Die neunkubikmeter füllen sich wieder mit Kunst: Nach dem erfolgreichen Start im Jahr 2021 geht der Kunst-, Kultur- und Ideenraum heuer in die zweite Runde. Den Anfang machen Lina Schobel und Paul Reßl mit der Installation „Es fehlt noch Folgendes“. Das Projekt präsentiert über die Jahre gefundene und gesammelte Einkaufs- und Notizzettel von Unbekannten und erforscht die Bedeutung von Schrift und Papier im Alltag. Die Installation wird bis zum 8. März 2022 in der Pustetpassage zu sehen sein.
Notizen aus fremden Lebenswelten
Bereits seit vielen Jahren sammeln Lina Schobel und Paul Reßl im Alltag achtlos weggeworfene oder verlorene Notizzettel von Fremden. Nun präsentieren sie ihre Fundstücke in den neunkubikmetern und geben damit einen spannenden Einblick in Konsumverhalten und private Lebenswelten unterschiedlichster Menschen. Vom Einkaufszettel über To-Do-Listen bis hin zum Kochrezept ist alles dabei. Sieht man sich diese handgeschriebenen Schriftfetzen genauer an, so lassen sich vielerlei Vermutungen über ihre ursprünglichen Besitzerinnen und Besitzer anstellen, vom Alter, über Lebensentwürfe, bis hin zum Lieblingsessen, wenn es etwa heißt: „1x Nudeln mit viel Käse“.
Im Alltag sind diese Notizen wichtig: Sie sind Kommunikationsmittel, Gedächtnisstützen und Informationsträger, die mit einem Stift zu Papier gebracht werden. Doch gleichzeitig sind sie auch ein schnelllebiges Medium, das nach Gebrauch achtlos weggeworfen wird oder einfach verloren geht.
Im Kontext des Schaukastens in der Pustetpassage eröffnen sich für Betrachterinnen und Betrachter neue Perspektiven auf das eigene Konsum- und Schreibverhalten. Sie befinden sich womöglich selbst gerade im Einkaufswahnsinn, haben den eigenen Zettel in der Hand, und blicken zugleich in die verschiedenen Schaufenster, die das nächste Konsumerlebnis versprechen. Der Kasten von Lina Schobel und Paul Reßl sticht dann mit seinen vielen bunten Zetteln an der Scheibe klar heraus.
„Wir fanden es spannend, dass sich der Schaukasten so von den normalen Werbeflächen unterscheidet“, sagt Lina Schobel. „Auf dem Weg von einer Erledigung zur nächsten wollen wir den Passanten bruchstückhafte Einblicke in das private Einkaufsleben von Fremden geben – und sie dazu anregen, ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen.“
Über die Künstlerin und den Künstler
Lina Schobel und Paul Reßl haben beide in Augsburg Kommunikationsdesign studiert, bevor sie 2021 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden ihr Diplom in Bildender Kunst abgeschlossen haben. Das junge Künstlerpaar ist seit diesem Jahr im Rahmen des Förderkünstlerprogrammes mit zwei Ateliers im Künstlerhaus Andreasstadel vertreten.
„neunkubikmeter“ für Kunst, Kultur und außergewöhnliche Ideen
Das Kulturreferat schafft seit Beginn der Corona-Krise offene Möglichkeitsräume und experimentelle Plattformen für Kunst und Kultur, um Künstlerinnen und Künstler aus Regensburg zu unterstützen. Eine dieser Aktionen ist ein Schaukasten in der Pustetpassage, der zu einem temporären und zeitgenössischen Raum für Kunst, Kultur und innovative Ideen verwandelt wird. Alle drei Wochen wandeln die „neunkubikmeter“ ihr Gesicht und geben sowohl den bildenden als auch darstellenden Künsten, der Literatur, der Medienkunst und allen weiteren Genres wie Sparten eine Bühne. Nach dem erfolgreichen Start 2021 läuft nun schon die zweite Runde des Projekts.
Mehr Informationen unter www.regensburg.de/neunkubikmeter.
Bericht und Foto: Stadt Regensburg