Der Breitensport in Deutschland wird wieder ein Stück inklusiver: Die Special Olympics World Games haben zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung (3. Dezember) zwei Demonstrationssportarten für die Sommerspiele 2023 in Berlin bekannt gegeben. Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) und der Deutsche Ruderverband (DRV) setzten sich mit ihren Bewerbungen durch und können ihren Sport bei der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung präsentieren.
Die Berliner Hockey-Olympiasiegerin und Rekordnationalspielerin Natascha Keller freut sich für ihren Sport: „Der eigene Sport vor so einem großen Publikum – das ist für jeden Sportler ein unvergessliches Erlebnis. Ich kenne das olympische Gefühl, was es heißt, dabei zu sein. Ich bin mir sicher, dass die Special Olympics World Games auch ein ganz spezielles Erlebnis für alle Beteiligten werden. Bei den Spielen bin ich bestimmt unter den Zuschauern. Für das Feldhockey und die Vereine in Deutschland ist es eine tolle Chance, noch mehr Menschen für unseren Sport zu begeistern.“
Kevin Waskowsky, Spieler vom Special Hockey Team des Berliner Hockey-Verbandes, sagt: „Ich freue mich darauf, mit meinem Team in Berlin zu spielen und viele andere Spieler aus dem Ausland kennen zu lernen. Das Schöne an dem Sport ist, dass jeder Special Hockey ausprobieren und damit fit bleiben kann.“
Thomas Gindra, Vizepräsident Sport bei Special Olympics Deutschland, zur Entscheidung: „Alle Bewerbungen waren überzeugend, aber Feldhockey und Rudern hatten am Ende leicht die Nase vorn. Es sind etablierte Sportarten, die jede Menge Potenzial haben, um gemeinsam mit Special Olympics die inklusive Sportlandschaft in Deutschland voran zu bringen. Wir wollen mit Feldhockey und Rudern ein starkes Zeichen setzen, dass immer mehr Sportarten und Vereine sich der Bewegung von Special Olympics anschließen und so die Lebenssituation von Menschen mit geistiger Behinderung verbessern.“
Zum Hintergrund: Vom 17. bis 24. Juni 2023 treten in Berlin knapp 7000 Athletinnen und Athleten aus mehr als 170 Nationen in 24 Sportarten, zwei Demonstrationssportarten und im Unified Sport®, also gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung, an. Die Special Olympics World Games werden wie Olympische und Paralympische Spiele alle zwei Jahre im Wechsel als Sommer- und Wintersportevent ausgetragen – und 2023 erstmals in Deutschland.
Special Olympics Deutschland kann auch in Corona-Zeiten auf die aktive Mitgestaltung durch Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung zählen und würdigt am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung deren Mut und Engagement. „Trotz oft schwieriger Lebensumstände und ruhender Sportangebote bringen sich viele unserer Athletinnen und Athleten, insbesondere die mehr als 60 Athletensprecherinnen und -sprecher, sehr aktiv ein, sei es in den Gremien, in ihren Einrichtungen oder in den Landesverbänden“, berichtet SOD-Präsidentin Christiane Krajewski. „Sie nutzen Fortbildungsangebote, halten sich bezüglich der Corona-Maßnahmen auf dem Laufenden und agieren mit vielen Ideen als Fit- und Mutmacher für ihre Sportkameradinnen und -kameraden.“
Dabei ist die derzeitige Lebenssituation der Athletinnen und Athleten alles andere als einfach. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen Menschen mit geistiger Behinderung besonders hart. Die Corona-Krise sorgt zurzeit dafür, dass die Barrieren für ein inklusives Sporttreiben im Sportverein wieder angestiegen sind. Die deutlichen Rückschritte bei der Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention im Sport und über den Sport hinaus sind bedrohlich.
