Nach einer fast 45 Jahre dauernden forstlichen Laufbahn verabschiedet sich mit Forstbetriebsleiter Paul Höglmüller zum 1. Juli eine forstliche Institution in den verdienten Ruhestand. Im Rahmen einer Feier mit der gesamten Belegschaft des Forstbetriebes und vielen Ehrengästen und Wegbegleitern im Holzknechtmuseum Ruhplding wurde dabei auch mit dem Forstwissenschaftler Joachim Keßler der Nachfolger vorgestellt.
„Paul Höglmüller verkörpert den Förster-Beruf seit Jahrzehnten wie nur wenig andere und war ein Glücksfall für den Forstbetrieb Ruhpolding und den Chiemgauer Bergwald“, betonte Manfred Kröninger, der Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, bei seiner Laudatio. Er zeigte sich beeindruckt von der hohen Meinung aller Mitarbeiter/innen und Beteiligten über das Engagement von Höglmüller, dem 2005 nach der Forstreform die Leitung des Forstbetriebes Ruhpolding übertragen wurde. „Er war und ist ein starker und glaubwürdiger Anwalt des Bergwaldes, der seine Leidenschaft für den Waldbau mit einer besonderen Liebe für den Bergwald vereint“, lobte Kröninger den künftigen Ruheständler und dankte ihm besonders für seine „Fachkompetent und sein Fingerspitzengefühl“ bei der Betreuung der Wälder.
Neben den Bürgermeistern aus Ruhpolding, Siegsdorf, Bergen, Grassau, Marquartstein, Unterwössen und Schleching waren auch die Vertreter und Weggefährten vieler Vereine und Verbände wie dem Bund Naturschutz, dem Landesbund f. Vogelschutz, vom Verband der Forstberechtigten und vom Almwirtschaftlichen Verein, der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) aus Traunstein und Rosenheim, sowie die Leiter der umliegenden Forstbetriebe und viele weitere Wegbegleiter gekommen. Die beiden Landtagsabgeordneten Klaus Steiner und Gisela Sengl waren sich in ihren Grußworten einig: „Paul Höglmüller ist uns seit vielen Jahren ein gradliniger und ehrlicher Berater und Wegbegleiter, der nie den schwierigen Weg der Vermittlung und der Balance zwischen allen Beteiligten gescheut hat“.
Eine stattliche Musikantenschar aus dem Ausbildungsbetrieb der Staatsforsten in der Laubau mit ihrem Ausbilder Forstwirtschaftsmeister Sepp Wolf sorgte zwischen den Redebeiträgen mit flotten alpenländischen Melodien für Auflockerung. Der Ausbildungsmeister war sich mit dem Vorsitzenden des Personalrates Andreas Hell einig: „Offene und ehrliche Gespräche auf Augenhöhe waren bei Paul Höglmüller so selbstverständlich wie sein soziales Engagement für die Mitarbeiter/innen“. Mit einer selbstgebauten „Hausbank“ für den Hof des künftigen „Almbauern“ und spürbarer Wertschätzung bedankte sich die Belegschaft bei Höglmüller und zeigte sich überzeugt dass es dem „Ruheständler“, der sich auch immer für die Ausbildung des Nachwuchses stark gemacht hatte, sicher nie langweilig werden wird.
Paul Höglmüller, der sich in seiner Heimat im Inntal schon als kleiner Bub immer für die Natur, den Wald und die Tierwelt interessiert hatte, begann seine forstliche Laufbahn nach dem Studium an der LMU München und einem Referendariat im Fichtelgebirge beim damaligen Forstamt Garmisch-Partenkirchen, wo er bei der Sanierung wertvoller Berg- und Schutzwälder eingesetzt war. 1985 wechselte er in die Chiemgauer Heimat und wurde bald stellvertretender Leiter im Forstamt Marquartstein. 2005 erfüllte sich, wie er sagte, ein Kindheitstraum, als ihm bei der Gründung der Bayerischen Staatsforsten 2005 die Leitung des neu gegründeten Forstbetriebes Ruhpolding übertragen wurde.
Höglmüller selbst hatte sich zum Abschied Gedanken über ein „erfülltes und zufriedenes Berufsleben“ gemacht. „Es war ein großes Glück, dass ich immer wieder mit den richtigen Menschen in Kontakt gekommen bin“ blickte er auf die Kinder- und Studienzeit ebenso zufrieden zurück, wie auf sein Referendariat in Wunsiedel oder seine Zeit in Garmisch, wo auch seine Begeisterung für die Almwirtschaft geweckt wurde. „Die Zeit der Verantwortung für den Wald und die Menschen ist uns nur geliehen“ mahnte Höglmüller, „daraus da Beste zu machen war für mich eine Verpflichtung aber auch eine große Freude“. Er bedankte sich sehr emotional bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für „euer unglaubliches Engagement auch in schwierigen Zeiten und für eure Verbundenheit zum Forstbetrieb und zum Wald“, und bei Allen die offen und respektvoll über viele Jahre mit ihm den Weg gegangen waren. Seinem Nachfolger Joachim Keßler wünschte er die gleiche Unterstützung, eine gute Hand und frische Ideen. Dieser freute sich „einen bestens aufgestellten Forstbetrieb und eine tolle Mannschaft“ übernehmen zu dürfen, auf eine spannende Aufgabe mit einem Arbeitsplatz zwischen Hochgebirge und Bayerischem Meer und bot Höglmüller die „Ehrenmitgliedschaft“ im Forstbetrieb Ruhpolding an.
Der Forstwissenschaftler Joachim Keßler, der aus der Oberpfalz kommt, ist seit 2005 bei den Staatsforsten tätig und war zuerst in der Unternehmens-Kommunikation eingesetzt bevor er 2010 als stellvertretende Forstbetriebsleiter nach Wasserburg wechselte und von 2016 bis 2020 den Spessart-Forstbetrieb in Heigenbrücken leitete. Die letzten zwei Jahre leitete er den Zentralen Einkauf der Bayerischen Staatsforsten.
Vorstand Manfred Kröninger zeigte sich überzeugt: „Joachim Keßler bringt nicht nur die selbe Begeisterung für den Bergwald mit, er hat auch das Fachwissen und die Fähigkeit andere Menschen für seine Ideen zu gewinnen“.
Bericht und Fotos: Franz Krammer