Der am 1. November 1935 gegründete Trachtenverein „d´Gederer“ Rottau hat heuer zum 4. Mal die Ehre, Gastgeber eines Gautrachtenfestes des Chiemgau-Alpenverbandes zu sein. Das heißt ein 82 Jahre alter Verein richtet das 82. Chiemgauer Gautrachtenfest aus.
Das Gaufest dauert vom Donnerstag, 26. Juli, bis Montag, 6. August. Höhepunkt wird der Festsonntag, 29. Juli, sein. Ab 8 Uhr werden die ankommenden Vereine von der Festmusi, der Rottauer Dorfmusi, ins Festzelt an der Hochgernstraße gespielt. Mit 15 Musikkapellen ziehen die Trachtler auf zwei Wegen zum Kirchplatz. Dort zelebriert Pfarrer Andreas Horn den Festgottesdienst, musikalisch begleitet von der Festmusi und mit Volksgesang. Der Festzug durch das Dorf setzt sich um 14 Uhr in Bewegung. Dabei kommen alle Freunde der Blasmusik auf ihre Kosten, denn es marschieren bei den 23 Gauvereinen 20 Musikkapellen mit, so viele wie noch nie im Gauverband. Im Zelt spielen neben der Festmusi auch die Musikkapellen vom Patenverein „Dö Koasawinkla“ Reit im Winkl und aus den Nachbarsvereinen Grassau und Bernau auf. Für den Festgottesdienst haben sich 2500 Trachtler angemeldet, für den Festzug 4200.
Schirmherr ist der Bürgermeister des Marktes Grassau Rudi Jantke. Wie es in Rottau üblich ist, gibt es keinen Festleiter. Der Vereinsausschuss fungiert als Festausschuss, angeführt von der Vorständin Lisi Hilger. Und alle sind gerne bereit, mitzuhelfen. Im Zelt kommt das Bier vom Hofbräuhaus Traunstein zum Ausschank. Als Festwirt fungiert Franz Ostler aus Mittenwald. Ein besonderes Anliegen war den Rottauer Trachtlern ein Bittgang. 100 Personen, darunter der Schirmherr, zogen betend für ein unfallfreies Gaufest und schönes Wetter am Festsonntag zum Westerbuchberg. Der Gottesdienst mit zwei Musikgruppen und dem Orgelspiel war sehr eindrucksvoll. Viel wurde im Vorfeld des Festes in Gemeinschaftsarbeit geschaffen. Wie beim Gaufest 1977 fertigten eine Gruppe Rentner Festzeichen aus Holz. Besonders der Echte Faulbaum mit seinem gelben Splintholz und dem roten Kernholz ergibt wunderschöne Festzeichen. Auf der einen Seite brannten sie den Schriftzug „Gaufest Rottau 2018“ und auf der anderen das Gauzeichen des Chiemgau-Alpenverbandes ein. Die Röcklfrauen schufen in vielen Arbeitsstunden alle Eintrittszeichen. Eine gelungene Festschrift mit vielen schönen Bildern und kurzen Texten der verschiedenen Gruppen des Vereins wurde geschaffen. Sie gibt es, wie auch die Festzeichen, beim Verkehrsbüro und der Rottauer Kramerin zu kaufen.
Getreu dem Motto des Gaus „Jung und Oid miteinand“ wird bei den Veranstaltungen im Festzelt aufgetreten; die Dorfmusi, die Jungen Gederer, das sind die Kinder- und die Jugendgruppe, die Aktiven und die Goaßlschnalzer. Sogar die Gederer Zwergerl, die Allerkleinsten sind einmal dabei!
