Es ist der erste Juni, herrliches Wetter, angenehme Temperaturen und wir wollen wandern. Wir planen eine gemütliche Almenwanderung am Samerberg und zwar zur Schwarzries, wo meine beiden Begleiter noch nie waren. Ich war vor ein paar Jahren auf der unterhalb des Spitzsteins liegenden wunderschönen Alm, aber die Schwarzrieshütte war damals geschlossen.
Wir starten beim Waldparkplatz Gammern in Bruchfeld (880 m) und wandern auf Almstraßen an der Wagneralm vorbei hinauf zur Käsalm (1015 m), Ausgangspunkt für eine Besteigung des unspektakulären, aber durchaus lohnenden Pastaukopfs (1325 m). Die Almwiesen leuchten in frischem Grün, die Kälber starren uns neugierig an, linkerhand steht oberhalb der Straßenböschung ein Kreuz. Wir klettern hinauf und lesen, daß es zur Erinnerung an die toten Bergkameraden der Alpenvereinssektion Mühldorf errichtet wurde. Wir passieren die Almhütte die nur sporadisch bewirtschaftet wird, heute gibt es hier nichts, aber es ist nicht mehr weit bis in die Schwarzries.
Die Almstraße endet jetzt und geht in einen schmalen Pfad über, der mehrere Biker auf E-Bikes oder MTBs nicht hindert, die Schwarzrieshütte anzusteuern. Wir überschreiten die Grenze zu Österreich, erkennbar an einem unscheinbaren Grenzstein. Der Weg geht leicht bergab, hinunter ins Trockenbachtal, dem nördlichsten Zipfel von Tirol. Erst zwischen der tirolerischen Unterwiesenalm und der bayerischen Oberwiesenalm im Tal zwischen Hochries und Klausenberg biegt die Grenze wieder nach Süden ab.
Wir erreichen die Schwarzrieshütte um die herum Rinder und Pferde weiden. Die Berghütte hat Tiroler Schmankerl auf der Speisekarte und bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten.Wir setzen uns an den letzten freien Tisch auf der Terrasse mit ihrer fantastischen Aussicht hinein bis in die noch schneebedeckten Tauern und lassen uns Weißbier und Knödelsuppe schmecken. Die nette junge Bedienung gibt uns Einblicke in ihr Leben auf der Berghütte, erzählt wie glücklich sie hier mit ihren Pferden ist, daß sie natürlich hier auch übernachtet und sogar an den Ruhetagen hier heroben bleibt.
Gut gestärkt geht´s weiter, anfangs wie auf dem Hinweg zurück bis zu Käsalm. Von dort steigen wir einen steilen, holprigen Steig hinunter in die Euzenau. Das Landschaftsbild ändert sich jetzt total. Die Almlandschaft ist hier ganz anders, wie in der Schwarzries, aber ebenfalls traumhaft schön. Es ist ungewöhnlich ruhig, obwohl Pfingstferien sind. Nur in der Triesdorferhütte sind Leute, aber die Hütte ist privat und keine Einkehr möglich. Wir werden aber freundlich begrüßt und zum Rasten eingeladen, nur gäbe es nichts zu Essen oder Trinken. Wir nehmen das Angebot gerne an, denn es ist wunderschön hier mit Ausblicken auf Pastaukopf, Kranzhorn und Kitzstein. Eine Gruppe mit Kindern macht hier eine Woche Urlaub, für die Kids ein toller Ort zum Herumtoben oder am nahe vorbeifließenden Bach Wasserspiele zu machen.
Stilla Schramml, die Chefin, sieht uns an, daß wir jetzt einen Kaffee brauchen und stellt uns eine Kanne und drei Haferl auf den Tisch. Sie erzählt uns, daß die Hütte dem Verein „Triesdorfer Hütte e.V.“ gehört. Wir genießen die außergewöhnliche Gastfreundschaft und den Ratsch mit den freundlichen Hüttenbewohnern – was für ein Glücksfall!
Nach dem überraschenden Intermezzo in der Triesdorferhütte machen wir uns auf den Rückweg zum Auto. Vorbei an der Gammern-Diensthütte und Stiegleralm sind wir in weniger als einer Stunde wieder am Ausgangspunkt und reden noch lange über die Einkehr bei Stilla Schramml und ihren „Sherpas“.