Kultur

Schöner Traunsteiner Sommerkonzertabend

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein wunderschönes, harmonisch in sich geschlossenes musikalisches Erlebnis war das dritte Konzert bei den 44. Traunsteiner Sommerkonzerten im sehr gut besuchten Kulturforum Klosterkirche. Nur drei Akteure bestritten den Abend zum Thema Heinrich Heine „Schöne Wiege meiner Leiden“: der unvergleichlich großartige Bariton Konstantin Krimmel sang Vertonungen von Heine-Gedichten, komponiert von Musikern aus der romantischen Epoche wie Franz Liszt, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann. Am Klavier begleitet wurde er – unglaublich weich, einfühlsam, vollkommen harmonisch aufeinander abgestimmt, als würde nur eine Person musizieren – von dem in Jerusalem geborenen Ausnahme-Pianisten Ammiel Bushakevitz. Allein durch ihre klare, fein modulierend und artikulierende Stimme faszinierte die Stimmkünstlerin Maren Ulrich, die einige Texte und Gedichte von Heinrich Heine (1797 bis 1856) rezitierte.

Die drei Künstler hielten das verzauberte Publikum vom ersten Ton an gefangen. Eineinhalb Stunden lang – glücklicher Weise weder unterbrochen von Applaus noch durch eine Pause – war Heines Dichtkunst, sein messerscharfer, alles analysierender Verstand als politischer Journalist, und seine Emotionen von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt in den musikalischen Vertonungen hautnah erlebbar. Gerade die
Rezitationskunst von Maren Ulrich, die zum Beispiel seine kritisch satirischen Texte, wie „Der revolutionäre Romantiker Harry Heine auf der Suche nach Identität“ oder „Engagiert und kritisch: Heines politische Fragen“ rezitierte, schufen ein unverwechselbar authentisches Bild von der Persönlichkeit des berühmten, zu allen Zeiten umstrittenen und viel diskutierten Dichters.

Wunderschöne Lieder von Liebe und Sehnsucht zu Anfang des Programms wie Schuberts „Das Fischermädchen“ oder die berühmte „Loreley“ von Franz Liszt sang Konstantin Krimmel mit völlig klarer Intonation und seinem dennoch unfassbar weichen, modulierfähigen Bariton, der die Hörer in den siebten Himmel heben konnte. Ebenso vermochte er Gänsehautmomente, grauenvolle Schwermut und Jammer zu vermitteln, so bei Schuberts „Belsatzar“ und Franz Schuberts berühmtem „Der Atlas“ („ich unglücksel´ger Atlas“), der „die ganze Welt der Schmerzen“ tragen muss und so unmissverständlich korreliert mit „Tod im Exil: Abdankung eines Dichters“ rezitiert von Maren Ulrich, wo der schwer kranke, Jahre lange bettlägerige Heine sein Schicksal in der „Matratzengruft“ in Paris beklagt.

Mit Robert Schumanns Liedern „Es leuchtet meine Liebe“ und „Mit Myrten und Rosen“ endete dieser unvergleichliche Lieder- und Rezitationsabend  mit drei großartigen Künstlern. Spätestens bei diesen Lieder wurde aus aller Trauer und Schwere hinaus ein wunderbares Bekenntnis zu Leben und Liebe über den Tod hinaus geboren: wütende, raue, furiose Töne bis zu sanften, zarten, fast sphärischen Klängen, die ins Jenseits münden. Nach dem letzten Ton dauerte es lange, bis sich das Publikum von diesen tief beeindruckenden Liedern erholt hatten. Der dann einsetzende Applaus verebbte nur langsam. Noch eine kleine Zugabe mit Robert Schumanns berühmter Vertonung von Heines „Die Lotosblume“ beschloss den unvergesslichen Abend.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen   –  Die drei Akteure des Heinrich Heine Abends bei denTraunsteiner Sommerkonzerten mit Gesang und Rezitation waren (von links) Maren Ulrich, der Pianist Ammiel Bushakevitz und Sänger Konstantin Krimmel. 

 

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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