Helmut Amberger, Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin, hat sich einen lange gehegten Wunsch erfüllt: er will das Spielen auf der Steirischen erlernen. Als er vom „Ziachfuchs“ aus Fieberbrunn in Tirol hörte, machte er sich auf den Weg dorthin. Was er dabei erlebte, das sollen sein nachfolgender Bericht und einige Bilder zeigen.
Es war ein kultureller Beitrag in den Samerberger Nachrichten vor ca. 8 Monaten, der mich daran erinnerte, dass ich mir vor 10 Jahren eine Steirische angeschafft habe, aber bisher leider noch keine Zeit hatte, dafür Unterrichtsstunden zu nehmen. In dem Artikel war von einem Online-Unterricht die Rede, der gerade in Zeiten der Corona-Kontaktbeschränkungen die Möglichkeit bietet, das Spielen der steirischen Ziach zu erlernen, ohne das Haus zu verlassen, ohne jeglichen Terminvorgaben und dazu noch gänzlich auswendig, ohne Musiknoten. Angeboten wird diese besondere Art des Musikunterrichts von Hubert Fuchs, dem Ziachfuchs aus Fieberbrunn in Österreich. Seine Methode ist, anhand von Lernvideos voll auf die optisch gezeigten Griffe und auf das eigene Gehör zu setzen. Ein professionell ausgearbeiteter Ablaufplan ermöglicht es dem Schüler, bereits in den ersten Übungsstunden klingende Musikstücke zu spielen.
Ein drei-monatiges kostenloses Testangebot ermunterte mich, sofort meine eingestaubte Steierische aus der Abstellkammer zu holen und loszulegen. Und siehe da, nach weniger als einer Stunde konnte ich bereits den „Hansl Walzer“ auswendig spielen. Es war ein echtes Erfolgserlebnis. Mit dem „Susi Boarischen“ ging es dann weiter bis zu meinem Lieblingsstück „Mir san vom Wald dahoam“, schließlich stamme ich ja aus dem Bayerischen Wald in der Oberpfalz.
Aufgrund der positiven Lernerfahrung war es keine Frage, das Unterrichtsabo auf unbestimmte Zeit fortzusetzten. Denn das Lernsystem vom Ziachfuchs ist einfach genial und sprichwörtlich „ausgefuchst“. Anhand modernster Medientechniktechnik ist der Musiklehrer Hubert 24 Stunden am Tag verfügbar. Man kann üben, egal wann und wo ich will. Der Ziachfuchs wird damit auch dem „digitalen Wandel“ voll gerecht. Um sein Harmonika-Spiel zu perfektionieren, bietet der Ziachfuchs auch Seminare an, wo man sich mit Gleichgesinnten trifft. Dabei stehen neben Einzel- und Gruppenunterricht auch gemeinsames Musizieren bei gemütlichem Zusammensein, sowie erlebnisreiche Bergwanderungen auf dem Programm.
Gerade vor wenigen Wochen, noch vor dem 4. Lockdown in Österreich, hatte ich die Gelegenheit an einem dieser Seminare teilzunehmen. Eingeladen hatte der Ziachfuchs ins Feriengut Oberhabach in Kirchdorf. Dies ist ein urgemütliches 3-Sterne-Hotel mit einem traditionsreichen Bauernhof aus dem 14. Jahrhundert. Das Feriengut liegt mitten in den Kitzbühler Alpen, wischen dem Wilden Kaiser und dem Kitzbüheler Horn, umgeben von viel Natur zum Erholen und Wandern. Geführt wird es von Marlen, Sepp und Sepp jun. Seiwald. Der Junior ist selbst begeisterter Ziach-Spieler. Somit machte ich mich mit meiner Ziach, dazu Laptop und Lederhose, auf den Weg nach Tirol. Auch mein Alphorn hatte ich im Gepäck, um das Echo am Wilden Kaiser zu testen. Insgesamt waren über 20 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz angereist. Hubert, der Ziachfuchs, und sein Bruder Matthias waren als Organisatoren und Lehrer voll engagiert. Ihr Unterricht war sowohl fachlich als auch didaktisch genial durchdacht und vorbereitet. Was beide auch besonders auszeichnet, ist ihre sympathische Art gegenüber ihren Schülern. Es macht einfach Spaß mit ihnen das Ziach-Spielen zu lernen.
Neben den Unterrichtseinheiten in den Gaststuben ging es auch raus in die alpine Bergwelt, zu einer gemütlichen Wanderung zum Wilden Kaisergebirge, begleitet von traumhaften Weisenklängen. Denn Hubert und Matthias sind auch leidenschaftliche Weisenbläser. Natürlich hatten wir auch eine Ziach dabei, um auf der Fischbachalm für Unterhaltung zu sorgen. Vor dem Abstieg dann noch Naturtöne von meinem Alphorn mit einem majestätischen Echo von den markanten Felsformationen des Kaisergebirges.
Ein besonderes Highlight war das große Sänger- und Musikantentreffen in Tracht, an einem der Abende. Dabei gesellten sich zu den in feschen Dirndln und Lederhosen bekleideten Seminarteilnehmern weitere Ziachspieler aus dem Umkreis. Ob in der Kaiserstube, der Gewölbestube oder der Habachstube, überall erklang grandiose Ziachmusik.
Den Seminarabschluss bildete ein stimmungsvoller Vorspielabend, an dem jeder Teilnehmer seinen Lernfortschritt zum Besten gab. Mit einer Urkunde über die erfolgreiche Teilnahme am „33. Ziachfuchs-Seminar – Wilder Kaiser“ ging es dann am nächsten Tag wieder nachhause. Es war ein echtes Erlebnis, die Fuchs-Buam Hubert und Matthias persönlich kennenzulernen und mit ihnen 4 Tage im schönen Tirol zu verbringen. Sicherlich trifft man sich auf einem der nächsten Seminare wieder.
Bericht: Helmut Amberger, Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten und 1. Vorsitzender des Vereins der Bayern in Berlin e.V.
Fotos: Hubert und Matthias Fuchs, Beatrix Guldimann, Christine Hammerschmid, Marlen Seiwald, Alwin Rüdisser, Rainald Reb, Helmut Amberger
Nähere Informationen: www.ziachfuchs.com