Leitartikel

Sommer-Serenade in Traunstein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Mit dem Begrüßungstusch „Grüß euch Gott alle miteinand“ von Carl Zeller, begann das von der ersten bis zur letzten Minute beschwingte, virtuos gespielte Konzert des Musikkollegiums Traunstein unter der Leitung von Augustin Spiel. „Als Traunstein Kurstadt war…“ so der Untertitel, hatte Gustl Spiel dazu genutzt, sich eingehend mit der Historie Traunsteins in den „goldenen 1920er Jahren“ zu beschäftigen, als der Kurbetrieb der Stadt und ihren Sommergästen zu enormem Aufschwung verhalfen – dem dann Wirtschaftskrise und Weltkriege ein brutales Ende bereiteten.

„Ein Walzertraum“ von Oscar Straus (1870 bis 1954), der – siehe Schreibung des Namens – nichts mit der Familie Strauß zu tun hatte, und danach der etwas wehmütige „Salut d´amour“ von Edward Elgar (1857 bis 1934) führte den gut gefüllten Saal in die Zeit zurück, als sich das gut betuchte Publikum, oft der deutsche und österreichische Adel, die begehrten Badekuren leisten konnten.

In seiner hoch interessanten Moderation erinnerte Gustl Spiel, dass am Klosterberg, wo heute ein Wohnhaus steht, früher ein Kurhaus mit „Konversationspavillon“ gestanden hatte, wo auch Tee serviert wurde und die Damen und Herren konversierten. In der Ludwig Thoma Straße, am Platz des heutigen Neubaus des Landratsamtes gab es ein gut besuchtes Badehaus. 1908 kaufte die Stadt Traunstein sogar Bad Reichenhall, ihre alte, aus Holz gebaute Wandelhalle ab, damit die Kurgäste elegant wandeln und parlieren konnten. Sehr beliebt aber war auch „Bad Empfing“, auf dem Gelände, wo heute die Berufsschule steht. Hier gab es ein Prinz-Ludwigs-Heim ein nobles Hotel mit 140 Betten für die Kurgäste. Von allen „Bad Empfing“ genannt, war Empfing offiziell nie dieser Titel verliehen worden, was seiner Beliebtheit aber keinerlei Abbruch tat. Nachempfunden waren alle diese Badeeinrichtungen den bis heute berühmten Marienbad, Franzensbad oder Karlbad, die allerdings für normal Sterbliche unerschwinglich waren. Passend zu all den unterhaltsamen Geschichten, die bei so manchem betagten Traunsteiner Senior schöne Erinnerungen weckte, spielte das Orchester eine Polka aus der „Böhmischen Suite“ von Antonin Dvorak und das „Andante con moto“ aus der „Italienische“,  Sinfonie Nr. 4, von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Noch lebhafter, beschwingter als im ersten Teil ging es nach der Pause mit den schönsten Klängen der Wiener leichten Muse weiter. Die rasante „Tritsch Tratsch“ Polka von Johann Strauß (1825 bis 1899) – eine Persiflage auf das Getratsche, das bis heute nicht nur in den Kurbädern herrscht … und die „Fledermaus-Polka vom gleichen Komponisten, die nur Teile aus der berühmten Operette „Die Fledermaus“ beinhaltet, aber trotzdem sogleich vertraut wirkte. dazu der Walzer „Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust“, opus 263 von Josef Strauß (1827 bis 1870) ließ wieder die heitere, unbeschwerte Atmosphäre der finanziell unabhängigen Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts aufleuchten. Das Musikkollegium in voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten, dazu Schlagzeug zeigte sich in Bestform. Die „leichte Muse“, ist keinesfalls immer leicht zu spielen, zumal viele Melodien so bekannt sind, dass ein „Ausrutscher“ sofort auffallen würde. Dank der offenbar hoch disziplinierten Einstudierung und immer wieder guten Akustik der Aula klangen die Instrumente harmonisch einheitlich zusammen, völlig eingebettet auch Blechbläser und Schlagzeug: ein reines Vergnügen zuzuhören. Letztes Stück auf dem Programm bildete ein mitreißendes Potpourri aus der Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller (1842 bis 1898)

Nach überwältigendem Applaus folgten sogar drei Zugaben, darunter die Polka „Freikugel“ von Johann Strauß, bei der punktgenau ein Revolver zum Einsatz kam. Fazit: ein unvergessliches Musikerlebnis mit Reminiszenzen an einen Teil des „alten Traunstein“.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen  – Das Musikkollegium Traunstein unter der Leitung von Augustin Spiel spielte beschwingte Polka- und Walzermelodien – die so genannte leichte Muse aus der Wiener Operettenwelt.  

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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