Sport

Radrennfahrer Marcus Burghardt beendet Profi-Karriere

Veröffentlicht von Rainer Nitzsche

Samerberg – Der deutsche Radrennfahrer Marcus Burghardt hat sein Karriereende als Profifahrer bekanntgegeben. Als Grund gab der 38-Jährige unter anderem die schleppende Genesung nach seinem schweren Sturz während der Polen-Rundfahrt 2021 an. Gleichzeitig verkündete Burghardt bereits erste Details zu seinem zukünftigen Lebensweg.

Ein ganz großer Fahrer tritt von der Bühne des internationalen Radsports ab: Marcus Burghardt beendet seine Karriere aufgrund der Nachwirkungen der schweren Verletzungen, die er sich während dem Finale der Polen-Rundfahrt 2021 zuzog. „Anfang 2022 habe ich endgültig gemerkt, dass die Reha-Fortschritte zu langsam fortschreiten, um fit fürs Frühjahr zu werden“, so Burghardt. Die Frakturen seien zu kompliziert und die Genesung verlaufe zu schleppend für eine Wiederaufnahme in einen Profi-Rennstall.

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Burghardt war bei dem Rennen im August vergangen Jahres 13 Kilometer vor dem Ziel gestürzt und zog sich dabei einen komplizierten Trümmerbruch an Kahnbein und Speiche, sowie einen Bruch der Elle zu. Mit der Entscheidung zurückzutreten habe er lange gehadert, vor allem aber auch deshalb, weil er nicht so schnell aufgeben wollte. „Ich war eigentlich davon überzeugt, dass ich viel schneller wieder fit werden würde, war in dieser Hinsicht aber wohl nicht realistisch genug“, sagte Burghardt. Die langsamen Fortschritte in der Physiotherapie hätten am Ende seinen Entschluss besiegelt.

Marcus Burghardt kann auf eine äußerst erfolgreiche und spannende Karriere zurückblicken: 17 Jahre fuhr er im Profi-Peloton, ganze elf Mal bestritt er die Tour de France und verhalf dabei Größen wie Peter Sagan, Cadel Evans, Marc Cavendish zu ihren Siegen. Auf dem gnadenlosen Kopfsteinpflasterpassagen von Paris-Roubaix bewies er sich 14 Mal. 2008 gewann er eine Etappe der Tour de France. 2012 verhalf er Cadel Evans zu seinem Tour de France Gesamtsieg, 2017 wurde er Deutscher Meister.

Dem Radsport treu bleiben – aber auf neue andere Art

Trotz seiner Entscheidung möchte Marcus Burghardt dem Radsport treu bleiben, wenn auch nicht mehr als Profifahrer. „Ich finde, dass es an der Zeit ist, den Fans etwas zurückzugeben“, sagte Burghardt mit Hinblick auf seinen zukünftigen Karriereweg. „Ich habe eine wirklich große Fan-Community, die immer für mich da waren, die weit gereist sind, um mich bei Rennen zu unterstützen.“ Deshalb wolle er im September 2022 zunächst ein besonderes Radsport-Event organisieren, bei dem man auch die Gelegenheit habe, mit ihm persönlich zu fahren und sich auszutauschen. „Ich habe jetzt die Möglichkeit etwas Besonderes für die Fans und Freunde zu organisieren. Darauf freue mich sehr!“, so Burghardt. Er sei bereits mitten in der Planung und arbeite eng mit Sponsoren und Agenturen zusammen. Weitere Informationen zu der Veranstaltung, sowie eine eigens dafür eingerichtete Webseite soll es schon in den nächsten Wochen geben.

Sagan: „Der Profi-Radsport braucht mehr Menschen wie Marcus“

Sieben Jahre lang fuhr der heutige Wahl-Bayer für das Profi-Team BMC unter dem Worldtour-Fahrer Cadel Evans. Danach wechselte Burghardt zum Team Bora-Hansgrohe, wo er als Domestik Schulter an Schulter mit dem dreifachen Weltmeister Peter Sagan fuhr. Sagan, der inzwischen zum Team Total-Energies gewechselt ist, äußerte sich ebenfalls zu Burghardts Entschluss. Er könne sich gut vorstellen, wie schwer dieser Schritt für seinen ehemaligen Team-Kollegen gewesen sein muss. Im Peloton sei er ein starker und zuverlässiger Fahrer gewesen, ein außerordentlicher Domestik und ein fantastischer Kapitän. „Marcus ist nicht nur ein unglaublich guter Fahrer, sondern auch genau der Kandidat, den du in deinem Radteam haben willst. Er ist fokussiert und kann sehr hart für ein Ziel arbeiten. Er ist witzig, nett und immer hilfsbereit“, so Sagan. „Der Profi-Radsport bräuchte mehr Menschen wie ihn.“ Für die jüngeren Fahrer, aber auch den Nachwuchs sei Burghardt ein „außerordentlicher Mentor“, so Sagan weiter. Der Slowake zeigte sich erfreut darüber, dass Marcus Burghardt weiter dem Radsport erhalten bleiben wolle, wenn auch in einer neuen, spannenden Konstellation.

