In Bayern gibt es seit 140 Jahren eine Trachtenbewegung. Die Voraussetzung dafür schuf der volksverbundene und heimatliebende König Maximilian II Joseph, der bereits im Jahr 1853 mit einem Trachtenerlass den Boden bereitete für die Gründung des ersten bayerischen Trachtenvereins – mit Zustimmung von König Ludwig II. – im Jahr 1883 in Bayrischzell durch Lehrer Joseph Vogl. Es folgten viele der inzwischen rund 800 Vereinsgründungen und große Ereignisse, untern anderem 1983 beim 100. Geburtstag der Trachtenbewegung als der damalige Bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß zu einem Staatsempfang eingeladen hatte. Einen Staatsempfang gab es nunmehr wieder, als der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder in die Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München eingeladen hatte.
Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker übernahm dabei die Rolle des Gastgebers, er bezeichnete die Tracht mehr als Kleidung und sagte: „Tracht ist nicht einfältig, sondern vielfältig, Trachten sind oft maßgeschneidert, Trachtler sind Kulturträger erster Güte und Tracht-Tragen ist keineswegs was Rückwärtsgewandtes“. Der Minister bat weiters, das Feuer von Lehrer Vogl und nicht dessen Asche weiterzutragen, denn die Jugend ist bereit, als nächste Generation das Erbe anzutreten. In seiner Dank- und Antwortrede erinnerte Landesvorsitzender Günter Frey daran, dass das Haus Wittelsbach ein wichtiger Wegbereiter für die Entwicklung der Trachtenbewegung war. Bei dieser Zusammenkunft war das Haus Wittelsbach durch S.K.H. Prinz Wolfgang von Bayern vertreten. Weitere Ehrengäste waren Charlotte Knobloch als Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die in ihrer schönen Schalk-Tracht gekommene Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die Landtagsabgeordneten Thomas Huber und Florian Streibl, Oberbayerns Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Knut Kreuch, Vorsitzender des Deutschen Trachtenverbandes, Rupert Klein als Präsident der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände sowie natürlich die Vertreter aus allen 25 bayerischen Trachten-Gauverbänden (22 von ihnen gehören dem Bayerischen Trachtenverband an), der Vereinigung Historischer Trachten und des 4. Bayerischen Stammes (der Heimatvertriebenen).
„Die Trachtler sind das Gesicht Bayerns geworden“ – mit diesem Zitat von Günter Frey erinnerte er daran, dass Trachtler nicht nur bei eigenen Festen daheim, sondern auch international wie bei Olympischen Spielen 1972 und 1976, bei Weltmeisterschaften und bei G7-Gipfeln in authentischer Weise die weiß-blauen Landesfarben vertraten. Zugleich mahnte er mit den Worten von Prof. Dr. Heribert Prantl vom Bayerischen Bezirketag („Mit Flachwurzlern kann man keine stabile Gesellschaft bauen“) und von Charlotte Knobloch („Wir müssen unsere Jugend zu toleranten, weltoffenen Patrioten erziehen“). Dazu gehört auch – so der Landesvorsitzende – dass auch in Trachtenvereinen die Digitalisierung Einzug gehalten und dass ich Arbeitsweisen, Strukturen und Gesellschaft geändert haben, was ständige Anpassungen notwendig macht“.
Mit dem Buch „100 Jahre Trachtenbewegung in Bayern 1983“ bedankte sich Günter Frey bei der Bayerischen Staatsregierung für die feierliche Einladung und schloss seine Dank-Ansprache mit den Worten „Gott mit Dir, dem Bayernvolke, das wir uns´rer Väter wert!“.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke vom Staatsempfang anlässlich „140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern“