Als Mitautor vom „Heimatbuch Oberes Achental“ will ich dem etwas jüngeren Jürgen Dahlke zu seinem Jubiläum gratulieren. Er hat mich motiviert mitzumachen, obwohl ich in Wien beheimatet bin und er erst seit 36 Jahren im Achental lebt.
Durch die Analyse der Fließeigenschaften und der jeweiligen Höchstwasserstände der drei im Chiemgau entwässernden Flüsse ist es möglich, ihr Verhältnis von Erosion und Sedimentation miteinander zu vergleichen. Nur die Tiroler Ache lässt sich bis nach Tirol hinein ins bronzezeitliche Bergbau Gebiet von Kitzbühel weiterverfolgen und hat das größte Einflußgebiet. Die urzeitliche Siedlungsgeschichte an der Traun im Alpenvorland hat ganz andere Bedingungen und entwässert erst weit im Norden in die Alz.
Die Prien im Priental hat dagegen weit weniger katastrophale Hochwasser. Seine bronzezeitlichen bis römerzeitlichen Fundstellen um Aschau sind durch hervorragende archäologische Fachkräfte und Interessierte Laien sehr gut erforscht, während das Achental weitgehend nur auf Grund von Sondengeherfunden zu beurteilen war.. Motiviert durch mich hat aber der Jubilar mitgehalten, nicht nur Burgen und Schloßberge aufzusuchen, sondern auch nach urgeschichtlichen Siedlungsreizpunkten, Arealen zur Opferniederlegung und nach Gräberfeldern Ausschau zu halten.
So bekommt der riesige Grabhügel „Jagerbichl“ in Unterwössen – leider Ende der 50er Jahre ohne archäologische Begleitung abgetragen – eine ganz andere Bedeutung. Hochgestellte Persönlichkeiten der Hallstattzeit – im Mittelalter hätte man Fürstin oder Fürst gesagt – waren schon durch die Größe der Monumente für alle sichtbar die Ersten inmitten der von ihnen geleiteten Gebiete mit ihrer Bevölkerung, die auch damals schon von Einzelgehöften über Dörfer bis zu Märkten unterschiedlicher Dichte siedelten.
Im Achental förderten trotz der schwierigen Lebensbedingungen zwei Faktoren die Besiedlung. Einmal seit Urzeiten der Handelsweg im Nord-Süd Tal, zum anderen seit der Bronzezeit der Erzbergbau und die Erzverarbeitung. Die Passierbarkeit der alten Passwege beim Säumen durch die Alpentäler ist fast nur mehr eine Begleiterscheinung. Weil es gewinnbringend war wurden Waren aller Art über die Alpen transportiert, von Süd nach Nord, beim Bernstein aber auch von Nord nach Süd. Bei den kürzeren aber schwierigen Passrouten wie dem Pass Thurn mussten Kraxen verwendet werden, nur teilweise konnten Saumtieren eingesetzt werden. Aber auch Säumer und ihre Tiere mussten verköstigt werden und so geht eins ins andere: Halteplätze mit Raststationen sind nicht erst eine Erfindung der Römer, das kann man im Buch nachverfolgen.
In den Alpentälern ist das Finden urgeschichtlicher Keramikbruchstücke selten möglich. Die eindrucksvolle Fingertupfenkeramik der späten Bronzezeit wurde auf dem Gelände der Burg Hohenstein gefunden. Ein weiterer Fundort mit zahlreichen Scherben bronzezeitlicher Gebrauchskeramik fand sich auf der ehemaligen Höhensiedlung am Aggbichl. Das ist in dem Heimatbuch genauso thematisiert wie das Wohnen am Wasser mit seinen Vorteilen, aber auch mit Hochwässern, Felsstürzen und anderen Schwierigkeiten.
Jedenfalls war es spannend darzustellen, dass die Ache zwischen Tirol und Chiemsee nicht nur das vielbeschworene „Durchzugsland“ war, sondern mit Sicherheit eine Landschaft mit einer hohen wirtschaftlichen Potenz.Die noch notwendigen Untersuchungen im Achental durch Archäologen werden belegen, welchen Stellenwert das Achental und sein Heimatbuch in der Frühgeschichte hat.
Wir wünschen Herrn Dahlke und dem Heimatbuch Achental noch viel Erfolg.
Prof. Dr. C. Eibner, Wien
Foto von Christiane Giesen – entstand bei einem Vortrag in der Chiemgauklinik und zeigt Prof. C. Eibner aus Wien (re.) und Dr. J. Dahlke aus Unterwössen