Im Jahr 2009 kaufte Annemarie Dettendorfer einen Besen. Der war für den Postboten bestimmt. Sie erinnert sich: „Als ich 2004 meinen Laden eröffnet habe, hat der zu mir gesagt: Wenn Du dieses Geschäft zum Laufen bringst, dann fress‘ ich einen Besen.“ Nun gut. Der Besen steht zwar noch unverspeist da, doch der Postbote wird sich in Zukunft mit geschäftlichen Prognosen wohl eher zurückhalten. „Amedi Spiele“ gibt es nämlich heute noch. Was er damals vor fast 20 Jahren allerdings nicht wissen konnte: Die mutige Unternehmerin aus Reischenhart hat nicht nur einen Spielzeugladen eröffnet, sondern sie hat ein Konzept entwickelt, das weit über die Grenzen der Region seinesgleichen sucht.
Dieses Konzept setzt sich aus drei Säulen zusammen: Zusätzlich zum Ladengeschäft, in dem es Spielzeug, Bücher, CDs, Tonies, Spiele und vieles mehr gibt, bietet Annemarie Dettendorfer in ihrer Fantasiewerkstatt Kurse für Kinder an, in denen gebastelt und gewerkelt werden kann – und sie organisiert Kindergeburtstage bei Amedi. Dort stehen dann auch kreatives Basteln und Werkeln im Mittelpunkt. Der Hang zum Handwerklichen kommt bei der Chefin nicht von ungefähr. Sie ist gelernte Schreinerin und zudem mit einem Schreiner verheiratet. Praktisch dabei: „Die Schreinerei meines Mannes liegt gegenüber, da kann ich die Räume für die Kurse und Kindergeburtstage nutzen.“
Dass Annemarie Dettendorfer sich am 1. Advent 2004 dazu entschloss, ihren Spieleladen zu eröffnen, hat mehrere Gründe. Sie erzählt: „Nach einem unerfüllten eigenen Kinderwunsch wollte ich trotzdem mit Kindern zu tun haben, da ich Kinder sehr gerne habe. Außerdem wollte ich mit einem etwas „anderen“ Spielzeugladen dazu beitragen, dass Kinder hier ihre Fantasie ausleben können und lernen, kreativ zu sein.“ Von Geschäftsbeginn an legte sie auch selbst Kreativität an den Tag, um auf sich aufmerksam zu machen. „Ich hatte damals zum Beispiel einen Jonglier-Weltrekord in meinem Laden organisiert. Da war das Fernsehen da und ich bekam viel Beachtung.“
Inzwischen kann die rührige Ladeninhaberin mit Hilfe eines engagierten Teams auf treue Stammkunden zählen, die immer wieder gerne vorbeischauen und die sich zudem auch selbst mit Tipps einbringen. „Durch sie bin ich auf das Bulldogfahrerbuch vom Keller Steff aufmerksam geworden, was bei mir im Laden inzwischen sehr beliebt ist.“ Obwohl Annemarie Dettendorfer Wert auf Nachhaltigkeit bei dem von ihr angebotenen Spielzeug legt, sieht sie sich nicht als Dogmatikerin. „Bei mir gibt es auch Lego, Playmobil und ähnliches aus Plastik“, sagt sie. „Wir machen zwar nicht jeden neuen Schrei der Werbeindustrie mit, doch nur Holzspielzeug – das ist auch nicht unser Weg.“
Wenn es um Holz geht, legt sie als Fachfrau ohnehin andere Maßstäbe an und bringt ihren kleinen Kunden in den Kursen bei, wie schön es ist, zum Beispiel ein Schiffchen zu zimmern oder einen Ninja aus Holz zu bauen. Die handwerkliche Ausbildung endet dabei nicht bei den Kindern oder im Landkreis. Immer wieder gibt Annemarie Dettendorfer Fortbildungskurse bei verschiedenen Bildungsträgern in ganz Deutschland oder in Österreich. Dort zeigt sie den Kindergartenpädagogen, wie viele Ideen man mit dem richtigen Werkzeug und Material umsetzen kann. „Ich lade da meinen Caddy voll mit Schraubstöcken, Holzplatten und Werkzeug, fahre dann los und arbeite mit den Erzieherinnen und Erziehern vor Ort zusammen. Da sehen sie, welches Werkzeug man am besten für welches Holz nimmt.“ So kann dann Amedis Konzept von fantasievollem Werken auch in Karlsruhe, Klagenfurt oder Bremen weitergegeben werden.
Bleibt am Ende noch eine Frage: Was bedeutet eigentlich Amedi? Annemarie Dettendorfer lacht und sagt: „Das stammt von einem kleinen Jungen aus meinem Bekanntenkreis. Der konnte damals meinen Namen nicht aussprechen und hat mich immer Amedi genannt …“
Text: af – Foto: Annemarie Dettendorfer
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de