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Schaurige Orte in Bayern – Lesungen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Freilassing – Nicht etwa von Traumwanderzielen handelte die Lesung in der Stadtbücherei, sondern von „schaurigen Orten in Bayern“. Diese Ankündigung von „unheimlichen Geschichten“ im Untertitel hatte dennoch viele neugierige Besucher in die beliebte Veranstaltung in der Stadtbücherei angezogen, bei der es immer auch ein geselliges Nachgespräch mit einem kleinen Büffet gibt – liebevoll hergerichtet von der Vorsitzenden des Kulturvereins und Leiterin der Stadtbibliothek, Edith Karnowski.

Der Herausgeber des Buches, Lutz Kreutzer, stellte gemeinsam mit zwei weiteren der 12 Autoren und Autorinnen schaurig-schöne Geschichten vor und zeigte Bayern von seiner gruseligen Seite. Die Orte der Handlungen in den Geschichten sind real, die spannenden Handlungen jedoch sind angelehnt an Legenden und Sagen von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Mit diesen historischen oder literarischen Gegebenheiten bereitet jede der Erzählungen den Leser auf die darin folgende Handlung vor.

Das Buch ist der zehnte Band einer Reihe mit schaurigen Orten in verschiedenen Städten und Ländern. Vor etwa fünf Jahren sei die Idee am örtlichen Stammtisch des Syndikats – dem Verein der Krimiautoren im deutschsprachigen Raum – entstanden, so Kreutzer. Roland Krause berichtete, er habe in alten Texten recherchiert, was es an Spukgeschichten in Landshut gebe. Seine Geschichte „Arme Seelen“ handelt von solch einer „wiedergehenden, armen Seele“. Mit den inneren Monologen, die der allwissende Erzähler wie in einem Bewusstseinsstrom hervorsprudelt, holt Roland Krause die Zuhörer sofort in die Mitte des Geschehens und lässt sie die Gedanken und Gefühle des Protagonisten Jakob nachempfinden. Dieser zieht, ohne es zunächst zu wissen, in die Schlafstatt eines jungen Mannes ein, der kurz zuvor ermordet wurde, und dessen Habseligkeiten ihm vom Knecht der Behausung angeboten werden. In dessen Hose wird er dann auch mit dem ursprünglichen Besitzer verwechselt und – trotz Klarstellung – mit dessen Namen „Bene“ angesprochen: „Einer sei ja doch gleich dem anderen“, beschwichtigt der Knecht. Dieser und andere fast philosophische Gedankensprengsel regen zum Nachdenken an. Die vom Autor gewählte Sprache ist der historischen Zeit angepasst – sprachliche Mittel wie Metaphern und Vergleiche einerseits, zum Beispiel „Gedankenstachel“ oder „Boshaftigkeit, die den Knecht dick wie Morgennebel umhüllt“, gesprochene Sprache andererseits, die einen Anstrich von Authentizität vermittelt. Beim ersten Spannungshöhepunkt brach der Autor ab. Das Buch muss her – knisterte es im Publikum.

„Höhlen sollst du meiden“ von Michaela Pelz ist eine Rahmengeschichte in zehn Teilen um eine alte Dame und ihr Geld, das so manche Versuchung für ihren Neffen und die Krankenpflegerin und in sich birgt. Auch diese Autorin sorgte mitten drin dafür, dass so mancher Besucher den Atem anhielt und unwillkürlich laut ein „Nein“ dachte. Um die Watzmannostwand dreht sich die Geschichte von Lutz Kreutzer, der seit eineinhalb Jahren in Freilassing wohnt. Sie ist aus der Sicht des Ich-Erzählers historisch eingebettet in die Zeit des Nationalsozialismus und das Thema Antisemitismus. Psychologisch geht es bis zu dem Punkt, an dem auch in dieser Geschichte die Spannung am größten war, zunächst um eine Liebesgeschichte und dann auf einer anderen Ebene um Größenwahn und Machthunger im zwischenmenschlichen Bereich. Herzklopfen nach diesem spannenden Vorgeschmack auf lesenswerte Geschichten, die zugleich mit Unterhaltsamem und Lehrreichem punkten.

Bericht und Bild: Brigitte Janoschka

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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