Franz Winterer, Vorstandsvorsitzender des SEEONER KREIS, konnte mehr als 100 Teilnehmer im Festsaal des Kloster Seeon zum 18. Seeoner Gespräch begrüßen. „Der Schlüssel Innovation sperrt die Tür zu bisher nicht gekannten Möglichkeiten auf“ meint Winterer in seinem Eingangsstatement, dies allein sei Grund genug für den SEEONER KREIS seine neue Studie „Innovationstätigkeit der Wirtschaft in Südostbayern“ vorzustellen und mit Prof. Dr. Reinhart von der TU München einen profilierten Innovationsexperten zum Schlüsselvortrag einzuladen.
Der Einladung gefolgt ist auch der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, MdL. In seinem Grußwort setzte er die klassische Berufsausbildung auf die gleiche Bedeutungsebene wie die akademische Ausbildung. Die Durchlässigkeit der unterschiedlichen Bildungswege biete heute die Möglichkeit, so der Minister, jeden Abschluss zu erreichen. Dabei wies er insbesondere auf die Möglichkeit eines dualen Studiums hin, in dem sich praktische und theoretische Bausteine fabelhaft ergänzen. Dass dem Freistaat hohe Investitionen in die Bildungssysteme wert sind, lässt sich am Beispiel der Technischen Hochschule Rosenheim genau nachvollziehen.
Anschließend daran informierten Prof. Heinrich Köster, Präsident der Hochschule und seine Vizepräsidenten über die Aktivitäten und Maßnahmen in den Bereichen Campusentwicklung, Forschung und Lehre am Campus Rosenheim und den Satellitenstandorten Mühldorf am Inn und Burghausen.
Bettina Oestreich, Geschäftsführerin des SEEONER KREIS und Prof. Dr. Brigitte Kölzer von der Technischen Hochschule Rosenheim stellten danach die Studie zur Innovationstätigkeit vor. Sie ist die zweite Publikation nach der Befragung zum Personal- und Bildungsbedarf aus 2015, in welcher der SEEONER KREIS Zukunftsthemen adressiert, welche die Wirtschaft der Region bewegen. In der neuen Untersuchung beantworten die Unternehmen Fragen zur Bedeutung von Innovationen, zu ihren Erfolgsfaktoren, zu den Treibern und Hemmnissen zur Förderkulisse und zu den Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Rosenheim. Aus den Antworten ergibt sich folgendes Fazit: Die Wirtschaft der Region Südostbayern schätzt sich als durchaus innovativ ein, aber nur 30% suchen systematisch nach Innovationen. Am wichtigsten für den Erfolg sind gut ausgebildete Mitarbeiter und eine im Unternehmen verankerte Innovationskultur. Die bedeutendste Quelle für Innovationen ist der Markt; Schwierigkeiten haben die Unternehmen zu Beginn und am Ende des Innovationsprozesses – also beim Finden und beim Vermarkten von Ideen. Zudem kann die Zusammenarbeit der Unternehmen mit der Technischen Hochschule noch weiter ausgebaut werden.
In dem Fach- bzw. Schlüsselvortrag zu den Seeoner Gesprächen beurteilt Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart, Institutsleiter des iwb der TUM und Fraunhofer-Institut IGCV, die Position Deutschlands im globalen Innovationswettlauf kritisch. Innovationen benötigen für das Gedeihen ein Klima, in dem Kultur, Wissenschaft und Kapital optimal zusammenspielen. Die wesentlichen Bedingungen für ein günstiges Innovationsklima sieht Prof. Reinhart in der maximalen Methodenkompetenz, ausreichenden Geldzufuhr von Innen und Außen und einer bejahenden Innovationskultur. Bei der Methodenkompetenz und der Kapitalzufuhr vom Staat über Fördertöpfe scheint Deutschland auf der Höhe des Wettbewerbs. Am kulturellen Umfeld hapert es allerdings. Während im risikoaversen Deutschland Scheitern als Versagen gilt, ist Scheitern in den risikofreudigen USA ein wertvoller Erfahrungsgewinn. Dies ist auch ein Grund dafür, dass hier zu Lande so gut wie kein privates Risikokapital für Innovationen zur Verfügung steht. Prof. Reinhart schließt seine Ausführungen mit einem positiven Ausblick: Wir sind auf dem richtigen Weg, aber kultureller Wandel tut Not. Die Zuhörer waren vom Inhalt sowie wie von der Art des Vortrags begeistert. Der Referent verstand es, seine reichhaltigen praktischen Erfahrungen mit seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen elegant zu verknüpfen.
Zum Abschluss der Veranstaltung formulierte Franz Winterer in gekonnter Weise seine Schlussfolgerungen aus der Studie und dem Fachvortrag: Seiner Meinung nach muss die Hochschule erstens ihre Fähigkeiten und Kompetenzen besser bekannt machen und dafür einen modernen niedrigschwelligen Zugang einrichten. Zweitens sollte die Hochschule einen weiteren Zugang institutionalisieren, in dem die Wirtschaft Lösungen zur Beseitigung der Innovationsbarrieren im methodischen Bereich wie z.B. Ideengenerierung, Marktforschung, etc. finden kann. Drittens sollte der Staat seine Innovationsförderung nicht nur auf konkrete Projekte lenken, sondern die Hochschule schnell und unbürokratisch mit Mitteln ausstatten, dass die zuvor genannten Zugänge zum Fakten- und zum Methodenwissen mit Personal und Infrastruktur geebnet werden. Dadurch würden die Voraussetzungen, dass überhaupt Innovationen entstehen deutlich verbessert werden.
Der SEEONER KREIS, das sichert Herr Winterer zu, wird deshalb den strategischen Plan der Technischen Hochschule Rosenheim ein „Zentrum für Entrepreneurship und Innovation“, in dem der Prozess von der Idee bis zum Markteintritt begleitet wird, vorbehaltlos unterstützen.
Bericht und Foto: Hochschule Rosenheim – Bildunterschrift: v. links: Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart; Bettina Oestreich und Franz Winterer, Seeoner Kreis e.V.; Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Siebler, MdL; Klaus Stöttner, MdL; Prof. Heinrich Köster