Kultur

Städtische Galerie Rosenheim präsentiert regionale Kunst im Nationalsozialismus

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit der Ausstellung „vermacht.verfallen.verdrängt. Kunst und Nationalsozialismus“ zeigt die Städtische Galerie Rosenheim vom 24. September bis 19. November 2017 regionale Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus und setzt sich dabei zugleich kritisch mit der eigenen Entstehungsgeschichte auseinander. Zur Eröffnung der Ausstellung am Samstag, den 23. September, 15 Uhr, laden wir Sie heute schon recht herzlich ein.

„Letztlich waren es die Nationalsozialisten, die auf Drängen des Rosenheimer Kunstvereins den Grundstein für die heutige Galerie legten“, unterstreicht Felix Steffan, Ideengeber der Ausstellung und Autor des dazugehörigen wissenschaftlichen Konzeptes. Kein geringerer als Hermann Göring war im August 1937 zur großen Eröffnungsfeier geladen worden. Obgleich Göring nicht erschien, blieb er doch Schirmherr des Hauses, das sich in den Folgejahren der Präsentation „deutscher, kultureller Schaffenskraft“ verschrieb.

Ihr 80-jähiges Jubiläum nimmt die Städtische Galerie nun zum Anlass, um einmal genauer auf die eigene Geburtsstunde zu schauen. Im Zentrum der Ausstellung stehen neben dem Bau des Hauses und seiner zeitspezifischen Architektur vor allem Werke renommierter lokaler Künstlerpersönlichkeiten wie Hans Müller-Schnuttenbach, Anton Müller-Wischin und Constantin Gerhardinger. Die Bilder zeigen zumeist Landschaften, Blumenstilleben und bäuerliches Leben und sind doch mehr als bloße Abbildungen einstiger Wirklichkeiten. „Die Ausstellung will dokumentieren, nicht urteilen“, betont Galerieleiterin Monika Hauser-Mair. In erster Linie gehe es darum, das Verhältnis der Stadt Rosenheim und ihrer Kunstschaffenden zum nationalsozialistischen Kulturgeschehen darzustellen und dabei die Beziehungen der Stadt und einzelner Künstler zum „Dritten Reich“ kritisch aber vorurteilsfrei zu beleuchten.

Die Ausstellung entstand in enger Kooperation der Städtischen Galerie mit dem Kunsthistoriker Felix Steffan sowie dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte München. Im Zuge dessen öffnete die Galerie ihr umfangreiches Depot von über 5000 Werken auch für Kunststudierende der LMU München. Unter Anleitung von PD Dr. Christian Fuhrmeister (Institut für Kunstgeschichte, LMU München) und Felix Steffan konnten sich die Studierenden in die Ausstellungskonzeption einbringen und mit Hilfe der Galerie die Arbeit des Kurators ganz praxisnah kennenlernen.

Begleitend zur Ausstellung wurde mit Hilfe von Fördergeldern der Ernst von Siemens Kunststiftung ein umfassender Katalog erstellt. Darin vereinen sich Beiträge bekannter Experten wie Dr. Oliver Kase (Bayerische Staatsgemäldesammlung) oder Dr. Brigitte Zuber (NS-Dokumentationszentrum München) mit Forschungsergebnissen der Studierenden und bieten als solches erstmals einen systematischen Einblick in die bisher kaum erforschten Beziehungen zwischen der Rosenheimer Künstlerszene und dem NS-Regime.

Besucher sollten zudem ihr Smartphone während des Besuchs keinesfalls aus-, sondern anschalten. Über eine eigens eingerichtete Website können je nach individuellem Interesse weiterführende Informationen parallel zum Gezeigten aufgerufen werden.

Umrahmt wird die Ausstellung weiterhin von einem facettenreichen Programm aus Sonderführungen und Diskussionsrunden. So wird beispielsweise am 4. Oktober 2017 in einem ganztätigen Kolloquium am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München der Frage nachgegangen, warum es auch heute noch, bzw. gerade wieder sinnvoll ist, Kunst aus der NS-Zeit zu zeigen.

www.galerie.rosenheim.de

  • vermacht.verfallen.verdrängt.
  • Kunst und Nationalsozialismus
  • 24. September bis 19. November 2017
  • Städtische Galerie Rosenheim
  • www.galerie.rosenheim.de

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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