetzen lässt, das will Simone Holzner vermitteln. Auf einer Länge von rund 150 Metern zeigt sie den Studenten, wie sich der Bau von ökologisch wertvollen Ufersicherungen auch positiv für die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie nutzen lässt. Dabei packen die Studenten vor allem selbst an. Während die junge Frau am Ufer entlang einen Holzpflock nach dem anderen ins Bachbett treibt, verbauen zwei junge Männer hinter ihr ein langes Bündel am Uferrand. Es sind in einer Kokosmatte eingewickelte und fest verschnürte Weidenäste mit Kieseln, sogenannte Kokossenkwalzen. Sie werden in die Uferböschung eingebaut und ins Ufer eingebunden. Damit sie nicht ins Wasser rutschen, werden sie durch die Holzpflöcke zusätzlich gesichert. Sind alle Kokossenkwalzen verbaut, setzen die jungen Frauen und Männer einige Weiden-Stecklinge in die Uferböschung. Die Wurzeln sollen zusätzlich Halt geben. Die Studenten, wissen was zu tun ist. Immerhin lernen sie bereits im siebten Semester, studieren entweder Landschaftsarchitektur
oder Landschaftsbau und -management.
Gelungene Kooperation mit der Gemeinde
Die Lehrbaustelle hat Simone Holzner in Kooperation mit der Gemeinde Teisendorf eingerichtet. Die Kommune ist es auch, die das gesamte Material, inklusive eines kleinen Baggers, für die drei Arbeitstage zur Verfügung gestellt hat. Hintergrund ist, dass die Sur als Gewässer dritter Ordnung gilt. Das bedeutet, die Kommune muss den Unterhalt übernehmen. Dass die Studenten nun die Uferanbrüche sanieren, ist also auch für die Gemeinde Teisendorf ein Gewinn. Wobei: Der Handlungsbedarf sei „gar nicht so riesig“, sagt Simone Holzner. Trotzdem wünscht sich die Landespflegerin, dass einige Weiden austreiben, ebenso wie zwei kleine Erlen, die die Studenten am Ufer entdeckt haben. Denn die Äste der Bäume könnten helfen, das Gewässer zu beschatten – ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Lebewesen im Wasser.
Regelmäßige Nachkontrolle
Die ökologischen Verbesserungen, auch an diesem kleinen Abschnitt der Sur, sind notwendig: Gerade mit Blick auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Sie gilt seit dem Jahr 2000 in allen Mitgliedsstaaten der EU und dient dem Schutz von unter- sowie oberirdischen Gewässern. Ihre Ressourcen gilt es zu schonen, ihre ökologische Funktionsfähigkeit zu bewahren. Vorgabe ist, bis zum Jahr 2027 mindestens einen ökologisch guten Zustand des Gewässers zu erreichen. Der Zustand der Sur gilt als mäßig. Jede, selbst eine räumlich begrenzte Maßnahme kann daher einen Beitrag zur Verbesserung leisten. Wie sich die Sur im Anschluss an die Arbeit der Studenten entwickelt, wird Simone Holzner in unregelmäßigen Abständen überprüfen.
Bericht und Fotos: Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Arbeiten an der Sur/2: Hand in Hand arbeiten die jungen Studenten der Universität Weihenstephan-Triesdorf an den Ufern der Sur bei Teisendorf. Gemeinsam wollen sie im Rahmen der Lehrbaustelle die Ufer des Bachs sichern und verwenden dafür natürliche Materialien. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Kokossenkwalzen: In einer Reihe haben die Studenten der Universität Weihenstephan-Triesdorf die Kokossenkwalzen an der Uferböschung der Sur bei Teisendorf verbaut. Die Walzen bestehen aus Weidenästen und Kies. Sie werden in Kokosmatten eingewickelt und fest verschnürt. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein