Der Amtschef des Bayerischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Christian Barth hat heute (28.06.2021) an der Moorstation Nicklheim in Raubling die Ramsar-Zertifikate für die „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ übergeben. Zur feierlichen Übergabe waren Landrat Otto Lederer, die Bürgermeister der Gemeinden Raubling und Bad Feilnbach, Vertreter des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim, Mitglieder des Kreistags, Mitglieder des Vereins „D´Fuilzer“ sowie weitere Naturschützer gekommen.
Wie Barth bei der Übergabe der Urkunden sagte, sei dies eine Auszeichnung, die selten vergeben werde, da viele herausragende Kriterien an die Gebiete gestellt werden. „Wenn die Initiative aus der Region kommt, dann funktioniert das. In diesem Fall hat es zwei eindeutige Gemeinderatsbeschlüsse gegeben“, sagte Barth mit Blick auf die Gemeinden Raubling und Bad Feilnbach, die den Antrag zur Zertifizierung gemeinsam gestellt hatten. Er bezeichnete die Rosenheimer Stammbeckenmoore als ein Naturjuwel. „Von den rund 4.000 Hektar stellen wir etwa 1.000 unter Schutz. Die Tiere, die hier leben, sind sehr selten geworden, weil die Lebensräume fehlen. Die Wunden, die in der Vergangenheit durch den Torfabbau gerissen wurden, konnten geheilt werden“, so Barth. Er unterstrich die Bedeutung der Moore nicht nur für selten Pflanzen und Tierarten, sondern für den Klimaschutz. „Moore regulieren den Wasserhaushalt, Moore speichern CO2. Wir müssen sie schützen und erhalten, damit sie das auch in Zukunft noch tun können.“
Der Landkreis Rosenheim engagiert sich über 20 Jahren für den Schutz und die Renaturierung heimischer Moore. Landrat Otto Lederer unterstrich die große Bedeutung, dass die „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ in den kleinen Kreis der gerade einmal 35. Ramsar-Gebiete in Deutschland aufgenommen wurden. „Mit dem Chiemsee gibt es in der Region nun zwei Ramsar-Gebiete. Das zeigt den hohen ökologischen Wert der durch Seen, Moore und Berge geprägten Landschaft im Landkreis Rosenheim“, so Lederer. Gleichzeitig sieht er das Zertifikat als Ansporn und Auftrag, sich weiterhin für den Natur-, Klima- und Artenschutz einzusetzen.
Raublings Bürgermeister Olaf Kalsberger bezeichnete das Gebiet, auf dem bis 2005 noch Torf abgebaut wurde, als „Paradebeispiel für Naturschutz und Klimaschutz.“ Ein Jahr nach Beendigung des Torfabbaus habe mit dem LIFE Naturprojekt „Rosenheimer Stammbeckenmoore“ die Renaturierung begonnen. „Dies war der Start für eine besondere Entwicklung.“ Das Gebiet sei im Sommer wie im Winter absolut sehenswert. „Man braucht nicht nach Kanada fahren, wenn man das hier draußen sieht“, so Kalsberger.
Zu einer unverhofften Rede kam Professor Dr. Gerhard Steiner von der Universität Wien. Er hatte die Gemeinden auf die Idee zur Zertifizierung gebracht und sie auch bei der Antragstellung unterstützt. „Ich freue mich, dass aus der Idee Realität geworden ist.“ Außerdem wies er daraufhin, dass es seit sechs Jahren auch eine Zertifizierung für Kommunen gebe, die sich aktiv für den Schutz und die sinnvolle Nutzung von Feuchtgebieten engagieren. Raubling und Bad Feilnbach sollten darüber nachdenken, sich dafür zu bewerben. Weltweit besitzen bisher 17 größere und kleinere Kommunen dieses Diplom. 25 weitere haben ihre Bewerbung bereits eingereicht.
Bei den Rosenheimer Stammbeckenmooren handelt es sich mit rund 43 km2 um einen der größten Moorkomplexe Bayerns und Süddeutschlands, der nach der Eiszeit aus den Rosenheimer Seen entstanden ist. Das zentrale Moorgebiet zwischen Bad Feilnbach und Raubling mit einer Größe von etwa 1.093 ha wurde jetzt als Ramsar-Gebiet ausgewiesen. Die hohe naturschutzfachliche Bedeutung erlangen die Stammbeckenmoore aufgrund ihrer Ausdehnung der noch naturnah erhaltenen Moorbereiche, engen Verzahnungen betreuter Feuchtlebensräume und seiner Artenvielfalt. Mit der Ausweitung im Rahmen der Internationalen Feuchtgebietskonvention verpflichtet sich Deutschland, dieses Feuchtgebiet dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Mehrere Projekte bemühten sich um die Wiederherstellung des Gebietes.
Bericht und Fotos: Landratsamt Rosenheim