Die unabhängige proeuropäische Organisation „Pulse of Europe“ informiert in ihrem aktuellen Schreiben über die Situation Europas und ihrer eigenen Bewegung angesichts der Corona-Pandemie.
Liebe Europäer und Europäerinnen,
am 9. Mai vor 70 Jahren schlug der französische Außenminister Robert Schuman die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vor. 1950 kämpfte sich Europa noch mühsam aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs hervor, der erst fünf Jahre zuvor zu Ende gegangen war. Um weiteren Kriegen vorzubeugen, einigten sich die Regierungen von Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg darauf, ihre Kohle- und Stahlproduktion zusammenzulegen. Der erste Schritt zu einem geeinten Europa war getan. Doch es war ein langer Weg von der Schuman-Erklärung bis zu heutigen Europäischen Union.
Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit für die Zukunft unseres Kontinentes. Seit zwei Jahrzehnten erschüttern tiefe Krisen die Welt und auch Europa bleibt nicht verschont. Die Europäische Zentralbank stabilisiert die Eurozone, soweit das durch Geldpolitik möglich ist. Doch die dichte Abfolge der Krisen, der kurzsichtige Egoismus nationaler Regierungen und der mangelnde politische Mut vieler Mitgliedstaaten zu einer echten Fortsetzung der europäischen Integration haben die dringend notwendige Stärkung der EU verhindert. Die EU hat bisher nahezu keine Kompetenzen beim Thema Gesundheit, auch wenn Pandemien keine Grenzen kennen. Auch beim wirtschaftlichen Wiederaufbau bedarf es einer Einigung der Mitgliedstaaten.
Die aktuelle Corona-Krise stellt alle bisherigen Herausforderungen in den Schatten. Der politische Schaden, der durch die mangelnde Solidarität nationaler Regierungen in den ersten Wochen angerichtet wurde, ist schwer. Doch angesichts der globalen Entwicklungen müssen wir Solidarität in Europa erlernen, wenn wir eine selbstbestimmte und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft haben wollen. Nur mit einem gigantisches Wirtschaftsprogramm für Europa kann eine fatale Divergenz zwischen den Mitgliedstaaten verhindert werden. Eine Gratwanderung zwischen „so viel wie möglich profitieren, aber so wenig zahlen wie möglich“ wird für die Bewältigung dieser Krise nicht ausreichen. Wenn wir Europa stark machen wollen, muss auch Deutschland das politische Projekt „Europa“ wiederfinden.
Wir haben in den letzten Monaten viel vorbereitet für den Europatag am 09.05.20. Sieglinde Zehetbauer wollte mit großem Chor für Europa singen. Wir haben ein riesiges Europapuzzle gebastelt und interaktive Spiele vorbereitet. Doch mit den derzeit notwendigen Abstandsregeln ist das nicht vereinbar.
Die geplante Veranstaltung für den 09. Mai 2020 wird daher nicht stattfinden.
Wir werden versuchen, für den 13. Juni 2020 ein neues Kundgebungskonzept zu entwickeln, um eine Einhaltung der Abstandregelungen gewährleisten zu können.
Das Schengen-Abkommen wird im Juni dieses Jahres 25/35 Jahre alt. Es hat nicht nur freies Reisen ermöglicht, sondern Menschen zusammengebracht und Lebensläufe geprägt. Es ist der Inbegriff eines geeinten Europas. Doch es gibt keinen Grund zu feiern. Nicht grenzübergreifende Hotspots wurden abgeriegelt, sondern zahlreiche Grenzen wurden geschlossen. Nun bestimmen wieder nationale Grenzen und nicht räumliche Nähe, Familienzugehörigkeit oder menschliche Verbundenheit darüber, wen man sehen darf und wen nicht. Selbst zwischen Laufen und Oberndorf ist die Grenze laut Bürgermeister so „dicht“, wie seit 1945 nicht mehr; man kann nur hoffen, dass kein Feuer ausbricht, denn die beiden Ortschaften haben einen gemeinsamen Feuerwehreinsatzplan.
Viele Menschen werden es ohne Hilfe nicht schaffen, die Krise zu bewältigen. Nur mit einem gesamteuropäischen Konzept, das Allen Hoffnung auf eine Zukunft gibt, werden wir diese Krise meistern können.
Let´s be the Pulse of Europe !
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Text: Pulse of Europe Rosenheim
Foto: Heidi Hell