Geschichte des Rottauer Trachtenvereins
1907, zu einer Zeit, da in den umliegenden Dörfern Trachtenvereine gegründet wurden, wurde in Rottau der Burschen-Kranken-Unterstützungsverein gegründet. Der Verein übernahm soziale Aufgaben. Außerdem plattelten die Mitglieder, spielten Theater und vertraten den Ort bei den Gautrachtenfesten 1933 in Grassau und 1935 in Bernau. Da der Verein 1935 für Tanzveranstaltungen keine Genehmigung mehr erhielt, löste er sich im August 1935 auf. Und schon am 1. November fand im Vereinslokal beim Fleierl die Gründung des Trachtenvereins „d´Gederer“ Rottau statt. Der Burschenverein übergab seine Fahne vom Jahre 1909 an den neugegründeten Verein und noch heute wird diese Fahne von den Gederern verwendet. 79 Gründungsmitglieder wählten Felix Laubhuber, den Bangaschta Felix, zum 1. Vorstand. Nach den Neuwahlen 1937 übernahm Schorsch Weißenbacher die Funktion des 1. Vorstands. Er war der erste Rottauer Trachtler, der im 2. Weltkrieg gefallen ist. Während des Krieges übernahm Felix Hofmann, der Lippn Felix, die Aufgabe, den Verein zu verwalten. Im August 1945 begann der Neuaufbau des Vereins mit Vorstand Hans Lackner, der später zum Ehrenvorstand ernannt wurde. Das erste Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands in Rottau fand im Jahre 1950 statt. Ein Jahr leitete Hans Hofmann, der Homa Hans, den Verein. 1960 feierte der Verein sein 25-jähriges Gründungsfest. Zu dieser Zeit war Wast Wendlinger 1. Vorstand. Ihm folgte als Vorstand Hans Schmid, der Salner Hans. In dessen 14-jähriger Amtszeit mussten die Gederer ihr Vereinslokal wechseln, dabei beim Fleierl die Wirtschaft aufgaben. Seither ist das Gasthaus Messerschmied der Familie Praßberger das neue Vereinslokal. 1977 fand das zweite Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes in Rottau statt und 1980 weihte unser Ehrenmitglied Herbert Heidenreich die neue Vereinsfahne. 1980 übernahm Felix Uth, der Huaba Felix, für 22 Jahre das Amt des Vorstands. Das 50-jährige Bestehen des Vereins wurde mit unserem Patenverein „Dö´Koasawinkla“ Reit im Winkl und dem befreundeten fränkischen Trachtenverein aus Neunhof gefeiert. Der Höhepunkt in seiner Amtszeit war das 3. Gautrachtenfest in Rottau im Jahr 2000. Für den Festgottesdienst am Gruber Nussbaum wurde extra eine schöne Bühne für den Altar gebaut. Leider musste der Gottesdienst wegen Regens im Zelt abgehalten werden. Danach verwendete der Verein die Bühne beim Mostfest bis sie an die Gemeinde verkauft wurde. Jetzt ist sie als Veranstaltungsstadel eine optische Bereicherung für den Kirchplatz. Und damit schließt sich der Kreis: Was beim Gaufest 2000 nicht geklappt hat, soll beim diesjährigen vierten Gautrachtenfest in Rottau klappen, denn es ist geplant, dass der Altar für den Festgottesdienst im Veranstaltungsstadel steht. Von 2002 bis 2011 war Miche Schmid, der Salner Miche, Vorstand des Vereins. Die herausragenden Ereignisse in seiner Amtszeit waren der Bau des Vereinsstadels mit anderen Ortsvereinen und eine Faschings-Festwoche mit Ochsenrennen aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Gederer. Seit 2011 führt Lisi Hilger, die Fleierl Lisi, den Verein. In guter Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Grassau konnte der Anbau an den Vereinsstadel fertiggestellt werden. Und jetzt steht das vierte Gautrachtenfest in Rottau vor der Tür.
Der Verein heute
Der Trachtenverein „d´Gederer“ Rottau hat jetzt 350 Mitglieder, darunter die beiden Ehrenvorstände Hans Schmid und Felix Uth. Um den Nachwuchs ist es sehr gut bestellt. Er besteht aus zwei Gruppen, den Jungen Gederern, das sind die Kinder- und die Jugendgruppe und den Gederer Zwergerln. Gute Jugendarbeit in einem kleinen Ort ist sehr wichtig für den Zusammenhalt im Dorf. Und da kann sich Rottau glücklich schätzen, dass nicht nur im Trachtenverein sondern in allen Ortsvereinen ausgezeichnete Arbeit geleistet wird. Ein Aushängeschild des Vereins sind die aktiven Dirndln und Buam. Die Goaßlschnalzer zeigten ihr Können schon live im Fernsehen bei einem Auftritt auf der Oidn Wiesn beim Oktoberfest. Die Theaterer setzen eine alte Tradition in Rottau fort, denn bereits 1927 führte der Burschenverein erstmals ein Theaterstück auf. Auch musikalisch war in Rottau viel los, wie man aus der Aufzählung von einigen vergangenen und aktuellen Musikgruppen sieht: Rottauer Blechmusi, Dorfmusi, Tanzlmusi, Schuasta Buam, Klarinettenmusi, Daschnbiche Musi und Vereinsmusi. Drei besondere Veranstaltungen aus Rottau genießen auch auswärts seit vielen Jahren einen guten Ruf. Das Mostfest im idyllischen Homer Obstgarten zieht mit boarischen Musikgruppen und selbstgemachtem Most am 15. August immer sehr viele Besucher an. Der Rauhnacht-Hoagascht am Unschuldigen Kindltag steht für gute Musik- und Gesangsgruppen und interessante Gschichtln, früher von Sepp Huber, dem Glasei, und jetzt von Miche Huber, dem Glaserer Miche. Dabei kommen am Schluss die Perchten mit ihren schönen Masken und verteilen Kletznbrot. Eine Mordsgaudi waren die sieben Ochsenrennen, die seit 1994 in Rottau abgehalten wurden. Erwähnt werden müssen noch die aktiven Dirndln, die bei der Fronleichnamsprozession eine Muttergottesfigur und bei der Erntedankprozession eine Erntekrone durch das Dorf tragen.
