Vor 120 Jahren war in Bayern Aufruhr: der Räuber Matthias Kneißl war auf der Flucht, nachdem bei einem Festnahmeversuch und Schusswechsel am 30. November 1900 in Altomünster zwei Gendarmen ihr Leben ließen. Drei Monate dauerte die Flucht, das Ende war die Hinrichtung am 21. Februar 1902. Zu Räuber Kneißl gibt es viele Geschichten, auch der Münchner Filmemache Klaus Bichlmeier hat sich mit ihm beschäftigt, er schreibt:
Das Volk liebte seinen Helden. Er hatte keinem Armen was zu Leide getan. Viele Lieder wurden über ihn geschrieben, Räuber Matthias Kneißl. Auch die Sängerin Sandrina aus München beschreibt in 10 Strophen einen Lebenswandel, der immer wieder Stoff für einen Film abliefert. Auch Klaus Bichlmeier wird in seinem Film Zeitreise Bayern darüber berichten. Mathias Kneißl war das älteste von fünf Kindern und wurde 1875 geboren. Als er ein junger Bursch war warf die väterliche Mühle kaum Gewinn ab und stürzte die Familie Kneißl in Not. Nun ging Kneißl mit seinen Brüdern auf Raubzüge. Hauptsächlich war es die Wilderei, die ihm von der Obrigkeit zur Last gelegt wurde. Nach einer Haftentlassung wegen Diebstahls im März 1899 – er war nun 24 Jahre alt – fand er kein Heimatrecht im Elternhaus und wurde auch aus München ausgewiesen. Im Frühjahr und Sommer 1899 arbeitete er daher als Schreiner in Nußdorf am Inn. Nach einem halben Jahr wurde bekannt, dass er ein Zuchthäusler sei. Er wurde von seinem Meister entlassen. Er fand daraufhin wegen seines schlechten Leumunds keine Anstellung mehr. Er sah sich in seiner Existenz bedroht. Resozialisierung war damals noch ein Fremdwort. Ohne Arbeit unternahm Kneißl erneut Einbrüche. Bei einem Festnahmeversuch kam es am Spätabend des 30. November 1900 in Altomünster zu einem Schusswechsel, bei dem zwei Gendarmen so schwer verletzt wurden, dass sie später starben. Kneißl war nun drei Monate auf der Flucht Es wurde daraufhin durch einen Augsburger Untersuchungsrichter eine ungewöhnlich hohe Belohnung von 1.000 Mark auf seinen Kopf ausgesetzt. Das reizte seine frühere Geliebte und Cousine, ihn zu verraten. Drei Monate später, am 4. März 1901, in einem Hof in Geisenhofen wurde Kneissl ab 9 Uhr morgens von 70 Polizisten gestellt. Nach eintägiger, quasi militärischer Belagerung, beschossen 150 Mann das Haus, in dem sich der unbewaffnete Kneißl im Dachstuhl verkrochen hatte. Fünf Schüsse hatten Kneißl nun getroffen. Trotz dieser Verletzungen überstand er die Postzugfahrt nach München, wo er notoperiert werden konnte. Danach saß er monatelang im Rollstuhl. Vom 14. bis 19. November 1901 fand vor dem Schwurgericht Augsburg der Prozess gegen ihn statt. Der Gerichtshof verurteilte ihn daraufhin auf Antrag des Staatsanwalts wegen Mordes zum Tode. Berühmt ist Kneißl für das angebliche Zitat „Dia Woch fangt scho guat o!“ bei der Urteilsverkündung. Danach hatte er sich als Henkersmahlzeit sechs Glas Bier bestellt. Am 21. Februar 1902 wurde er hingerichtet.
Zum 120. Todestag am 21. Februar 2022 plant Filmer und Event-Gestalter Klaus Bichlmeier eine besondere Gedenk-Veranstaltung.
Nähere Informationen: Klaus Bichlmeier, ZeitReise Bayern, Tel. 089-63286806, ino@a-1-filmtechnik.de
Bericht und Bilder (Klaus Bichlmeier mit Plakat und Sängerin Sandrina mit Plakat) sowie Repro Zeitung: Klaus Bichlmeier