Wurzelstöcke bieten Fischen Unterschlupf. Kiesbänke und Buhnen beeinflussen die Strömung. Bäume am Ufer spenden wichtigen Schatten. Dies und vieles mehr haben die Teilnehmer beim Gewässer-Nachbarschaftstag in Saaldorf-Surheim erfahren. Tipps und Tricks für die ökologische Aufwertung kleiner Gewässer vermittelte Berater Andreas Philipp vom Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt. In dieser Funktion war es sein erster Einsatz im Landkreis Berchtesgadener Land. Fortan steht er dort Kommunen in Theorie und Praxis einmal jährlich zur Seite.
Wissensvermittlung in Theorie und Praxis
Kommunale Aufgaben sind vielfältig. Zu ihnen gehört auch die Pflege der kleinen Gewässer auf Gemeindegebiet. Unterstützung in Form von Fachwissen kommt dafür vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein: Gewässernachbarschafts-Berater wie Andreas Philipp bieten theoretische Schulungen ebenso an wie praktische Vorführungen direkt am Bach.
Wie mit kleinen Mitteln eine große Verbesserung zu erzielen ist, erklärte Philipp den Teilnehmern, unter ihnen Bürgermeister Andreas Buchwinkler, am Rossgraben in Isselgau. Den Bach, der in den Abtsdorfer See fließt, nennt Philipp „ein tolles Gewässer“. Über weite Strecken sei der natürliche Verlauf erhalten. Außerdem sei der Rossgraben gut verschattet: Zahlreiche Büsche und Bäume an beiden Uferseiten schützen das Gewässer vor zu großer Erwärmung.
Rohrleitung beeinträchtigt Lebensraum
Der guten ökologischen Entwicklung entgegensteht allerdings eine Rohrleitung im Bach. Der Höhenunterschied zwischen Rohrende und Bachbett macht es Fischen und anderen Lebewesen unmöglich neue Lebensräume zu erschließen. Sie können den kleinen Absturz nicht überschwimmen.
Abhilfe schafft eine Sohlgleite aus Kies mit versetzt gelegten Steinen. Richtig angeordnet, erhöhen sie den Wasserspiegel und ermöglichen den Tieren das Überwinden des Höhenunterschiedes. Wie genau so ein Bauwerk zur ökologischen Durchgängigkeit angelegt wird, zeigte und erklärte Philipp den Teilnehmern. In Ergänzung einiger struktureller Maßnahmen, wie dem Einbau von Wurzelstöcken und dem Anlegen von kleinen Kiesbänken, entsteht zusätzlicher, wertvoller Lebens- und Laichraum.
Ziel ist der ökologisch gute Zustand des Baches
Damit wird sich der ökologische Zustand des Baches verbessern – ganz im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Sie fordert bis zum Jahr 2027 den „ökologisch guten Zustand“ aller Gewässer. Nicht nur deshalb rät Philipp den Kommunen solche Projekte selbst in die Hand zu nehmen – gerne unterstützt durch das Fachwissen des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes. Gut zu wissen: Auch finanziell gibt es Unterstützung. Der Freistaat übernimmt bei jeder geeigneten, sinnvollen Maßnahme, die im Interesse der Öffentlichkeit steht, einen Großteil der Kosten.
Bericht: Bernhard Lederer
Fotos: Wasserwirtschaftsamt Traunstein