Leitartikel

Rosenheimer Forderung: Gas geben bei der Biogas-Förderung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Gas geben im wahrsten Sinne des Wortes möchten die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig und Bezirksrat Sebastian Friesinger (neuerdings auch in seiner Eigenschaft als Leiter vom Agrarteam vom Kreisverband der Volksbanken Raiffeisenbanken Rosenheim und Umgebung), wenn es um regional erzeugtes und regional eingespeistes Biogas geht. Deshalb luden sie den Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie sowie Vertreter des Fachverbandes Biogas und der Stadtwerke Rosenheim auf das Anwesen von Christian Rinser nach Oberwöhrn in der Gemeinde Schechen zu einem Dialog ein.

„Hat der Bauernstand Geld, dann hat es die ganze Welt!“ – frei nach diesem Motto war es allen Beteiligten wichtig, dass zum Thema Erneuerbare Energie auch die Einkommens-Förderung der bäuerlichen Akteure einhand gehen muss. Christian Rinser war einer der Ersten im Landkreis Rosenheim, der sich im Schulterschluss mit den Volksbanken Raiffeisenbanken und mit den Stadtwerken in Rosenheim zusammentat. Seit gut 20 Jahren wird sein Biogas auf dem eigenen Hof und von den Rosenheimer Stadtwerken als Strom- und Wärme-Gewinn genutzt. „Nicht erst seitdem es den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gibt, gibt es bei uns Wunsch und Bedarf, mehr auf die eigene Energiegewinnung zu setzen“ – so Götz Brühl als Geschäftsführer der Rosenheimer Stadtwerke und er fügte hinzu, dass entgegen der fluktuierenden Stromerzeugung von Wind und PV Holz und Biogas zu flexiblerer Nutzung und damit zu Weiterentwicklungen tauglich sind. Für die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig ist es im Rosenheimer Raum ein Glücksfall, dass die Rosenheimer Stadtwerke extrem innovativ sind, mit Visionen arbeiten und eine ideenreiche Mitarbeiterschaft haben, dazu sagte sie: „Damit sind wir auf dem Sektor der erneuerbaren Energien um Jahre voraus und das sollten wir in dieser aktuellen Situation auch in der und für die Region reichlich nutzen“. Und Sebastian Friesinger fügte hinzu, dass Politik, Wirtschaft und Fachleute jetzt den Ball nicht nur laufen lassen, sondern ihn auch aufnehmen sollen. Nach einem Rundgang durch die landwirtschaftlichen Gebäude und Einrichtungen von Christian Rinser mit regionaler Milchverarbeitung (insbesondere für Cafes und Restaurants) und mit Hackschnitzelheizung bat der Gastgeber aufgrund seiner langen Direktvermarktungserfahrungen, dass man bei der Energie-Vermarktung nicht stehen bleiben, sondern neue Wege gehen soll.

Bei der anschließenden Diskussion im Garten des Hofes war man sich einig, dass ein wichtiger Punkt für die Zukunft die heimischen Energie-Reserven spielen werden, sei es auf dem Personal-, Technik- oder Brennstoffspeicher-Bereich. Für den Fachverband Biogas, der durch Präsidiumsmitglied Josef Götz, ehrenamtliche Vertretung der Regionalgruppe Oberbayern Viktoria Neheider und hauptamtliche Fachreferentin Carolin Langwieser vertreten war, liegt ein wichtiges Hauptaugenmerk darauf, den derzeitigen Anlagenbestand aufrecht zu erhalten, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Josef Götz merkte an: „ Die einzige heimische Branche, die sofort liefern könnte, ist die Biogas-Branche. Wenn rechtliche und politische Hürden aus dem Weg geräumt würden, so könnten wir Gas geben!“ Auch im Bereich der erneuerbaren Wärme stockt es aufgrund von Umsetzungsschwierigkeiten seitens der EU. Götz wies darauf hin: „ Wir benötigen beim Bundesförderprogramm für effiziente Wärmenetze schnelle Entscheidungen, um uns rechtzeitig für den Winter zu wappnen und unabhängig erneuerbare Wärme bereitstellen zu können. Es darf nicht an der Bürokratie scheitern, denn Investitionsentscheidungen müssen jetzt getätigt werden!“

Für Artur Auernhammer, selbst Landwirt im nordbayerischen Landkreis Weißenburg und Vorsitzender vom Bundesverband Bioenergie gibt es zwei Phasen für die regionale Energieversorgung: eine vor dem 24. Februar und eine nach dem Kriegsbeginn von Russland. Dazu sagte er: „Die regionale Versorgung mit Lebensmitteln und mit Energie wird an Bedeutung gewinnen, Preise unter anderem für Milch, Diesel und Kraftfutter werden unkalkulierbar, deswegen müssen wir unabhängig von den Weltmärkten werden“. In seinen weiteren Ausführungen bezeichnete er es als zu schade, wertvolle Freiflächen mit Humusboden für Photovoltaik-Anlagen zu verbrauchen, wenn gleichzeitig viele Dachflächen gerade bei Industriebauten leer stehen. Befürwortet werden von ihm Windräder im Rahmen der 10-H-Regel, wenn heimische Investoren dahinterstehen. Auch im folgenden Punkt war sich die Runde auf dem Rinser-Hof einig: „Fossile Energien gehen irgendwann zu Ende, erneuerbare Energien wachsen täglich nach, deswegen sollten die noch nach oben möglichen Steigerungen für Biogas-Anlagen nachjustiert werden, die dazu notwendigen Leistungen honoriert und die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Schließlich ist beschleunigte Energiewende auch ein Klimaschutz“. Für Artur Auernhammer hat die Förderung auch von Kleingülle-Anlagen noch folgenden weiteren Aspekt zu den jüngsten Verhandlungen von Wirtschaftsminister Robert Habeck in Katar: „20 Prozent von russischen Gas-Importen könnten über Biogas ersetzt werden. Anders als beim Kniefall vor dem Scheich, würde bei regionalen Lösungen das Geld vom Wirtschaftskreislauf im Lande bleiben“. Eine weitere Forderung war, dass die 20.000 Hektar Flächen in Bayern, die als ökologisches Brachland ausgewiesen werden sollen, kurzfristig für die Futtermittelherstellung umgenutzt werden dürften. Mit einem kleinen Korb regionaler Köstlichkeiten aus eigener Herstellung bedankte sich Sebastian Friesinger bei Artur Auernhammer für sein Kommen nach Rosenheim.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke  vom Biogas-Dialog auf dem Anwesen von Christian Rinser in Schechen – Namen siehe Bilddateien

Weitere Informationen: Stadtwerke Rosenheim: www.swro.de

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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