Der zweite Termin der Reise durch den Landkreis führte die Kreisrätin Sosa Balderanou auf den Hof von Vize-Kreisobmann Michael Hamburger. Er bewirtschaftet einen Nebenerwerbsbetrieb in der Gemeinde Buch am Buchrain. Die Schweinezucht wurde vor drei Jahren noch unter Vater Eduard Hamburger eingestellt. Sohn Michael ist im Landhandel tätig und vertreibt zusammen mit seiner Mutter Irene Hamburger Meerrettichprodukte für den Einsatz bei Tieren, Boden und Pflanzen.
Den Hof gibt es schon seit dem Jahr 1602, aktuell werden ca. 30 Hektar Ackerfläche mit den Kulturen Mais, Raps und Brauweizen bewirtschaftet. Außerdem wird an Agrarumweltmaßnahmen (5jährige Blühfläche) und am Kulturlandschaftsprogramm (Gewässerrandstreifen) teilgenommen. Den Mais bekommt ein benachbarter Biogasbetrieb zur Herstellung von regenerativer Energie. Im Gegenzug werden Gärreste oder auch wertvolle Rindergülle aufgenommen. „Im Sinne eines regionalen Kreislaufes und einer guten Verteilung auf der Fläche ist es mir ein großes Anliegen, diesen wertvollen organischen Dünger einzusetzen“, so der Vize-Kreisobmann.
Der Rapsanbau wird mangels geeigneter Pflanzenschutzmittel immer schwieriger. Dieser Herausforderung stellt sich Hamburger mit dem Einsatz von Meerrettichsaft und Milchsäurebakterien für Pflanzen zur Stärkung der Widerstandskraft und Absicherung der Ernte. Jetzt in der Vollblüte bietet die Raps als eine der ersten Blühpflanzen im Frühjahr den Bienen und Insekten reiche Nahrung und fördert so die Biodiversität.
Zum Betrieb gehören auch zwei Waldflächen, die in einen klimastabilen Mischwald umgebaut werden, sowie etwas Grünland. Mit dem anfallenden Brennholz wird eine Hackschnitzelheizung betrieben, die den ganzen Hof mit Wärme versorgt. Wirbelsturm „Wiebke“ legte im Jahr 1990 einen Großteil der Waldflächen um. Diese Flächen wurden auf Empfehlung des Försters, ja nach Bodenart, mit den für diesen Standort geeigneten Baumarten bepflanzt. Die angepflanzten Eschen fielen inzwischen dem Eschentriebsterben zum Opfer. Die Zukunft liegt in einem klimastabilen Mischwald aus Tanne, Buche, Eiche, Lärche, Kiefer und nicht zu viel Fichten. Aber auch Ahorn, Kirsche oder Kastanie sind in Hamburgers Wald zu finden und er denkt darüber nach, Robinien zu testen. An den Bachläufen wachsen auch verschiedene Weidenarten (Korkenzieher-, Drachen-, Immerblühende Mandelweide), die reiche Nahrung für die Wildbienen bieten.
Das ehrenamtliche Engagement für die Landwirtschaft ist Michael Hamburger sehr wichtig – von 2009 bis 2013 im Vorstand des Arbeitskreises Agrarpolitik der Bayerischen Jungbauernschaft, von 2011 bis 2016 als Jungbauernvertreter im Kreisvorstand des BBV Erding und seit der aktuellen Legislaturperiode als Vize-Kreisobmann. Die Öffentlichkeitsarbeit mit der Facebookseite „Landwirtschaft im Landkreis Erding“ mit über 1.700 Abonnenten macht ihm sehr viel Freude.
„Mir ist es wichtig, dass alle Verbände in der Landwirtschaft zusammen an einem Strang ziehen, weil wir Landwirte nur so Gehör in der Politik und der Gesellschaft finden und unsere Interessen vertreten können. Natürlich ist mir klar, dass nicht immer alle Positionen deckungsgleich sind, aber bei einem Großteil der Themen sollten wir zusammen in die gleiche Richtung gehen können“, meint er und „Das wichtigste bei der Arbeit des Bayerischen Bauernverbandes ist meiner Meinung nach der Erhalt möglichst vieler landwirtschaftlicher Betriebe und der bäuerlichen Struktur. Dabei ist es egal, ob der Betrieb groß oder klein, öko oder konventionell ist, er im Haupt-, Neben- oder Zuerwerb geführt wird. Im Bauernverband haben wir uns zusammengeschlossen, damit Landwirtschaft nicht heimlich, still und leise an Bedeutung verliert, sondern eine Zukunft hat. Nach Jahrzehnten, in denen es eher bergab ging, kann jetzt die Trendwende gelingen. Landwirtschaft kann dabei helfen, dass viele Umwelt- und Klimaprobleme unserer Wirtschaft und Gesellschaft gelöst werden. Corona hat auch noch deutlich gemacht, dass die regionale Lebensmittelversorgung verdammt wichtig ist. Wenn wir wollen, wenn wir im Bauernverband zusammenhelfen und wenn wir uns trauen, auch den Blick auf unsere Arbeit zu verändern, dann kann Landwirtschaft zum Problemlöser, zum Wirtschaftsfaktor und Sympathieträger werden und der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe und der bäuerlichen Struktur in Bayern gelingen“, so der Erdinger BBV Vize-Kreisobmann.
Bericht und Fotos: Hans Kronseder