Die magische Zahl lautet zwölf. Nicht länger als zwölf Minuten darf es dauern, bis ein Rettungswagen nach dem Eingang der Alarmierung am Einsatzort ist. Da diese Zeit in den vergangenen Jahren in den Gemeinden Bad Feilnbach und Eggstätt öfters überschritten wurde, erhielt die Ambulanz Rosenheim mit Hauptsitz in Flintsbach im März 2021 in diesen Orten je eine neue Rettungswache dazu.
Damit ist die Ambulanz, die zum größten privaten Rettungsdienst- und Krankentransportanbieter in Bayern gehört, für die anstehenden Aufgaben gut gerüstet. Denn die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis sollen im Notfall bestmöglich versorgt werden. Pressesprecher Matthias Fischer: „So können wir unsere Einsatzgebiete zuverlässig abdecken und schnelle Hilfe leisten.“ Die neuen Wachen haben sich jetzt schon bewährt, in Feilnbach und Eggstätt wurden im ersten Jahr 3.000 Notfälle verzeichnet, das leistet der Standort Flintsbach alleine. Nur: In Flintsbach ist die Wache im Zwei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr besetzt, in den beiden neuen Domizilen ist bis jetzt nur an zwölf Stunden pro Tag ein Rettungswagen-Team vor Ort.
Dass Bedarf an ausgebildeten Helfern da ist, zeigt die Entwicklung der Ambulanz Rosenheim. Nach dem Start im Jahr 1988 am Standort Flintsbach zählt die Einrichtung inzwischen über 200 Mitarbeiter, die sich für die Betreuung und Versorgung von Menschen in Not einsetzen. „Am Anfang hatten wir lediglich zwei Rettungswagen“ erzählt Fischer. „Jetzt erfahren wir die größte Entwicklung seit etwa fünf Jahren.“ Inzwischen gibt es vier Rettungswagen für den Rettungsdienst in Flintsbach, Fischbachau, Bad Feilnbach und Eggstätt, sowie neun Krankenwagen, die an den Wachen Flintsbach und Kolbermoor zur Verfügung stehen. Ebenso zählt der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst (KVB) zu den Aufgaben der Ambulanz. Hierbei werden diensthabende Bereitschaftsärzte in den Landkreisen Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz, Traunstein, Berchtesgadener Land und Mühldorf zu nicht-kritischen Patienten gefahren, wenn der zuständige Hausarzt mal nicht erreichbar ist.
Das Einsatzgebiet des Flintsbacher Rettungsdienstes ist vor allem der südliche Landkreis. Verkehrsunfälle im Inntal, Skiunfälle auf dem Sudelfeld oder Radl-Unfälle am Bikepark Samerberg gehören zum Alltag auf der Wache. Wenn sich ein Fahrzeug bei einer Notfall-Alarmierung in Bewegung setzt, ist der Rettungswagen stets mit zwei Personen besetzt. An Bord: ein Notfallsanitäter und ein Rettungssanitäter. Um ständig kompetente Helfer am Einsatzort zu haben, bildet die Ambulanz Rosenheim ihre Leute selbst aus. Fischer: „Wir sind eine Lehrrettungswache.“ Ein Notfallsanitäter durchläuft eine dreijährige Ausbildung, ein Rettungssanitäter ist schon nach einem Jahr fertig. Rund zehn Mitarbeiter schlossen erst im Januar ihre einjährige Rettungssanitäter-Ausbildung ab. Trotzdem ist der Bedarf an Fachkräften stetig da – allerdings kann die Ambulanz nicht selbst entscheiden, wie viele ausgebildet werden. „Das entscheiden die Krankenkassen“, erklärt Matthias Fischer. Die übernehmen schließlich die Ausbildungskosten.
Konnten die Rettungskräfte der Ambulanz im ersten Corona-Jahr 2020 ein bisschen durchschnaufen, da wegen den Lockdowns weniger Unfälle passierten und sich viele Menschen nicht zur Behandlung ins Krankenhaus trauten, so hat sich das inzwischen längst wieder auf dem früheren Niveau eingependelt. Schlimmer noch: „Durch die strengen Hygieneanforderungen sind die Einsatzteams zeitlich noch mehr beansprucht. Nach jedem Einsatz muss der Wagen noch genauer gereinigt und desinfiziert werden als in der Vergangenheit.“ Glücklicherweise wurde das Personal des Rettungsdienstes in dieser Zeit vom Virus weitgehend verschont. „Dass eine komplette Rettungswagenschicht nicht besetzt werden konnte, kam bei uns in der gesamten Corona-Zeit nicht vor“, sagt Fischer und fügt hinzu: „Noch reicht der Bestand an Personal und Fahrzeugen.“
Die Aufgaben werden jedoch nicht weniger. Neben dem Rettungsdienst und den Krankentransporten sind die medizinischen Fachkräfte seit zwei Jahren auch in Sachen Corona im Einsatz. Sei es an den Teststationen in der Region oder wie jetzt aktuell in Folge des Kriegs in der Ukraine. Täglich übernehmen mehrere Helfer die Corona-Tests und ein medizinisches Screening bei den neu ankommenden Flüchtlingen. Gut möglich, dass deshalb in naher Zukunft bei der Ambulanz Rosenheim doch noch ein paar Ausbildungsplätze zusätzlich bewilligt werden.
Text: af – Fotos: Ambulanz Rosenheim
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de