Angesichts der derzeit angespannten Lage auf dem Markt für Schweinefleisch hat Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zur Solidarität mit den Schweinehaltern aufgerufen. Der Einzelhandel müsse seiner Verantwortung als verlässlicher Partner der heimischen Landwirtschaft gerecht werden. Die Ministerin begrüßte ausdrücklich die vom LEH bisher ergriffenen Maßnahmen, mit denen dieser die heimischen Erzeuger unterstützt. „Gerade jetzt gilt es, unseren bayerischen Bäuerinnen und Bauern langfristige Perspektiven auf einer verlässlichen ökonomischen Basis aufzuzeigen. Denn die Nutztierhaltung ist das ökonomische Rückgrat unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Und damit gleichzeitig auch die Basis für die regionalen Wertschöpfungsketten, die sich die Gesellschaft wünscht. Dafür werden wir nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern weltweit beneidet“, sagte Landwirtschaftsministerin Kaniber.
Die große Erwartung der Gesellschaft an den Umbau der Nutztierhaltung hin zu mehr Tierwohl gepaart mit einer schwindenden Akzeptanz der Verbraucher führten die Bauernfamilien an die Grenzen der Belastbarkeit. Denn die Situation werde zusätzlich verschärft durch steigende rechtliche Anforderungen, die Auswirkungen der Coronapandemie auf den Markt und die Angst vor einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest
Mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner steht die bayerische Agrarministerin daher in permanentem Austausch. Ausdrücklich unterstützt Kaniber Klöckners jüngste Initiative Richtung EU, um schweinehaltenden Betrieben aus der schwierigen Lage zu helfen. Die Bundesministerin hat der EU-Kommission vorgeschlagen, den Höchstbetrag für die sogenannten De-minimis-Beihilfen von derzeit 20.000 Euro pro Betrieb für drei Steuerjahre deutlich anzuheben.
Um gemeinsam Zukunftsperspektiven für die bayerischen Nutztierhalter zu entwickeln, stehen das Landwirtschaftsministerium und der LEH bereits seit Längerem in engem Austausch. „Wenn sich der Einzelhandel jetzt dazu bekennt, in absehbarer Zeit mehr Frischfleisch aus den Haltungsstufen drei und vier zu vermarkten, dann ist das grundsätzlich zu begrüßen. Es darf aber nicht sein, dass hier einseitig und vorschnell Fakten geschaffen werden. Weder dürfen höhere Kosten einfach auf die Landwirtschaft umgewälzt noch dürfen Betriebe ins Abseits gestellt werden. Handel und Verbraucher müssen Mehrleistungen unserer Bäuerinnen und Bauern auch finanziell honorieren. Sie brauchen eine faire Entlohnung für den Mehraufwand, damit wir auch in Zukunft regionale Erzeuger haben“, so Michaela Kaniber weiter. Wie die Ministerin bereits in ihrer Regierungserklärung ankündigte, bereitet der Freistaat ein bayerisches Tierwohlprogramm vor, um die Landwirte, die ihre Tiere besonders tierwohlgerecht halten, finanziell zu entlasten.
Einen zukunftsweisenden Ansatz, höhere Qualität verlässlich gegenüber Verbrauchern zu kommunizieren, stellen laut Kaniber staatliche Qualitätsprogramme im Schweinefleischbereich dar. Mit den EU-anerkannten Qualitätsprogrammen „Geprüfte Qualität“ und „Bayerisches Bio-Siegel“ sowie den EU-geschützten regionalen Spezialitäten habe der Freistaat in den letzten Jahren bereits eine breite Basis für gut nachvollziehbare und authentische Regionalität geschaffen. Der Handel erhalte damit die Möglichkeit, regionale Produkte glaubwürdig zu kennzeichnen und Zusatzanforderungen den Bauern entsprechend zu honorieren. „Wir brauchen Modelle, die sicherstellen, dass faire Marktpreise über die Verarbeitungsunternehmen auch beim Erzeuger ankommen“, so Kaniber.
Entsprechende Lösungsansätze zu identifizieren, sei auch ein wichtiges Ziel der erneut anstehenden Gespräche, die Kaniber gemeinsam mit ihrem baden-württembergischen Kollegen Peter Hauk demnächst führen wird. Die „Südschiene“ will zusammen mit Erzeugern, Fleischwirtschaft und Handel die heimische Produktion von qualitativ hochwertigem Schweinefleisch aus Bayern und Baden-Württemberg nachhaltig sichern. „Der Einzelhandel ist sich bewusst, dass er ein wichtiger Teil der Lösung ist – gemeinsam müssen die klaren Bekenntnisse zur heimischen Landwirtschaft nun aber auch konkret an der Ladentheke umgesetzt werden“, so die Ministerin abschließend.
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