Es war vor gut sieben Jahren. Damals hatte Wolfgang Seuffert aus Bruckmühl ein Problem bei einem elektrischen Gerät. Wegschmeißen wollte er es nicht, doch reparieren lassen stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Er schaute sich um nach einem Reparatur Café und musste feststellen, dass das nächstgelegene in Grafing war. Also reifte in ihm die Idee, so etwas in der Marktgemeinde selbst ins Leben zu rufen. Über verschiedene Medien startete er Aufrufe, um ehrenamtliche Helfer zu mobilisieren. Dabei stellte er zu seiner freudigen Überraschung fest: „Die Resonanz war erstaunlich gut. Viele Leute haben sich gemeldet.“
Das Schöne daran – die meisten sind heute noch dabei. Inzwischen ist es ein Team von rund 40 Helfern, die dafür sorgen, dass das Reparatur Café in Bruckmühl zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden ist. Ungefähr achtmal pro Jahr sind dann Reparateure und andere Helfer bereit, ihren Mitmenschen an einem Samstagnachmittag von 14 bis 17 Uhr bei defekten Alltagsgegenständen kostenlose Hilfe anzubieten.
Seuffert weist dabei gleich auf eine Besonderheit in Bruckmühl hin: „Wir sind nicht immer am gleichen Ort, sondern wechseln die Location für das Reparatur Café immer wieder.“ So findet der Oktober-Termin dann im vhs-Schulungszentrum statt und am 12. November geht es in die Restaurierungswerkstatt Reithmaier nach Sonnenwiechs. Spannend an diesem Termin – hier können Hilfesuchende auch alte Möbelstücke vorbeibringen, die dann wieder auf Vordermann gebracht werden können.
Schwerpunkt im Reparatur Café sind allerdings wie in den Angeboten der anderen Gemeinden auch die elektronischen Geräte. Dass die am Ende wieder funktionieren, hängt immer von der jeweiligen Beschädigung ab. „Unsere Erfolgsquote liegt bei ungefähr 55 Prozent“, sagt Seuffert. Über jede Veranstaltung führt er Buch. So weiß er auch, dass pro Nachmittag etwa 30 Reparaturen ausgeführt werden.
Wie in vielen anderen Reparaturcafés üblich, sollen auch in Bruckmühl die Menschen mit defekten Gegenständen nicht nur staunend vor der Person stehen, die versucht, das Ganze wieder zu reparieren. Die Leute sind dazu aufgefordert, selbst mit Hand anzulegen. Wolfgang Seuffert: „Unser Angebot soll man nicht als Dienstleistung ansehen. Der Wunsch ist vielmehr, dass man später einmal kleinere Reparaturen selbst ausführen kann und nicht immer auf fremde Hilfe angewiesen ist. Obwohl es das Reparatur Café in der Gemeinde schon seit sieben Jahren gibt, war es nicht das erste seiner Art im Landkreis, damals gab es schon eins bis zwei andere, wie Seuffert erzählt.
Das Konzept ist dabei ähnlich wie bei den weiteren Angeboten: Während der oft nicht zu vermeidenden Wartezeiten können die Besucher bei anderen Reparaturaktionen über die Schulter schauen oder bei Kaffee und Kuchen mit anderen Gästen, Reparateuren und Helfern ins Gespräch kommen. Auf diese Weise wird modernes Reparieren auf lokaler Ebene in die Gesellschaft getragen, Reparaturwissen bewahrt und verbreitet.
Bei aller Hingabe der fleißigen Helfer im Reparatur Café Bruckmühl gesteht Wolfgang Seuffert: „Viele Reparateure sind schon älter, uns fehlt der Nachwuchs. Deshalb haben wir stets Interesse an jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Dabei ist Fachwissen in fast allen Sparten gefragt. Neben Know-How in Sachen Elektronik sucht das Team aus Bruckmühl auch Leute, die Fahrräder reparieren können, Kleidung ausbessern oder Ahnung in Mechanik/Feinmechanik haben.
Die Reparaturangebote sind für die Gäste so gut wie kostenlos, lediglich Materialkosten sind zu bezahlen – und Spenden sind erwünscht. So können Unkosten wie Raummiete, Versicherung und Werbung bezahlt werden. Überschüsse gehen als jährliche Spende an eine gemeinnützige Organisation in der Region. Das Wichtigste ist hier allerdings nicht das Geld. Den Initiatoren geht es vielmehr darum, dass die Wegwerfmentalität durch wieder in Stand gesetzte Gegenstände gebremst wird und man sich selbst traut, beschädigte Dinge wieder zu reparieren und so Ressourcen sparen kann.
Das endet in Bruckmühl nicht an den Reparaturtischen. Im Oktober initiiert das Team des Reparatur Cafés zusätzlich mit dem Obst- und Gartenbauverein Kirchdorf eine Saatgutbörse. Denn auch hier gilt: Vorfahrt für Nachhaltigkeit und einen bewussteren Umgang mit unserer Umwelt.
Text: af – Bilder: re
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de