Die Gemeinde Seeon-Seebruck ist ein uraltes Siedlungs- und Kulturland mit zahlreichen teils überregional bedeutsamen Bodendenkmälern aus prähistorischen und frühgeschichtlichen Zeitabschnitten. Der Archäologische Rundweg Seebruck-Truchtlaching-Seeon zeigt Geschichte vor Ort, um sie besser begreifbar zu machen. Er führt an einige der bedeutensten Fundorte in der Gemeinde und zeigt alte Siedlungstätigkeiten, archaische Kulturtechniken und eine herrliche Landschaft. Man erfährt, warum frühe Menschen sich gerade hier niederließen und begannen, die Wälder zu roden und Häuser zu bauen.
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4000 Jahre Menschheitsgeschichte im Römermuseum Seebruck und auf dem Archäologischen Rundweg Seebruck -Truchtlaching – Seeon
Der ungefähr 20 km lange Archäologische Rundweg führt auf ruhigen Straßen und Wegen abseits großer Straßen durch alle drei Gemeindeteile – Seebruck, Truchtlaching und Seeon. Er hat 10 Stationen, die durch römisch-rote Metallschilder mit dem aufgedruckten Erkennungsbild des Römerortes BEDAIVM, dem Capricorn, gekennzeichnet sind. Tafeln, Bilder und Karten informieren über den Wegverlauf und die dargestellten oder rekonstruierten Funde .
Station 1 ist der Museumsvorplatz, es empfiehlt sich aber den Rundweg bei Station 2 in der Nähe des Parkplatzes an der Römerstrasse zu beginnen und das Museum erst am Ende der Rundtour aufzusuchen, da man dann die Originale von Funden anschauen kann, von denen es an den Stationen nur Kopien oder auch gar nichts zu besichtigen gibt.
Eine gute Einkehrmöglichkeit hat man in Truchtlaching im Gasthaus zum Neuwirt mit Biergarten, in dem man direkt an der Alz sitzt und gut Fisch essen kann. Man kann aber auch einen Abstecher nach Seeon machen, wo es mehrere Einkehrmöglichkeiten gibt.
STATION 2: RÖMISCH-NORISCHES GRÄBERFELD
Dem römischen Recht folgend wurde außerhalb der Siedlung Bedaium ein Gräberfeld eingerichtet. Die Nekropole, eine groß angelegte Grabstätte, erstreckte sich über eine Länge von rund 200 Metern Der größte Teil der Toten wurde nach römischer Sitte in verbranntem Zustand beigesetzt.
Neben rund 250 Urnengräbern wurden 4 flache Hügelgräber freigelegt. Zu den Besonderheiten des Areals zählen sechs Gräber mit Körperbestattungen. Die Toten wurden in gestreckter Rückenlage und in seitlicher Hockstellung beigesetzt. Dieser in Noricum weit verbreiteter Bestattungsbrauch belegt, wie zäh man hier noch in römischer Zeit an den alten keltischen Bräuchen festgehalten hat.
An der heutigen Station 2 neben dem Parkplatz an der Römerstrasse mit herrlichem Blick über den Chiemsee wurden Grabhügel nachgebaut und römische Grabsteine können besichtigt werden (die Originale befinden sich im Römermuseum).
STATION 3: KELTISCHES GEHÖFT STÖFFLING
Oberflächenfunde in Stöffling belegen eine Besiedelung bereits während der Urnengräberkultur (1200 – 750 v. Chr.). Funde aus der La-Tène-Zeit (ca. 500 – 15. v. Chr.) lassen auf eine Ausdehnung der Siedlung von etwa 400m x 150m schließen. Zahlreiche Funde von keltischen Münzen und Fibeln (Gewandspangen) lassen auf eine Besiedlung zwischen der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zur zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. schließen.
STATION 4: KELTENSCHANZE TRUCHTLACHING
Hier sieht man die Rekonstruktion eines Eingangstores zur Keltenschanze. Von der Keltenschanze ist mit viel Phantasie nur der sie umgebende Graben zu erahnen.
STATION 5: FLUCHTBURG AN DER ALZ
Die frühmittelalterliche Wehranlage befand sich auf einem Geländesporn im Alzknie, einige Meter über dem Wasserspiegel. Von der Fluchtburg ist nichts mehr vorhanden.
