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Schleching: Ein Tag im Herbst im Waldkindergarten

Der Morgenkreis ist eines der  festen Rituale im Waldkindergarten. Die Kinder sitzen im Kreis auf Baumstämmen und besprechen den Tag.  Die Leiterin, Irmi Klauser, kündigt den Nikolaus an, der in ein paar Wochen zu Besuch  kommen will. Das geht am besten mit einem Lied, in das die Kinder nach und nach einstimmen. Dabei werden die Geräusche des Waldes bemerkt, zum Beispiel eine Krähe, die mit lautem Krahkrahkrah wohl dem Text des Liedes zustimmt.

Auch werden in dem Kreis kleine Konflikte geklärt, wie zum Beispiel,  dass niemand ausgegrenzt wird, nach dem Motto „der Wald ist für alle da“ und die Menschen müssen sich im Wald gut benehmen, da sie nur zu Gast da sind.

An diesem Tag geht es zur Pirateninsel im Wald

Dann wird gemeinsam beschlossen, welches Ziel im Wald an diesem sonnigen Tag angesteuert werden soll. Alle sind sich einig, es geht zur Pirateninsel, um vielleicht nach dem Feuersalamander zu schauen. Aber auch schon auf dem Weg dorthin, warten genügend kleine Wunder, die die Kinder bemerken. So sieht Theo den Mond, von allen werden die buntesten Blätter gesammelt, Victoria sammelt Müll auf, einige Kinder rennen vor, kennen aber die Haltepunkte, wo sie auf die anderen warten müssen und manche Kinder laufen ganz langsam, weil sie ständig Neues am Wegrand entdecken. Die Strecke geht an einer Ziegenherde vorbei, die sogleich aus allen Richtungen angerannt kommen und von den Kindern freudig begrüßt werden. Am liebsten werden die Ziegenbabys von den Kindern gemocht oder den „Papa mit dem Ziegenbart“ oder die hübschen weißen Ziegen.

Unterwegs erzählen die Kleinen, was sie heute  alles noch in ihrer Fantasie erledigen wollen, wie „ich muss noch häckseln“ „ich noch einkaufen“ bis sie an ihrem ganz  besonderen Platz im Wald angekommen sind. Dort werden mit Hilfe von einem mitgebrachten Wasserschlauch die Hände gewaschen, natürlich wieder mit einem „Händewasch-Lied“. Dann wird der Platz zum Essen hergerichtet mit den schönen Blättern von unterwegs und einer Kerze in der Mitte. Für den „Guten Appetit“ wird ein kindliches Gebet gesprochen. Das sind feste Rituale, die den Kindern Sicherheit und Kontinuität geben, erläutert Irmi Klauser.

Beim Essen erklärt sie, warum die Sonne jetzt anders steht an ihrer Pirateninsel als im Sommer, die gefundenen Blätter werden benannt  Eiche, Buche, Haselnuss, Ahorn. Einige kennen die Kinder sogar schon.

Es gibt „Goldene Waldregeln“

Nach dem Essen und Aufräumen dürfen die Kinder ihrer Fantasie beim Spielen im Wald freien Lauf lassen. So wird ein umgefallener Baum zum Piratenschiff, eine alter Baumstumpf zur Höhle, alle nutzen den unerschöpflichen Reichtum der Natur, kein Kind fragt nach einem Spielzeug, alles ist reichlich vorhanden – und wenn etwas zum Spielen fehlt, muss mit der Kreativität eine Lösung gefunden werden, was die Kinder in Perfektion beherrschen. Da wird ein Ast mal schnell zum Staubsauger oder ein Stück Baumrinde zum Teller.

Aber es gibt auch die „Goldenen Waldregeln“, die müssen von allen Kindern eingehalten werden. Es sind klare Regeln mit sinnvollen Konsequenzen, zum Beispiel dürfen die Kinder nicht aus Sicht- und Hörweite gehen, nicht mit spitzen Stöcken aufeinander zulaufen, schnitzen mit dem Messer nur mit einem Erwachsenen zusammen und die mitgebrachte Brotzeit wird grundsätzlich zusammen gegessen.

Irmi Klauser meint dazu, die Kinder bleiben zwei bis drei Jahre und jetzt wird der Samen gelegt für ihr  Verständnis und die Rücksichtnahme auf die Natur, die Tiere und die Mitmenschen. Eine wirklich schöne Art zu lernen!

Bericht und Fotos: Sybilla Wunderlich


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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