„Der Sachranger Dorfladen ist der lebendige Dorfmittelpunkt. Das Café ist Treffpunkt für Einheimische und Gäste, ist Nachrichtenzentrale und Kummerkasten, der Dorfladen erfüllt alle Funktionen im Dorf rund um das Thema Kommunikation – und einkaufen kann man auch noch“, charakterisierte die ehemalige Geschäftsführerin Ursula Havel das Sachranger Unternehmen beim großen Fest auf der Straße vor dem Dorfladen anlässlich der Ernennung zum „Dorfladen 2019“ auf der Grünen Woche in Berlin. Die Sachranger nutzten diese Gelegenheit, um ihre Verbundenheit mit „ihrem Laden“ zu zeigen, mit Ursula Havel und ihrer Nachfolgerin Kerstin Schwerdtfeger zu ratschen und bei schönem Winterwetter wieder einmal einen Nachmittag miteinander zu verbringen. „Der Dorfladen schafft Arbeitsplätze und wird mit großem, teils auch ehrenamtlichem Engagement geführt. Für die Bürger von Sachrang entwickelte er sich in den vergangenen neun Jahren seines Bestehens zu einem wichtigen Identifikationsort. Dieser Dorfladen ist das Beispiel dafür, wie durch eine Bürgerinitiative den Bewohnern und Gästen eines abgelegenen Ortes die verloren gegangenen Funktionen eines lebendigen Dorfzentrums zurückgegeben wurden“.
Der Sachranger Dorfladen entstand als Gemeinschaftsprojekt, gegründet als genossenschaftlich geführte Unternehmergesellschaft von Bürgern, Feriengästen und Freunden des Dorfes. 186 Mitgesellschafter sind an dem Unternehmen beteiligt, der Mindestbeitrag beträgt 100 Euro. Bürgermeister Peter Solnar betont stets, dass die Gemeinde Aschau fest zum Sachranger Dorfladen steht und ihn nach Kräften unterstützt, soweit es die Möglichkeiten zulassen. Von den Dorfbewohnern für die Dorfbewohner und dem Gemeinwohl dienend, zielt er nicht auf Gewinnmaximierung ab, sondern sieht sich durch die Nahversorgung der Förderung des Ortes und seiner Bürger verpflichtet. „Persönlicher Service, gemeinschaftliches Handeln, förderliche Zusammenarbeit mit Lieferanten, Information der Feriengäste – das ist der Weg für Sachrang“, so Ursula Havel. „Die Entwicklung einer Nahversorgung war ein wichtiger Schritt, um die Lebensqualität in der Ortschaft attraktiver zu machen, deutlich zu verbessern und einen umwelt-bewussten Tourismus zu fördern“.
Schon mehrfach hat sich der Dorfladen als wichtige lokale Versorgungsquelle für das Dorf an der Grenze bewiesen, als die Verbindungen ins zwölf Kilometer entfernte Aschau gekappt waren, sei es bei den Hochwasserereignissen der letzten Jahre im Oberen Priental, die mit Straßensperren verbunden waren, sei es bei den mehrwöchigen Straßenbauarbeiten an der S2093 vor zwei Jahren oder ganz aktuell bei den Straßensperren wegen der sogenannten Schneekatastrophe im Januar. Hier wurden die Hilfs- und Einsatzkräfte auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten im Laden an der Schulstraße mit Kaffee und Brotzeiten versorgt. Stets ist bei solchen außergewöhnlichen Ereignissen ein erhöhter organisatorischer Aufwand notwendig, um die Versorgung des Grenzortes in Krisensituationen zu sichern.
Neben dem allgemeinen Angebot eines Lebensmittelladens werden hier im Sachranger Dorfladen vor allem die hervorragenden Ressourcen der heimischen Landwirtschaft genutzt und Produkte bester Qualität von vertrauenswürdigen Erzeugern sowohl aus dem Chiemgau als auch aus dem benachbarten Tirol ins Sortiment aufgenommen. Der Sachranger Dorfladen trägt damit zur „grenzenlosen Deutsch-Österreichischen Genusslandschaft“ bei und unterstützt die transparente und kurze Wertschöpfungskette zwischen Erzeuger und Verbraucher. „Wir versuchen durch den Verkauf vorwiegend regionaler Produkte diese Wege möglichst kurz zu halten“.
Im Jahr 2017 wurde Sachrang zusammen mit der Partnergemeinde Schleching zum Bergsteigerdorf gekürt, hier nimmt der Dorfladen ebenfalls seine wichtige Funktion als Partnerbetrieb wahr. Diese Auszeichnung ist ein weiterer konsequenter Schritt der Anerkennung der Arbeit dieser Initiativen für die Bemühungen um die Nahversorgung, die Förderung des sanften Tourismus und den Erhalt der Kultur- und Naturlandschaft. Ein weiterer Schritt und ganz aktuell: Der Sachranger Dorfladen hat gerade seine erste Gemeinwohl-Bilanz fertig gestellt und wurde im November 2018 mit sehr gutem Ergebnis zertifiziert.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg