Kultur

Sinfoniekonzert des Musikkollegiums Traunstein

Veröffentlicht von Christina Rechl

Alejandro Vila brilliert beim Konzert für Fagott von Carl Maria von Weber

Fast völlig ausverkauft war der große Saal in der Aula der Berufsschule beim in diesem Jahr ersten Sinfonischen Konzert des Musikkollegiums Traunstein unter der Leitung von Augustin Spiel. Wie immer kam eine große Reihe von „Stammgästen“ zum Konzert dieses beliebten „Ur-Traunsteiner“ Orchesters wie Altoberbürgermeister Fritz Stahl mit seiner Frau und viele Prominente der Stadt. Wieder standen auf dem Programm ausgewählte wunderschöne Stücke der Musikliteratur aus einer Epoche, so dass das ganze Konzert ein rundes musikalisches Highlight wurde, an das man sich noch lange erinnern wird.

Ein fulminanter Auftakt in voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten und rund 35 Mitwirkenden war das erste Stück „Die Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827).   nicht zuletzt wegen der hervorragenden Akustik des Raums.   Die Ouvertüre zum gleichnamigen Ballett entstand zeitlich zwischen der ersten und zweiten Sinfonie. Zum ersten Mal aufgeführt wurde sie am Wiener Hofburgtheater zu Ehren der Kaiserin. eine wunderschön harmonische Einstimmung, so dass sich die Zuhörer schon mal entspannen und in den Wogen der schönen Musik eintauchen konnten. Danach trat als Höhepunkt des Abends der wunderbar sein Instrument beherrschende Fagottist Alejandro Vila als Solist im Konzert für Fagott und Orchester, F-Dur, opus 75, von Carl Maria von Weber (1786 bis 1826) auf. Das Konzert besticht durch seine kontrastreichen Stimmungen, eingängige Thematik und den Reichtum an romantischen Klangfarben. Der Solist hatte alle Möglichkeiten, sein unglaublich variables Fagott voll zur Geltung zu bringen. Und die nützte der 1961 in Argentinien geborene und in Buenos Aires studierende Alejandro Vila voll aus. 1984 war er Stipendiat der von Herbert von Karajan gegründeten Orchester-Akademie des Philharmonischen Orchesters Berlin, studierte dann dort an der Hochschule der Künste Dirigieren und ist seit 1990 Lehrer für Klavier und Fagott an der Musikschule Trostberg. 14 Jahre lang bis 2005 leitete er das Chiemgau Jugendsymphonieorchester, lehrt an der Musikakademie Schwabing in München und tritt nach wie vor häufig als Solist auf. In zarten, sehr schnellen Läufen und Akkordbrechungen im Allegro ma non troppo – stets ohne Noten – stellte Vila seine spielerische Brillanz unter Beweis, ebenso wie bei den singenden, spielerisch daherkommenden Melodien im Adagio. Die wunderbar weichen Klänge führten durchweg das Orchester an, obwohl verschiedenste Instrumente immer wieder die vom Fagott vorgegebenen Melodien aufnahm. Gustl Spiel sorgte dafür, dass das Orchester niemals dominierte. In harmonischer Abstimmung ließ sich der Solist vom Orchester gleichsam tragen. Ein Genuss zuzuhören, was die Zuhörer im begeisterten Applaus ausdrückten und den Solisten immer wieder auf die Bühne baten.

Nach der Pause erklang zum Abschluss die Symphonie Nr. 2, D- Dur, opus 36, von Ludwig van Beethoven, die 1803 in der Zeit entstand, als Beethoven sein „Heiligenstädter Testament“ verfasste. Obwohl der Komponist seine beginnende Taubheit schmerzlich erlebte, schlug sich sein persönliches Schicksal stimmungsmäßig kaum in der kraftvolle, lebensbejahenden Sinfonie nieder, Groß ausschwingend geht de ersten Satz ein Adagio molto als Einleitung vor dem Allegro con brio voraus. Viele von Beethovens Zeitgenossen und Kritikern verstanden die Musik nicht und stellten „übertriebenes Streben nach dem Neuen und Auffallenden“ fest. Nur der Musikkritiker Friedrich Rochlitz schrieb dieses Werk eines „Feuergeistes“ werde noch leben, „wenn tausend jetzt gefeierte Modesachen längst zu Grabe getragen sind“. Er hat offensichtlich recht behalten. Reichhaltig ist der Formenreichtum der Sinfonie, ihre Koloristik und harmonische Wirkung, die das Publikum tief berührte. Dank der offenbar hoch disziplinierten Einstudierung und häufigen Probenarbeit klangen die Instrumente auch hier wieder harmonisch einheitlich zusammen. Das Allegro molto am Schluss krönt heiter ausgelassen das ganze Schlussstück und endet in einem schwungvollen Finale. Ein Jubelruf aus den letzten Reihen eröffnete den nicht enden wollende Applaus am Schluss des Konzerts mit stehenden Ovationen. Ein weiteres Konzert des Musikkollegiums Traunstein in der Aula der Berufsschule wird es am Samstag, 22. Juni, geben.

Foto & Text: Christiane Giesen


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Christina Rechl

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