STATION 6: GRABHÜGEL VON STEINRAB
Zu besichtigen ist ein rekonstruierter Grabhügel der Hallstattzeit. Ein Fenster ermöglicht den Blick in das Innere bis zur Grabkammer. Auf der Wiese sind noch zwei Hügel zu erahnen. Die Hügel bestehen aus sandigem Lehm aus der Umgebung der Hügel. Da noch heute, trotz der Erosion, eine Hügelhöhe von bis zu zwei Metern besteht, müssen die Hügel damals noch deutlich größer gewesen sein.
STATION 7: ALTBAJUWARISCHES GRÄBERFELD BEI ISCHL
1880 stieß hier ein Bauer auf ein Körpergrab eines bajuwarischen Kriegers aus dem 7. Jh. n. Chr. Darunter fanden sich auch Reste seines Schildes, dem Schildbuckel und Schildbeschlägen – zwei kauernde Alder und ein Löwe. Es ist eines der ersten Zeugnisse des Löwenmotives in Bayern. Die Station 7 zeigt nur eine Rekonstruktion eines bajuwarischen Grabes.
STATION 8: HORTFUND VON HEIMHILGEN und HOCHÄCKERKULTUREN VON BURGHAM UND ROITHAM
8.1: Aus der frühen Bronzezeit um 2000 v. Chr. stammt der erste Hortenfund von Heimhilgen. 5 Ösenbarren, 1 Randleistenbeil und 1 Ringhalsragen wurden 1916 unter einem Findling (großer Stein) gefunden. Ein zweiter Hortenfund bestehend aus einigen Ösenringbarren konnte einige Jahrzehnte später gesichert werden. Die Zeit von 1800 – 1200 v. Chr. gilt im Mitteleuropa als Bronzezeit. Bronze wurde dabei aus der Verbindung von Kupfer und Zinn hergestellt.
8.2: „Hochäcker“ haben ihren Namen nicht von der Höhenlage eines Ackers, sondern von seiner typischen Form. Die Hockäcker von Burgham und Roitham stammen vermutlich aus dem frühen Mittelalter. Sie bilden mit einer Fläche von 50 ha eine ausgedehnte Hochäckerkultur. Je weniger die Äcker durch landwirtschaftliche Tätigkeiten und Erosion abgetragen wurden, desto besser sind sie noch heute sichtbar. Besonders in Waldgebieten sind, bedingt durch die geringe landwirtschaftlich Beeinträchtigung, die typischen Erdwälle noch heute gut sichtbar.
STATION 9: RÖMERSTRASSE BEI SEEBRUCK
An Station 9 kann ein schematischer Aufbau der Römerstraße bei Seebruck besichtigt werden. Ein gut ausgebautes Straßennetz war in dem riesigen römischen Imperium für Handel, Wirtschaft und Militär von zentraler Bedeutung. Schon im Zwölftafelgesetz wurden Mindestanforderungen für den Straßenbau festgelegt. Eine römische Fernstraße war in der Regel 5 – 7 m breit, dazu beiderseits ein 2 – 3 m breiter Streifen der nicht bebaut oder bepflanzt werden durfte. Meilensteine (2 – 3 m hohe Steinzylinder) am Straßenrand dienten der Entfernungsangabe.
STATION 10: DARRE und RÖMISCHES STREIFENHAUS
Bei Ausgrabungen an der Römerstraße in Seebruck wurden umfangreiche Gebäudereste und Grundmauern freigelegt. Ein Gebäude wurde überdacht und konserviert. Art und Beschaffenheit lassen auf eine Darre, eine gewerblich betriebene Trocknungsanlage für Getreide und Räucherungskammer für Fleisch und Fisch, schließen. Ein unmittelbar neben dem Trockenofen in den Untergrund eingetiefter, verschalter Brunnenschacht erhärtet diese wissenschaftliche Deutung.
Das am wichtigen Alzübergang der Straße zwischen Iuvavum (Salzburg) und Augusta Vindelicum (Augsburg) gelegene Bedaium war eine wichtige Versorgungsstation für die Straße und das Hinterland. Gastwirte, Händler, Fischer und Handwerker ließen sich direkt an der Straße nieder um von der hervorragenden Infrastruktur zu profitieren. Die Häuser wurden im Baustil des Streifenhauses gebaut. Der Name leitet sich von den typischen langrechteckigen Grundstücksparzellen ab, die ähnlich zu heutigen Reihenhäusern mit der schmalen Gebäudefront zur Straße zeigten.
Fotos: Günther Freund