Zur 70.Trachtenwallfahrt des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte am 26. Mai in Raiten (Gemeinde Schleching) konnte Gauvorstand Michael Huber zahlreiche Ehrengäste, Pfarrer Martin Strasser sowie eine große Trachtler-Gemeinschaft begrüßen. Nachfolgend seine Begrüßungs-Ansprache im Wortlaut und einiger Bilder.
Liabe Wallfahrer, warum san mia heit überhaupt do? Mia haben uns verpflichtet oiwei am Himmefahrtstog an die Trachtler die im Kriag gfoin san zu gedenken und an Herrgott bitt ma um an Frieden. Oiwei und oiwei wieder an die schrecklichen Folgen eines Krieges zu erinnern, an die Opfer, an das Leid, is wichtig. Des derf ma net einfach obhackeln wia einen Einkaufszettel, zu erinnern und zu mahnen sand wir den Kriegsopfern schuldig. Wenn skrupellose Staatsführer, wia grod der russische Präsident, sein eigenes Volk ohliagt und Menschenrechte mit de Fiaß trett, do derf de Stimme des Volkes net verstummen.
Die Zeit der Pandemie und das aktuelle Kriegsgeschehen werden wohl in die Geschichtsbücher eingeh und mia werdn grod auf die Probe gestellt. Mich hot do einiges irritiert und zum nachedenka bracht. I diesem Abschnitt des gesellschaftlichen Stillstandes hob i mi adiam gfrogt: „Wos is den do momentan eigentlich los?“ Wia ko des sei, dass aus der Situation ob ma jetzt geimpft is oder net a völlig überzogene Debatte entsteht de ausn Ruder laaft. Weit entfernt vom gegenseitigen Respekt hob i eine Art übermotivierte „Ego- Mentalität“ wahrgenommen die sich quer durch alle sozialen Schichten zog und eine unguade Stimmung, aber a Risse hinterließ. Eine andere Meinung als Hilfe um eine bestmögliche Lösung zu erzielen, werd oft nimmer gesucht weil ein Ergebnis eh scho vorher feststeht. Sichtweisen mit einzubeziehen um Gutes vom Bösem, Recht von Unrecht und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden werd ausklammert.
Bequem aber effektiv is, seine Botschaften einfach in eine digitale Welt zu stellen, dass ma dabei zündelt, mit dem Feuer spielt des nimmer zum löschen is, des werd bewusst in Kauf gnomma. Wer den Begriff Wahrheit dehn- und wandelbar macht, mit dem Ziel „Der Zweck heiligt die Mittel“ zockt gezielt auf Kosten Anderer und bringt bewusst die Gesellschaft aus dem Lod und gefährdet damit a den Frieden. Um wieder auf de grechte Spur zu kemma und Halt zu finden da sollte für uns Christen der Glaube die Richtschnur sei. Wos mia aba unbedingt dazua brauchen sand Wegweiser von Wertevermittler wia z.B. a von da Kirch. Mia brauchan zeitgemäße, klare und unmissverständliche Hinweisschilder die zum Glauben führen, nicht weg davon.
Wenn de Kirch net mit sich selbst so beschäftigt waar kannt de aktuelle Situation viellcicht a Chance sei um Gläubige wieder zurück zum holen, dazua brauchts aber dringend Veränderungen.
Liabe Chiemgauer Trachtler, damit a mia oiwei den richtigen Wegweiser finden dazua miaßn a mia a diam de Scheuklappen obadoa. Kurskorrekturen ghörn zum Leben, sich den Veränderungen stellen ko vielleicht sogar überlebenswichtig sei, deswegen verliert ma a net sei Gsicht oder roaßt an Zeitgeist noche. Unsere kulturellen Schätze erkennen und zu pflegen san unsere gesteckten Aufgaben, der Weg dorthin ko aber durchaus unterschiedlich sei. Drum is wichtig dass ma uns wieda auf unsere eigentlichen Aufgaben konzentrieren, de Tracht wieder ohlegn und zoang dass ma zur Hoamat stehn. I gfrei mi wieder auf`s Zammkemma von Jung und Oid, oft sieght ma sich grod beim Gaufest oder in Roatn. Ja, mia habns vermisst dia Treffen mit Chiemgauer Trachtler bei an bärigen, griabig Ratsch, wo ma miteinander feiern, des verbindet uns, des duat uns guad, des brauch ma a wieda, es stärkt unsere Kameradschaft. I gfrei mi a wieda auf de Auftritte mit dem Nachwuchs dia unsere Jugendleiter und Vorplattler mit Liab vorbereiten. Unsere Betreuer zoagn eah unsere Bräuch, vermitteln Werte und bieten unsere Junga Gemeinschaft.
Liabe Wallfahrer, mia Trachtler sehen unser Arbeit als Beitrag für den Erhalt unserer Hoamat aba a als einen Beitrag für den Frieden und diesen Beitrag leist ma gern, weils uns ein Anliegen ist. Deswegen is a Zeit dass ma wieda ohpackan !
Rede von Gauvorstand Michael Huber – www.chiemgau-alpenverband.de
Fotos: Hötzelsperger