Neue Attraktionen hält der vor 15 Jahren eröffnete „Archäologische Rundweg“ der Gemeinde bereit, der über 23 beziehungsweise 27 Kilometer (je nach Route) durch die drei Gemeindeteile Seebruck, Truchtlaching und Seeon verläuft. An acht der elf geschichtsträchtigen Stationen sind nun zusätzlich zu den bestehenden Infotafeln für Erwachsene einladende Schautafeln für Kinder aufgestellt worden. Sie zeichnen sich aus durch kurze, leicht verständliche Texte, bunte Bilder und thematisch passende Repliken von historischen Waffen, Werkzeugen und anderen Gebrauchsgegenständen. „Wir hoffen, dass der Rundweg jetzt für Familien mit Kindern noch interessanter ist. Für jeden der den Weg noch nie geradelt ist, ist das ein Anreiz es zu probieren und für alle anderen die Gelegenheit, zum Wiederholungsradler zu werden. Das neue Konzept wird die Geschichte für alle leicht verständlich und mit allen Sinnen erlebbar machen und der Spaß kommt dabei nicht zu kurz“, so der gemeindliche Römerbeauftragte und Museumleiter Matthias Ziereis bei der offiziellen Präsentation am römisch-norischen Gräberfeld in Seebruck, der Station 2 des archäologischen Rundweges. Anwesend waren auch Bürgermeister Martin Bartlweber, die Projektbeauftragte der Koordinationsstelle Römerregion Chiemsee und provinzialrömische Archäologin Andrea Krammer, der 1. Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Chiemgauer-Seenplatte Sepp Reithmeier und der Kunstschmied Robert Mayer. Die Maßnahme läuft unter dem Erfolgsprojekt „Römerregion Chiemsee“ und wird kofinanziert über die LAG Chiemgauer Seenplatte mit Mitteln aus dem EU-Förderprogramm Leader.
Wie sind die Infotafeln entstanden? Nach längerer Recherchearbeit hat Ziereis in Abstimmung mit dem provinzialrömischen Archäologen Dr. Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung die kindgerechten Texte verfasst. Um das passende Layout kümmerte sich die Grafikerin und Layouterin Kathi Willmann. Beim Befestigen der über 50 originalgetreu nachgebauten Repliken historischer Artefakte kam Kunstschmied und Metallbauer Robert Mayer mit seiner Kreativität ins Spiel. Für die Helme hat er zum Beispiel rundliche Aussparungen in die Stahl-Platten geschnitten und sie darin lose aufgehängt, damit sie sich bewegen und sogar aufsetzen lassen. Diese außergewöhnlichen haptischen Elemente zum Anfassen werden bei den Kindern gut ankommen, war man sich einig. Reithmeier begrüßte auch den jeweils am unteren Ende der Tafeln angebrachten Zeitstrahl, mit deren Hilfe man sich einen guten Überblick über die einzelnen Epochen verschaffen könne. Es sei ein ganz wichtiger Schritt, dass man das historische Erbe unserer Heimat auch der Öffentlichkeit zugänglich mache, betonte Bürgermeister Bartlweber und freute sich über die Erfolgsgeschichte Römerregion Chiemsee, deren Leadort in der zweiten Projektphase Seebruck ist. Auch die Römerregion-Chiemsee Projektbeauftragte Krammer, zeigte sich von den kreativ gestalteten Kindertafeln begeistert und lobte die Gemeinde für ihr Engagement.
Auf den bisher am gemeindlichen archäologischen Rundweg aufgestellten Kinder-Infotafeln sind diese originalgetreuen Repliken zu sehen: Am römisch-norischen Gräberfeld in Seebruck (Station 2) unter anderem römische Grabtafeln und Grabbeigaben, am Keltengehöft in Stöffling (Station 3) ein keltischer Helm, ein kleiner Dolch und Bronzefibeln, an der Keltenschanze westlich von Truchtlaching (Station 4) eine Stoßlanze, eine Axt und ein Schildbuckel, an der nahen Fluchtburg (Station 5) ein frühmittelalterliches Schwert, Feuerstein und Feuereisen, am Hallstattzeitlichen Grabhügel von Steinrab (Station 6) ein Beil aus Bronze und ein Messer, am altbajuwarischen Gräberfeld Ischl (Station 7) ein Sax (Waffe), eine Wurfsperrspitze und eine Fibel, an der Station „Bronzezeitlicher Hortfund von Heimhilgen“ (Station 8a) ein Randleistenbeil und ringförmige Bronzebarren und an der Station „Römerstraße in Esbaum“ bei Seebruck (Station 9) ein Dolch und ein Schildbuckel.
Noch nicht aufgestellt sind die Kindertafeln an der überdachten Ausgrabungsstätte „Römische Darre“ (Station 10) an der Seebrucker Römerstraße, wo in absehbarer Zeit Messer, Angelhaken, Harpune und Geschirr aus moderner Terra Sigillata zu sehen sein werden. Da es zur Darre wie auch zu den einstigen antiken Bauten auf dem Seebrucker Kirchenhügel (Spolien am Museumsvorplatz/Station 1 zeugen noch heute davon) neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, werden dort noch eigene Info-Tafeln aufgestellt. Archäologe Dr. Bernd Steidl wird darauf seine neuesten Forschungsergebnisse präsentieren und erläutern.
Text und Fotos: Markus Müller