Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. informiert zum „Tag der Muttersprache“ am 21. Februar:
Leider gibt es auch in Altbayern immer weniger Dialektsprecher. Der „Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.“ (FBSD) bemüht sich deshalb bereits seit über 30 Jahren um die Erhaltung der bairischen Sprache – ein Kulturgut, das über 1500 Jahre alt ist. Einzelne Aktivitäten sind z.B. eine Dialekterhebung im Rupertiwinkel, das Gemeinschaftsprojekt „Mitn Redn kemman d’Leit z’somm“ mit der Universität Salzburg oder das Projekt „Rap die Schui“. Bei diesem handelt es sich um ein spannendes und innovatives Schulprojekt bei dem der „Bairisch-Rap“ Einzug im Stundenplan hält!
Bairisch und Rap – passt denn das überhaupt zusammen? Und wie: Das zeigen die rund 40 Einsendungen für den Wettbewerb, den der FBSD-Landschaftsverband Rupertiwinkel im vergangenen Jahr Landesgrenzen überschreitend ausgelobt hatte. Es erhebt sich dabei die Frage: „Warum denn überhaupt so ein Wettbewerb?“ Die Idee stammt von Georg Christlmaier, der im Hauptberuf Gymnasiallehrer für Englisch, Französisch und Spanisch sowie in der FBSD-Vorstandschaft Beirat für „Bildung und Schule“ ist. Er sagt zur Entstehung der Projektidee: „Mir ist an der Schule aufgefallen, dass die Schüler immer weniger bairisch reden. Entscheidend ist dabei, aus welchem Ort bzw. welcher Gegend sie stammen.“
Er weiß, dass es seit Jahrzehnten an den Schulen zum vermeintlich guten Ton gehört, den Kindern das Bairische gezielt abzuerziehen: „Man ging davon aus, dass Kinder, die hochdeutsch sprechen eine bessere Bildung und bessere Berufschancen im Leben haben”, erzählt er. „Man hat geglaubt Dialekt sei eine defizitäre Sprache, mache dumm und sei die Sprache der Unterschicht. Inzwischen weiß man, dass das Gegenteil der Fall ist. Kinder, die Dialekt sprechen und die Standardsprache lernen, wachsen zweisprachig auf. Das führt zu mehr Verknüpfungen der Gehirnzellen”, sagt Christlmaier und ergänzt: „Die Kinder können hin- und herwechseln zwischen verschiedenen Systemen (Code-Switching). Das fördert die geistige Flexibilität und wirkt sich auch auf andere Bereiche positiv aus, wie das kreative Denken und die soziale Kompetenz. Also: Standardsprache im Unterricht ja, aber auf dem Pausenhof und im Privaten unbedingt das Bairische leben und pflegen, so seine Devise. Christlmaier dazu: „Ein jeder Schüler muss Standarddeutsch lernen – und das lernen die Kinder auch.“ Aber deshalb muss man nicht gleich seinen Dialekt aufgeben.“
„Warum sind wir uns nicht darüber im Klaren, dass das Bairische nicht eine unsaubere, abgenutzte, abgedroschene Abart des Standarddeutschen ist, sondern eine eigene Varietät dessen”, argumentiert Christlmaier. „Es könne schon deshalb kein „gschlampertes Hochdeutsch” sein, weil es viel älter ist, als das Standarddeutsche, und zwar um 1000 Jahre. Das Bairische ist eigentlich das ursprüngliche Hochdeutsche und steht im Gegensatz zum Niederdeutschen, der Grundform des heutigen Standarddeutschen bzw. Hochdeutschen. Wir Altbayern können also nicht nur Hochdeutsch. Wir haben es sogar erfunden. Nur mit diesem Selbstbewusstsein hat das Bairische eine Überlebenschance.“ Aber nun zurück zum Wettbewerb. In „seiner” Schule, dem Annette-Kolb-Gymnasium (AKG), fand Christlmaier sofort Unterstützung beim Musiklehrer Felix Hagenauer. Die Schüler mussten einen Rap-Text verfassen und eine Aufnahme einreichen. Die Jury um Christlmaier und Hagenauer, mit den lokalen Rapper Sebastien Riep, Evi Dettl vom Lokalradio Buh sowie Heinz Schober vom FBSD, sichteten in zwei Runden alle Beiträge.
Mittlerweile konnten auch die Gewinner des Wettbewerbs gekürt werden. Teresa Waldherr vom Annette-Kolb-Gymnasium (AKG) Traunstein gewann mit ihrem Lied „Weißblau trifft Grüngelb” den Wettbewerb „Rap de Schui“. Neben dem Gesamtsieg wurde auch noch in zwei weiteren Altersklassen gewertet. In der Mittelstufe entschieden neun Dirndl der Gruppe „9/8ler Taktgefühl” mit ihrem Lied „Bayern 2030” den Wettbewerb für sich. In der Unterstufe siegten „De Waginger”. Auch ihr Lied hieß „Bayern 2030”. Die Sieger dürfen sich nun über professionelle Videoaufnahmen freuen. Für die Plätze Zwei und Drei vergab der FBSD Geldpreise. Zudem werden die Gewinner zu einer Sendung ins Studio von Radio Buh eingeladen und auch ein Konzert ist in Planung. Projektinitiator Christlmaier ist zufrieden mit dem Wettbewerb, wenn er sich auch noch mehr teilnehmende Schulen gewünscht hätte. „Die, die mitgemacht haben, hatten ihren Spaß“, sagt er, „das war deutlich zu beobachten.“
Der FBSD freut sich über dieses bärige, nachahmenswerte Projekt und hofft, dass dadurch viele weitere Schulen motiviert werden, ein solches in Angriff zu nehmen, damit auch bei ihnen „Rap de Schui“ Einzug halten kann. Falls erforderlich, bietet der FBSD hierbei gerne seine Hilfestellung an.
Ansprechpartner:
– Georg Christlmaier, Projekt „Rap de Schui“ – georg.christlmaier@akg-traunstein.de
– Dipl.-Ing. Siegfried Bradl, FBSD – 1.Vorstand@fbsd.de
Text und Fotos © FBSD
Bilder und Bildunterschriften:
Bild 1:
Logo „Rap de Schui“
Bild 2 – Musilehrer:
Die beiden Hauptverantwortlichen des Projektes „Rap de Schui: Fremdsprachenlehrer Georg Christlmaier und Musiklehrer Felix Hagenauer (v.l.).
Bild 3 – Rap_3:
Karlotta Angerer von der Gruppe „9/8ler Taktgefühl”: Spaß und Freude, auch wenn die Anspannung groß ist.
Bild 4 – Hutverleihung 2:
Alle Teilnehmer bekamen einen Hut mit der Aufschrift „I red Boarisch und Du?”, spendiert vom FBSD.