Burghardt: „Ich würde alles wieder genauso machen“

Besonderen Dank möchte Marcus Burghardt nicht nur seinen Fans und Unterstützern aussprechen, sondern vor allem auch seiner Frau Maria, seiner Familie, seinem ersten Trainer Klaus Fischer, dem gesamten Team BMC, Bora-Hansgrohe und Bora. „Wenn ich daran zurückdenke wie ich im Alter von 10 Jahren auf einem Diamant-Stahlrahmen anfing und es dann aus einem kleinen Verein heraus mit viel Fleiß und harter Arbeit geschafft habe, am größten Radrennen der Welt teilzunehmen, dann kann ich sagen, dass ich mehr als zufrieden bin“, resümiert Burghardt. „Rückblickend würde ich alles wieder genauso machen. Ich hatte eine perfekte Karriere!“

Marcus Burghardt galt stets als starker Helfer und zuverlässiger Routinier. 2016 wechselte er von seinem Team BMC, wo er zusammen mit Cadel Evans fuhr, zu Bora-Hansgrohe. Unter der Leitung von Team-Manager Ralph Denk bestritt er zahlreiche Rennen und Rundfahrten unter anderem an der Seite von Radsport-Ass Peter Sagan. Zu seinen größten individuellen Erfolgen zählen der Sieg beim Radsport-Klassiker Gent-Wevelgem 2007 und auf einer Etappe der Tour de France 2008. 2017 wurde er Deutscher Meister im Straßenrennen. Die Tour de France bestritt Burghardt insgesamt elf Mal.

Fotos: Ralph Scherzer – Marcus Burghardt vom Samerberg war Deutscher Meister im Rad-Straßenrennen







Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

1 Kommentar

  • Marcus Burghardt ist sich auch bei seinem „Adieu“ treu geblieben: bescheiden, ehrlich, ohne Trommelwirbel hat er Abschied vom aktiven Radsport genommen. So war er immer – seine ganze , lange und am Ende doch zu kurze Karriere – in Venusberg, in Chemnitz; bei Telekom, BMC und BORA-HansGrohe. „Burgi“ hatte Klasse – als Rennfahrer und als Mensch – in einer 25jährigen Laufbahn: erfolgreich, ohne negative Begleiterscheinungen. Imponierend seine Kollegialität und Hilfsbereitschaft. Sowohl in den Teams, in denen er fuhr, als auch in seinem Heimatverein Venusberg, wo er die Nachwuchstalente noch heute unterstützt, war und ist sein selbstloser Einsatz beispielhaft gewesen. Dazu seine Fairness ! Auch deshalb war Marcus alias „Burgi“ im Peloton der Profis eine Persönlichkeit, deren Worte und Ratschläge von den Kollegen geachtet und beherzigt wurden. Seine größten Erfolge feierte er mit einem Deutschen Meistertitel, einem Triumph beim belgischen Klassiker Gent-Wevelghem und einem Etappensieg in der Tour de France, die sein Lieblingsrennen war, genau wie Paris-Roubaix. Doch bei der gefürchteten Kopfsteinpflaster-Tortour, die er – prädestiniert dafür mit Können und kolossaler Courage – gern einmal auf dem Podest beendet hätte, fehlte im das Glück. Als Fernsehjournalist, der die Welt des Radsports Jahrzehnte lang begleitet hat, ist Marcus Burghardt einer meiner Lieblingsfahrer geworden – zusammen mit den Legenden Altig,Wolfshohl, Mercks, Hinault, Godefroot, Gimondi, Indurain, Rominger, Ludwig und Zabel – … der mir bei meiner 48. und letzten Tour-de-France-Teilnahme im Juli 2016 seine Startnummer 93 verehrt hat. Nun hat er, schmerzbedingt, selbst seinen Abschied genommen. Danke, lieber Marcus, für die besonderen Momente, die uns verbinden. Und ein herzliches (sächsisches) „Glückauf“ für die Zukunft !
    Dein Klaus Angermann

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