Im Alter von 87 Jahren verstarb nach längerer Krankheit der Schauspieler, Filmemacher, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Christian Michael Doermer auf dem Samerberg. Dorthin hatte er sich nach einem schaffensreichen Leben zurückgezogen und dort fand er auf dem Gottesacker von Grainbach auch seine letzte Ruhestätte. Christian Doermer hatte eine zerrissene Jugendzeit, er war umschwärmter Schauspieler und er suchte im Leben immer wieder neue Wege.
Pfarrer Mirko Hoppe von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Stephanskirchen erinnerte bei der Trauerfeier in der Kirche von Grainbach, dass Christian Doermer ein Mann mit Charisma, ein Vorbild im Beruf und mit seinen Eigenarten für seine Mitmenschen nicht immer einfach war. „Er brauchte die Weite und den Horizont, er suchte das Abenteuer, er liebte das Meer, Afrika, Indien und Asien und er wertschätzte die Natur. Der Tod seiner Frau, der Schriftstellerin Laura Doermer (geb. Schmidt-Polex) und seines Sohnes Moritz haben ihm allerdings viel Kraft genommen“ – so der Geistliche.
Andreas Doermer begann seinen Nachruf auf seinen älteren Bruder nach einem Zitat von Friedrich Nietzsche mit dem für Christian Doermer passenden Satz, man soll keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist. Dazu sagte er ergänzend namens der vier jüngeren Geschwister: „Christian bewunderten wir ob seiner starken Gedächtnisleistung, seine Einschränkungen nahm er klaglos und ohne Verbitterung an. In Erinnerung bleiben natürlich seine unkonventionelle Lebensführung, seine Kreativität und seine von ihm angeregten Törwanger Familientage“.
Tochter und Buchautorin Christiane Tramitz ( u.a. „Harte Tage, gute Jahre“) hielt –auch für Enkel- und Urenkel-Kinder ebenfalls einen Nachruf am offenen Urnengrab und sagte dabei, dass sie von ihrem Vater trotz vieler Entbehrungen aufgrund seiner Reisen und seines Berufs viel gelernt hat und erklärte dazu: „Ohne Dich mit Deiner Beharrlichkeit und Deinem Sturrsinn hätten wir nicht das Haus in Törwang am Samerberg und ohne Dich hätte ich nicht studiert und nicht promoviert. Von Dir habe ich gelernt, dass Schreiben Menschen verbindet und von Dir habe ich den Mut, Rückschläge zu meistern. Auch bleibt mir Dein Ratschlag in Erinnerung, aus dem Leben nicht einen Erlebnisbauchladen zu machen“.
Die musikalische Gestaltung der Trauerfeier in der Kirche erfolgte mit Orgelmusik durch Michael Melcher sowie auf dem Friedhof mit afrikanischen Rhythmen, da Kenia für Christian Doermer zur zweiten Heimat geworden war.
Zur Biografie von Christian Doermer (wikipedia):
Der Sohn des Arztes Hartmut Doermer und der Schauspielerin Ruth von Zerboni wuchs nach der Trennung der Eltern in verschiedenen europäischen Städten auf und besuchte das Schlossinternat Neubeuern. Nach dem Abitur studierte er Soziologie und Volkswirtschaft in Frankfurt und Marburg. Durch Vermittlung seiner Mutter, die in München die Schauspielschule Zerboni betrieb, erhielt er ab 1954 erste, zunächst kleine Filmrollen. 1956 debütierte er am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg als Theaterschauspieler. Im Film fiel Doermer erstmals im Jahre 1956 durch den Klassiker Die Halbstarken auf, wo er als braver jüngerer Bruder von Horst Buchholz in dessen kriminelle Machenschaften hineingezogen wird. Daraufhin folgten für Doermer Hauptrollen in weiteren Jugendfilmen wie Die Frühreifen (1957) sowie Alle Wege führen heim (1958). In Flucht nach Berlin (1960) spielte er einen enttäuschten jungen SED-Funktionär, der sich nach West-Berlin absetzt. Dafür erhielt er das Filmband in Gold als bester Nachwuchsschauspieler. 1961 wirkte er in dem erfolgreichsten Krimi-Sechsteiler Das Halstuch nach einer Vorlage von Francis Durbridge mit. An seiner Seite spielten in diesem Straßenfeger so hochkarätige Kollegen wie Heinz Drache, Albert Lieven oder Horst Tappert.
Im Jahre 1962 gehörte Doermer (als einziger Schauspieler) zu den 26 Unterzeichnern des Oberhausener Manifests. Dieses Manifest wollte den deutschen Film moderner machen und begründete so den Neuen Deutschen Film.
1963 gründete Doermer seine eigene Filmfirma Cine Dokument Film. In der Art der Autorenfilmer realisierte er selbst mehrere Filme, bei denen er zugleich Autor, Produzent, Regisseur und Darsteller war. Er spezialisierte sich dabei auf Spiel- sowie Dokumentarfilme über ferne Regionen wie Indien, Afrika und Asien. Immer wieder thematisierte er dabei interkulturelle Probleme, so im Fernsehfilm Du (1975), der die Beziehung zwischen einem in Thailand lebenden Deutschen und seiner einheimischen Hausangestellten in den Mittelpunkt stellte. 1979 drehte Doermer, der sich immer wieder mit Philosophie beschäftigte, einen Fernseh-Zweiteiler über das Leben und die Theorien von Friedrich Nietzsche.
1989 gründete Doermer mit Hans Clarin und der Schauspielerin Mona Freiberg die Produktionsgesellschaft Ensemble am Chiemsee, die vor allem Programmbeiträge für das Privatfernsehen und regionale Medien lieferte. Beim Radiosender Charivari Rosenheim und Chiemgau Traunstein moderierte er außerdem über viele Jahre zweiwöchentlich das Kulturprogramm Funkturm. An diese Zeit erinnert sich auch Stephan Mikat als Radio-Redakteur wie folgt: „Das Schöne an Doermer war, er war nie beleidigt. Ich hatte ihm mal Hausverbot in Traunstein erteilt. Ein paar Wochen später haben wir zusammen Kaffee getrunken“. Christian Doermer war auch Mitglied der Deutschen Filmakademie.
Foto/s: Hötzelsperger – Trauerfeierlichkeiten für Christian Doermer in der Pfarrkirche von Grainbach und auf dem dortigen Friedhof mit Trauerbildnis Christian Doermer.