Nach drei Monaten vermeintlicher Winterruhe eröffnete Bezirkstagspräsident Josef Mederer die neue Saison im Heimatmuseum des Bezirks Oberbayern auf der Glentleiten, die von Josefi bis Martini dauern wird. Die vergangenen Monate wurden intensiv genutzt, um Winterschäden zu beseitigen, die Barrierefreiheit zu verbessern und auch den Maibock einzubrauen, ein besonderes Anliegen für den Fachmann Josef Mederer.
Zur Saisoneröffnung waren viele Gäste erschienen: Bezirkstagsvizepräsident Rainer Schneider, der Vorsitzende des Bayernbundes und Bezirksrat Sebastian Friesinger, der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes Max Bertl, der örtliche Landrat und Bezirksrat Anton Speer sowie der Referent für das Heimatmuseum Thomas Schwarzenberger.
Museumsdirektorin Dr. Monika Kania-Schütz führte in die neue Saison ein und präsentierte einen neuen, kurzweiligen Imagefim über das Freilichtmuseum.
Das Jahresprogramm 2019 mit über 260 Veranstaltungen findet sich unter www.glentleiten.de/Unser-Programm/Jahresprogramm. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei eine Sonderausstellung, die vom 5. Mai bis 1. Dezember gezeigt wird:
Eine Neue Zeit – Die „Goldenen Zwanziger“ in Oberbayern
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brach in Deutschland eine Zeit der politischen Unsicherheiten und Umbrüche an. In Bayern wurde im November 1918 der letzte König, Ludwig III., abgesetzt, und Kurt Eisner proklamierte den „Volksstaat“. Kurz darauf errichteten extreme Linke Anfang April 1919 die Münchner Räterepublik. Mit ihrer Niederschlagung war die Revolutionszeit in Bayern beendet.
Die Folgen des Kriegs wirkten sich jedoch bis weit in die 1920er Jahre hinein auf die Bevölkerung aus, die mit Lebensmittelknappheit und Inflation zu kämpfen hatte. Erst ab 1924 begann eine Phase relativer Stabilität und innenpolitischer Ruhe, die von wirtschaftlichem Aufschwung und einer kulturellen Blüte geprägt war. Bubikopf und Charleston, Technisierung und Fortschritt – der Begriff der „Goldenen Zwanziger“ wurde zu einem Synonym für diese bewegte Zeit.
Neue Freizeitaktivitäten wie Wintersport oder der Besuch von öffentlichen Badeanstalten erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Eine wahre Technikbegeisterung zeigte sich in der Veranstaltung von Autorennen oder bei öffentlichen Empfängen für Flugpioniere. Die Elektrizität hielt Einzug in viele Haushalte. Das Alltagsbild wurde auch von modischen Veränderungen bestimmt, vor allem in der Damenbekleidung.
Der Optimismus und Aufschwung jener Zeit endete jedoch abrupt mit der im Oktober 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise. Massenarbeitslosigkeit und Armut griffen schnell um sich. Mit Erfolg entfesselten rechte und linke Gegner der Weimarer Republik eine beispiellose Aufwiegelung gegen den Staat, die schließlich mit der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 endete.
Die Ausstellung spürt dem Alltag der ländlichen Bevölkerung Oberbayerns in der Weimarer Republik nach und spannt dabei einen Bogen vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Aufstieg des Nationalsozialismus. Zahlreiche historische Exponate und Abbildungen sowie Film- und Tondokumente eröffnen eine bislang eher unbekannte Perspektive auf die Zwanziger Jahre in Oberbayern.
Zeitgleich zur Glentleitner Sonderschau zeigt das Bauernhausmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern eine Präsentation über Lehrfilme für Schulen im ländlichen Oberbayern der 1920er Jahre.
Einen besonderen Höhepunkt stellt in Amerang am 9. Juni 2019 der Genusstag dar, an dem von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr regionale Lebensmittel vermarktet werden.
Markt der regionalen Lebensmittel
So schmeckt der Chiemgau: Würzig, zuckersüß und lieblich. Regionale Erzeuger und Vermarkter laden zum Entdecken von saisonalen Delikatessen ein. Kosten und kaufen Sie hochwertige Lebensmittel aus der Heimat, denn nichts überzeugt mehr als der gute Geschmack!
#genusstag #chiemgau
Bericht und Fotos: Fritz Lutzenberger