Natur & Umwelt

Priental-Rares: Vom Weiher in Bach

Also, das ist jetzt kein Wortspiel: Der Ortsteil südlich von Hohenaschau heißt wirklich „Bach“. Dort gibt es einen etwa 25 x 20 m² großen Weiher, der mit glasklarem Wasser gefüllt ist.

Immer wenn ich von Osten (Staatsstraße) nach Bach herunter spazierte, sah ich rechter Hand das kleine Gewässer und dachte bei mir: „A scheena Fischweiher!“ Und so praktisch. Der Luger Erich (ehem. Gastwirt zur Klause) konnte hier seine Forellen frisch ernten und im Lokal servieren. Dachte ich. Dass das nicht so war, erklärte mir neulich sein Schwiegersohn, der Ostermann Helmut, der sich mit der Fischerei auskennt. „Des warn höchstens „Schwanzerl“ mit 15 cm, die do drin warn.“ Weil ich ihm das nicht so recht abnahm, erklärte er mir, dass daran das Wasser schuld sei. Der Weiher wird nämlich unmittelbar von einer Quelle gespeist und dieses Wasser enthält noch sehr wenig Sauerstoff, so dass eine Fischzucht an dieser Stelle nicht möglich sei. Aha!

Und hier beginnt die Geschichte vom Weiher in Bach.

Im Zuge des Ausbaus der Erneuerung der Gemeindestraße durch den Ortsteil im Jahre 2022, wurden u.a. sämtliche Leitungen neu verlegt. So auch das Leitungsgeflecht, das an besagtem Weiher seinen Anfang nimmt. Dazu muss man wissen, dass dieser Bachler Weiher mit seiner Quelle, den Berechtigten vermutlich schon seit dem 16. Jahrhundert zur Versorgung mit Trink-, Koch-, und Putzwasser für Mensch und Vieh diente. Die alten Anwesen, wie z.B. der „Egger zu Bach“ (Gasthof zur Klause), sind bereits 1536/43 urkundlich erwähnt. 1616 zählte der Ortsteil bereits 37 Einwohner (Voraussetzung zur Ansiedlung war u.a. immer ein Wasservorkommen) Das hiesige Wasserreservoir ist auf alle Fälle schon in die ältesten Flurpläne aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bzw. 1860 eingezeichnet. Die Bachler „Dorfgemeinschaft“ nutzte die Gunst der Stunde, um im Zusammenhang mit der neuen Ortsdurchfahrt auch die maroden Leitungen der alten Wasserversorgung von 1929 gründlich zu renovieren (nach Einbau der gemeindlichen Leitungen wurde das Quellwasser nur noch als Brauchwasser verwendet). Alle 16 Wasser-Nutzer taten sich zusammen, erklärten sich bereit einen finanziellen Anteil für die notwendigen Anschaffungen zu zahlen und selber „Hand- und Spandienste“ zu leisten. Ein selten gewordenes Beispiel für gelebte Heimatkunde ohne Gemeinde, ohne Zuschüsse, nur durch Eigenleistung! Die z.T. noch vorhandenen alten Holzdeicheln und verrosteten Rohre wurden ausgebaut und durch neue Leitungen ersetzt, die Quellfassung musste ebenso renoviert werden wie der gesamte Uferbereich, der Abfluss und der Überlauf. Ganz viele freiwillige Arbeitsstunden waren notwendig, um das gemeinsame Werk zu realisieren.

Seit 09. Dezember 2022, kurz vor Wintereinbruch, funktioniert die Anlage wieder und der lehmige Teichboden konnte endlich geflutet werden.

Anmerkung:

Ich dachte immer, die Nagelschmiede im Ortsteil Bach nutzten das Wasser vom Überlauf des Weihers zum Betrieb ihrer Schmieden (durch Wasserräder wurden die Blasbalge an den Essen angetrieben!). Das stimmt so nicht. Ihnen diente der Wasserthaler Bach, der vom Wasserthal von Osten durch die Siedlung fließt und unten an der Brücke in die Prien mündet. Im „Häuserbuch Hohenaschau“ (Quellenband V zur Aschauer Chronik von Dr. Stefan Breit), sind einige Nagelschmieden in Bach erwähnt; so z.B. der „Aufinger, „Martl“, „Hatzenberger“, „Egger“ oder das „Anwesen Nr. 17“. Von Mitte des 16. Jh. bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. lebten die Menschen hier und im ganzen Priental vom Eisen.

Wer beim Lesen des Artikels Lust auf mehr verspürt, dem sei die Broschüre „Bekanntes & Verstecktes“ (Eigenverlag) empfohlen. Sie wurde beim Adventstammtisch des HGV vorgestellt. Erhältlich ab sofort im Schreibwarengeschäft von Helmut Pfingstl in Aschau als sinnvolles kleines Weihnachtspräsent (100 Seiten A4, Spiralhelftung, 260 Abbildungen, 55 Geschichten zur Heimatkunde im Priental).

Text und Bildmaterial: Wolfgang Bude


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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