Freizeit

Rosenheimer Volkstanzkreis zu Besuch in Innsbruck

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein rundum gelungener Ausflug führte den Rosenheimer Volkstanzkreis zusammen mit Freunden des Vereins und Bekannten in den Innsbrucker Stadtteil Wilten. Erste Station war die Glockengießerei Grassmayr, wo seit 1599 Glocken für die ganze Welt gegossen werden – von den großen und größten Kirchenglocken bis zu kleinen Glocken, die in Glockenspielen erklingen. Dort hatte sich die Gruppe für eine Führung durch die Werkstatt und das Glockengießer-Museum angemeldet. Der Seniorchef des Familienunternehmens nahm sich für die Besucher extra viel Zeit und erklärte ihnen mit großer Begeisterung für seinen Beruf und sein Handwerk, wie Glocken entstehen, was es über ihren Klang zu wissen gibt und vieles mehr. Wie ein geduldiger Lehrmeister ging er dabei auf die zahlreichen Fragen der Gäste ein und nahm dabei immer wieder auch Bezug auf die Glocken, die in den Kirchtürmen Rosenheims läuten.

Eine Glocke entsteht noch heute so, wie es Friedrich Schiller vor rund 125 Jahren in seinem Gedicht beschrieben hat; Glockengießen ist wie eh und je ein schwieriges, schweißtreibendes Handwerk. Moderne Technik, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und grundlegende Forschungen in alten Handwerksdokumenten zusammen tragen wesentlich zu einer stetigen Weiterentwicklung der Qualität bei, aber alle Wissenschaft, alle Berechnungen und alles über Generationen weitergegebenes Wissen zusammen sind keine Garantie für einen gelungenen Guss. „Soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben…“ heißt es bei Schiller. Ob das Werk gelungen ist, stellt sich erst heraus, wenn die Glocke das erste Mal angeschlagen wird. Deshalb erbitten die Glockengießer vor jedem Guss mit einem eigenen traditionellen Gebet den göttlichen Segen für ihre Arbeit.

Angeschlagen im wahrsten Sinn des Wortes ist manche Glocke, die in die Werkstatt der Grassmayrs kommt – auch bei den Glocken hinterlässt das Alter seine Spuren; es kann zu Brüchen oder Rissen in der Glocke kommen; bis heute sind auch immer wieder Kriegsschäden zu beheben. Um ihm wieder zum alten Klang zu verhelfen, braucht es eine fachmännische Analyse des „Patienten“, wobei oft auch noch der Denkmalschutz zu berücksichtigen ist. Danach richten sich die Behandlungs­methode, die Materialauswahl für rekonstruierte Teile und die erforderlichen Arbeitsschritte. Das Erhitzen und Schweißen einer beschädigten Glocke ist dabei nicht weniger sensibel, arbeitsintensiv und aufwändig wie der Guss einer neuen Glocke. Manchmal klafft in einem Geläut auch eine Lücke, weil eine oder mehrere Glocken in Kriegszeiten abgeliefert werden mussten und zu Kanonen umgegossen wurden. Eine solche Lücke kann eine klanglich wie optisch möglichst originalgetreue Replik aus der Glockengießerei Grassmayr ebenfalls schließen.

Bei der Führung kam die Gruppe auch zu einem alten, gut zwei Stockwerke hohen Klöppel und erfuhr von dessen Herkunft. Mit ihm wurde früher Österreichs größte Glocke, die „Pummerin“ in Wien, geläutet. Als der Klang der Glocke nicht mehr zufriedenstellend war, erhielten die Grassmayrs den Auftrag für einen neuen Klöppel, der nach gründlichen Analysen und umfangreichen Berechnungen maßgeschmiedet wurde. Sowohl die Pfarrei wie auch die Diözese waren vom neuen Klang so angetan, dass sie den alten Klöppel zum Dank den Grassmayrs stifteten, wo er ein eindrucksvoller Teil des Museums ist. Neben den Glocken werden beim Grassmayr auch Klangschalen hergestellt. Sie finden als Musikinstrumente Verwendung, in historischen Uhren sowie in Rathäusern und anderen weltlichen Bauten schlagen sie die Stunden und im medizinischen Bereich entfalten sie ihre harmonisierende, beruhigende und entspannende Wirkung selbst in Bereichen des menschlichen Körpers, in denen man das nicht vermutet. Davon konnten sich die Besucher selbst überzeugen, als sie sich unter eine große Klangschale stellten, die sich wie ein großer Schirm über sie wölbte, und den tiefen, warmen Schlagton auf sich wirken ließen.

Nach zwei intensiven, hochinteressanten „Lehrstunden“ über die Glockengießerei ging es zum Bergisel und gut 40 m hinauf auf den Schanzenturm. Wer schon einmal die Übertragung der Vier-Schanzen-Tournee gesehen hat, kennt den Blick vom Bakken über den Anlauf hinunter nach Innsbruck, bei dem man meint, die Skispringer würden mitten in der Altstadt landen. Viel fehlt dazu auch nicht. Noch ein Stockwerk höher als der Bakken liegt die große Panorama-Terrasse, von der aus sich rundum ein schöner Ausblick bot – hinüber zum Patscherkofel sowie die  Nordkette des Karwendels und das Wipptal hinauf Richtung Brenner. Weil die Bergisel-Schanze mit Matten belegt ist, kann sie auch im Sommer benutzt werden und so konnten die Besucher gerade noch einen Springer bei seinem letzten Trainingssprung für diesen Tag beobachten. Bergisel – der Name steht aber auch für ein dunkles Kapitel der bayrisch-tiroler Beziehungen, die Tiroler Freiheitskämpfe unter der Führung von Andreas Hofer, die 1809 zu den vier Schlachten am Bergisel führten. Glücklicherweise sind diese kriegerischen Zeiten längst Geschichte und so konnte sich die Gruppe vor der Heimreise noch am Andreas-Hofer-Denkmal zu einem Erinnerungsfoto zusammenstellen.

Bericht und Bilder: Andreas Grün

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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