Grußwort des Schirmherren
Liebe Trachtlerinnen und Trachtler, verehrte Gäste,
als Schirmherr und Bürgermeister darf ich Sie alle zum 82. Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes in Rottau ganz herzlich begrüßen!
Der Trachtenverein D´Gederer Rottau und seine Mitglieder sind in herausragender Weise Vorbild im ehrenamtlichen Einsatz für unsere Heimat und unsere Traditionen. Nicht erst seit der Übertragung der Ehre und dem damit verbundenen Vertrauen durch den Gauverband, das Gaufest 2018 ausrichten zu dürfen, ist den Gederern die Pflege des Brauchtums und die Vermittlung von Werten in unserer immer schneller und anonymer werdenden Welt wichtigstes Anliegen.
Ganz besonders wird dies in der seit vielen Jahren mit großer Freude, Herz und Verstand geleisteten, erfolgreichen Jugendarbeit sichtbar. Gerade für die kommenden Generationen kann damit Gemeinschaft und Zusammenhalt geschaffen werden und gerade deswegen ist die Trachtenbewegung „moderner“ denn je.
Bei den alljährlichen Gaufesten unseres Chiemgau-Alpenverbandes ist für uns alle die Heimatverbundenheit immer in besonderer Weise erlebbar. Auch deshalb habe ich mit großem Stolz die Schirmherrschaft für das Gautrachtenfest 2018 in meinem Heimatort Rottau übernommen.
Ein herzliches Vergelt´s Gott gilt allen, die zur Organisation und zum Gelingen beitragen – dem Vereinsausschuss und den Mitgliedern der Gederer und den vielen Helferinnen und Helfern, die mit ihrer unbezahlbaren, ehrenamtlichen Arbeit eine solch große Veranstaltung erst möglich machen.
Unter hoffentlich weiß-blauem Himmel wünsche ich uns ein Gaufest 2018, das in bester Erinnerung bleiben wird!
Rudi Jantke, 1. Bürgermeister, Markt Grassau
Programm
Tag | Beginn | Was | Sonstiges |
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Donnerstag, 26. Juli | 19 Uhr | Bieranstich – Tag der Vereine und Betriebe mit der Rottauer Dorfmusi, Eintritt frei | Tischreservierung unter reservierung@gederer-rottau.de |
Freitag, 27. Juli | 18 Uhr | Gaudirndldrahn | |
Samstag, 28. Juli | 20 Uhr | Gauheimatabend | |
Sonntag, 29. Juli | Gautrachtenfest
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Mittwoch, 1. August | 20 Uhr | Chiemgauer Tanzfest mit der Göllwurz’n Musi | |
Freitag, 3. August | 18 Uhr | Rottauer Mostfest mit dem Ebbser Kaiserklang und der Tegernseer Tanzlmusi | |
Samstag, 4. August | 20 Uhr
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Volksmusikabend
Ansager: Hansl Auer |
Während des Programms wird nicht ausgeschenkt!
Karten im Vorverkauf in den Tourist-Infos und unter www.ticketscharf.de |
Sonntag, 5. Augsut | 9:30 Uhr | Gaupreisplatteln | |
Montag, 6. August | 18 Uhr | Kesselfleischessen mit der Musikkapelle „Der Harte Kern“ (Weißbacherbesetzung), Eintritt frei |
Boarische Barmusik an allen Veranstaltungstagen !!!
Text und Fotos: Josef Adersberger