Brauchtum

Starke Sprüche bei Wildenwarter Blasmusikanten

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Die Bürgermeister machen anscheinend was sie wollen, in Prien wird ein Geröllfeld aufgeschüttet und in Aschau werden Bäume umgeschnitten, ohne dass der jeweilige Gemeinderat etwas davon weiß“, Bruder Barnabas, alias Andreas Stoib las den Besuchern des Starkbierfestes der Musikkapelle Wildenwart in der Lamstoahalle die Leviten. Nach einem kurzen Ausflug in die große Politik in Welt, Bund und Land, kam der Fastenprediger auf die Lokalpolitik zu sprechen. „Der Berliner Flughafen wird wohl eher fertig werden, als die neue Aschauer Sporthalle mit ihrer unendlichen Geschichte. Aschauer bleibt bei euren Leisten und kümmert euch lieber um den Erhalt eurer Bankerl. In Aschau wurden am Bauplatz der Halle von den Grünen schon die ersten Buchen als Ersatz für die gemeuchelten gesetzt, sie werden wohl große Bäume werden, ehe sie irgendwann der neuen Sporthalle weichen müssen“.

Bürgermeisterin Marianne Steindlmüller, die er als Queen-Mum von Frasdorf titulierte, werde bei den Wahlen im kommenden Jahr ihren Stuhl räumen, der Wettlauf der potentiellen Nachfolger habe bereits begonnen. Bei der Musikkapelle halte man Dirigent Sebastian Graf für den Bestgeeigneten, damit wären die drei wichtigsten Ämter in der Gemeinde – Bürgermeister, Trachtenvorstand und Dirigent – in einer Hand vereinigt. Geeignet wäre wohl auch Peter Voggenauer von der Post, der auf die Stimmen der Hausfrauen zählen könne, oder Sepp Enzinger, dem sich alle Türen und Fenster auftun.

In Prien laufe wohl alles auf eine Wiederwahl des bisherigen Amtsinhabers hinaus, Jürgen Seifert habe sich in den vergangenen Jahren als Schirmherr aller Feste mit den besten Verbindungen zu Petrus qualifiziert. „Das kann er einfach“. Der Slogan „Preen is green“ könne immer noch auf Grau geändert werden, vom Brucker Kreisel über den Plattensee am Heimatmuseum bis zum Geröllfeld an der Bahnunterführung sei Prien nur noch gräulich. Weitere Kandidaten für das Bürgermeisteramt seien noch nirgends in Sicht, offensichtlich habe man sich – da weitere große Feste anstehen – intern bereits auf den erprobten Schirmherrn geeinigt.

Für Bürgermeisterin Marianne Steindlmüller hatte er noch ein paar Vorschläge parat, falls es ihr im kommenden Jahr daheim zu langweilig werden sollte: die Musikkapelle brauche immer wieder neue Dirigenten und 70 Musiker seien leichter zu führen als 14 Gemeinderäte, auch die Stelle des Gauvorstands beim Chiemgau-Alpenverband sei immer wieder einmal vakant.

Frasdorf als Genussort, es fehle nur noch ein Chinarestaurant und eine Sushi-Bar, sonst sei die Gemeinde ja kulinarisch schon international aufgestellt mit den beiden Kirchenwirten – dem Wendelsteiner Kebabhaus und der Preisinger Pizzeria; bei der bayerischen Küche hapere es allerdings ein wenig, bei solchen seltenen Spezialwünschen müsse der Gast dann halt nach Wildenwart und Umrathshausen ausweichen.

Reicher Beifall zeigte Bruder Barnabas, dass er mit seinen Anmerkungen zum aktuellen Geschehen den Nerv der Starkbiergemeinde getroffen hatte.

Starke Musik, starkes Bier und starke Sprüche: es passte wieder einmal alles zusammen beim Starkbier- und Frühjahrskonzert der Musikkapelle Wildenwart unter der Stabführung von Dirigent Sebastian Graf. Zum 31. Konzert der Kapelle in der voll besetzten Frasdorfer Lamstoahalle kamen viele junge Burschen und Mädchen im Herbstfestgwand. Das Starkbierfest der Wildenwarter ist bei den jungen Leuten in der Region mittlerweile Kult. Sie interessierten sich vor allem für die Leistungen der Jugendkapelle, die „als Vorprogramm“ vor der „großen Musik“ ihr Können präsentierte. Die 45 Burschen und Mädchen zeigten unter der Leitung von Eva Maria Gruber, dass die Musikkapelle Wildenwart keine Nachwuchssorgen kennt, sind doch auch mittlerweile bei der großen Kapelle „die jungen Gesichter“ vorherrschend. Die Ü-80 Austragler-Kapelle wird wohl auch in den kommenden Jahren nicht verwirklicht. Mit ihrem Spiel zogen sie ihre Zuhörer in ihren Bann, gerne hätten sich die Besucher im Saal noch weiter von ihnen unterhalten lassen, aber auch die über 60 aktiven Musiker der Blaskapelle Wildenwart hatten sich bestens auf den Abend vorbereitet. Die Wildenwarter spielten voller Leichtigkeit eine „bierselige Unterhaltungsmusik“, gespickt mit schwierigen Stücken und Partien. Zahlreiche Solopartien gaben den eingesetzten Solisten die Gelegenheit vor dem Publikum zu brillieren und zu zeigen, dass die Wildenwarter Musikkapelle nicht nur als Gesamtklangkörper gut dasteht, sondern auch über ausgezeichnete Einzelspieler verfügt. Dirigent Sebastian Graf hatte sein Ensemble auf den Punkt vorbereitet und so machten auch ungewohnte und schwere Märsche, Walzer und Polkas keine Schwierigkeiten. Die Wildenwarter vertrauten voll und ganz auf die Magie der Musik und der Erfolg gab ihnen recht, „eine Unterhaltung, ein süffiges Bier und eine gscheide Musik dazu – was will man mehr“.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Unter der Leitung von Eva Maria Gruber gelobten die Jugendkapelle und die „große“ Musikkapelle Wildenwart „dem Land Tirol die Treue“; über 100 Musikanten und Musikantinnen bevölkerten die Bühne in der Lamstoahalle.

Frühjahrskonzert der Musikkapelle Wildenwart unter der Stabführung von Dirigent Sebastian Graf

Bruder Barnabas, alias Andreas Stoib kam zum Starkbierfest der Musikkapelle Wildenwart in die Lamstoahalle. Bürgermeister, Gemeinderäte und Lokalpolitiker durften sich einiges anhören.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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