„Menschen mit geistiger Behinderung sind in besonderer Weise auf Sport- und Bewegungsangebote angewiesen. Hier sind wir als Sportverband und mit unserer Sozialkompetenz gefragt, um uns für entsprechende Rahmenbedingungen einzusetzen und unsere Mitglieder bestmöglich auf den sportlichen Wiedereinstieg vorzubereiten. Inzwischen agieren wir gemeinsam mit den Landesverbänden mit digitalen Bewegungsangeboten, regelmäßigen Informationen, Angeboten in Leichter Sprache sowie mit Empfehlungen und Leitfäden für Veranstaltungen und Wettbewerbe. Mit der Gründung der AG Corona im September haben wir diese Arbeit noch einmal wesentlich intensiviert“, so die Präsidentin.
Die Arbeitsgruppe Corona unter Vorsitz von Prof. Dr. Burckhard Schappert, Präsident von Special Olympics Rheinland-Pfalz, diskutiert Corona-Themen und gibt Handlungsempfehlungen an SOD und die Landesverbände, die auch in Leichte Sprache übersetzt werden. Oliver Neddermann, Athletensprecher von Special Olympics Bremen, ist aktives Mitglied der AG: „Es ist mir einfach wichtig, dass wir alle gut durch die Corona-Zeit kommen und in der AG kann ich daran mitarbeiten. In der AG kann ich mich super einbringen und auch eigene Vorschläge machen. Wir haben schon über viele Themen gesprochen. Die AG schreibt dann Empfehlungen. Zum Beispiel haben wir eine Empfehlung zum richtigen Lüften geschrieben. Wir überlegen auch, was passiert, wenn nächstes Jahr nicht alle Landes-Spiele stattfinden können. Die Empfehlungen werden auch in Leichter Sprache geschrieben. Das ist mir sehr wichtig. Die Empfehlungen helfen den Athletinnen und Athleten dabei, die ganze Situation besser zu verstehen und damit zurechtzukommen. Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen. Gemeinsam sind wir stark!“
Das findet auch sein Athletensprecher-Kollege Dennis Mellentin aus Berlin, der auf der SOD-Website und den Social Media Kanälen dazu aufruft, an der Aktion „Mission Inklusion“ aus Anlass des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung teilzunehmen. SOD hat das Crowdfunding-Projekt gestartet, das noch zum 7. Dezember 2020 auf der Fairplaid-Plattform unter www.toyota-crowd.de/missioninklusion laufen wird. Ziel ist es, Geld für inklusive Sportangebote zu sammeln. Das können zum Beispiel Athletensprecherseminare, Sport-Aktionstage oder inklusive Sportevents sein. Dadurch soll ein besserer Einstieg in den Sport- und Lebensalltag der Menschen mit Behinderung nach der Pandemie ermöglicht werden. Mark Solomeyer, SOD-Athletensprecher und Vizepräsident, ist mit seinen Athletensprecherkolleginnen und -kollegen im ständigen Austausch, kennt die Sorgen und Probleme ihres Corona-Alltags. Wie seine Kollegen Neddermann und Mellentin blickt er nach vorn: „Wir Special Olympics Athleten haben bei allem, was uns grade bewegt, einen großen Lichtblick: Die Vorfreude auf die Weltspiele 2023 in Deutschland!“, erläutert er. “Das sollen unsere Spiele – von Athleten für Athleten – werden, und wir erwarten 7.000 Sportlerinnen und Sportler aus 170 Ländern. Deshalb sind alle 64 Athletensprecherinnen und -sprecher der Landesverbände schon jetzt bei den Vorbereitungen aktiv dabei. Ob wir dann 2023 als Athleten, Helfende, in der Organisation oder bei Projekten dabei sind – es motiviert uns jetzt schon jeden Tag!“
Weitere Informationen: www.specialolympics.de www.gesundheit-leicht-verstehen.de
Foto: Die Athleten Jerry Kosseck, Marius Schwahn, Kevin Waskowsky (v.l.) aus dem Special Hockey Team vom Berliner Hockey-Verband mit Olympiasiegerin Natascha Keller. Fotograf: Mario Heller