Kirche

Seminar „Brauchtum und Glaube“ im Trachtenkulturzentrum

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Brauchtum und Glaube“ war der Arbeitstitel eines Seminars im Trachtenkulturzentrum am vergangenen Wochenende. Hochkarätige Referenten beleuchteten die Thematik von verschiedenen Seiten, unter ihnen Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Bezirksheimatpfleger Dr. Max Seefelder und Prodekan Tobias Rother aus Velden.

Etwa 30 Teilnehmer interessierten sich für die komplexe Thematik und diskutierten mit dem Vorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbands, Max Bertl, und seinem Stellvertreter Erich Tahedl, zugleich Leiter des Seminars. Der Besuch des Diözesanbischofs von Regensburg am Samstagvormittag und sein Vortrag mit dem Titel „Christlicher Glaube – Wurzel lebendigen Brauchtums“ waren einer der Höhepunkte der Wochenendveranstaltung.  Dr. Max Seefelder, niederbayerischer Bezirksheimatpfleger, legte fest, was er unter einem Brauch versteht – den Begriff „Brauchtum“ lehnte er ab. Man benötige dazu einen Anlass, ein Symbol und das gemeinschaftliche Handeln. An drei Beispielen machte er dies deutlich: am Maibaumaufstellen, am Färben von Ostereiern und am Kirta-Tanz. „Lebendiges Brauchtum“ anhand einer Hochzeit stellte Walter Sirch vor, Sachgebietsleiter im Trachtenverband: vom Stuhlfest bis zum Kindsbaum. Lustbetont ging dann der Samstagabend mit dem gemeinsamen Singen von Volksliedern zu Ende.

Nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Valentin durch den Geistlichen Rat Heinz Prechtl beschäftigten sich die Kursteilnehmer am Sonntag mit der Kleidung als Ausdruck gläubigen Lebens. Annelies Weinzierl und Gertraud Kerschner führten in die vielfältige Welt der Trachten Bayerns – dem jeweiligen Anlass entsprechend. Als Einblick in die Praxis einer katholischen Pfarrgemeinde sprach Prodekan Tobias Rother aus Velden über lebendiges Brauchtum. Die heiligen Gräber, so führte er aus, seien in der Barockzeit opulente Bilder vom Sterben und Auferstehen Jesu Christi gewesen. Heute sehe die Kirche diese Form der Verkündung nüchterner, doch komme aus den Gemeinden neuerdings der Wunsch, die heiligen Gräber wieder zu beleben. Der jeweilige Pfarrer würde dann häufig das Anliegen abwiegeln, denn es koste schließlich Geld und sei für viele Kirchenbesucher auch kitschig: „der Rosamunda-Pilcher-Film der Liturgie“, wie er flapsig spaßte und sich sofort entschuldigte. Dennoch sah Rother das Bedürfnis einiger Kirchenbesucher, die im Gemüt angesprochen werden wollen.

Bräuche unterliegen dem Wandel

Sein zweites Beispiel waren persönliche Andachtsgegenstände, wie der Rosenkranz oder Marienfiguren und schließlich als Dritte im Bunde die Wetterkerze, die bei Gewitter entzündet wird. Rother fasste zusammen, Brauchtum sei vom Volk ausgehend und berechtigt, wenn es die Bedürfnisse der Menschen erfüllt. Locker, humorvoll und mit Beispielen aus dem Alltag verstand es der Veldener Pfarrer, die Aufmerksamkeit der Seminarteilnehmer zu bündeln.

Erich Tahedl, der Leiter der Wochenendveranstaltung, sagte beim Gespräch mit der Vilsbiburger Zeitung, Schulkinder wüssten oft nicht einmal, warum sie bei kirchlichen Feiertagen keinen Unterricht hätten. Dies sei für ihn der Anstoß für die Thematik des Seminars gewesen, um leeres Praktizieren von Bräuchen mit Sinn zu erfüllen. Trachtenvereine hätten den Auftrag, Brauchtum und seine Sinnhaftigkeit mit oftmals religiösem Hintergrund weiterzugeben. Es sei schließlich eines der Ziele des Bayerischen Trachtenverbands, neben der Geselligkeit die verschiedenen bayerischen Trachten, die Tänze und die alten Bräuche zu erhalten. Dabei verliere manch eine Tradition im Laufe der Jahre an Bedeutung oder unterliege dem Wandel, was aus Tahedls Sicht nicht zu verurteilen sei.

Bericht und Bilder: Peter Köppen, Vilsbiburger Zeitung

0411 Leiter das Wochenendseminars war Erich Tahedl, einer der stellvertretenden Vorsitzenden im Bayerischen Trachtenverband.

0413 Etwa 30 interessierte Teilnehmer diskutierten über Brauchtum und die Verwurzelung im Glauben.

0430 Einblick in die Haltung einer Pfarrgemeinde zu religiösen Bräuchen gewährte Prodekan Tobias Rother aus Velden.

Weitere Bilder: Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!