Viele Priener Bürger und Vereine waren zugegen, als am Volkstrauertag der Opfer von Kriegen und Terror gedacht wurde. Doch viele konnten auch nicht dabei sein. Aus diesem Grund veröffentlichen die Samerberger Nachrichten die Ansprache des Priener Bürgermeisters Andreas Friedrich am Kriegerdenkmal im folgenden Wortlaut:
Hohe Geistlichkeit, liebe Ehrenbürgerin Renate Hof, lieber Ehrenbürger Michi Anner sen., sehr geehrte Marktgemeinderäte, werte Vereinsvorstände, Fahnenabordnungen und Vereinsmitglieder, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind heute hier zusammengekommen, um gemeinsam den Volkstrauertag zu begehen. Es ist ein Tag des Gedenkens, der Trauer, aber auch der Mahnung.
Ein Tag, an dem wir innehalten und uns der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnern. Wir gedenken heute all denjenigen, die in den Kriegen ihr Leben ließen – der Soldaten, die an der Front kämpften und fielen, der Zivilisten, die durch Gewalt und Unterdrückung ihr Leben verloren, und all jener Menschen, die durch die Schrecken der Kriege gezeichnet wurden. Wir blicken zurück auf die dunkelsten Stunden unserer Geschichte – die beiden Weltkriege, die unermessliches Leid über die Menschen brachten. Millionen Männer, Frauen und Kinder verloren ihr Leben oder ihre Heimat. Ganze Generationen wurden durch das Grauen dieser Kriege geprägt. Heute sind nur noch wenige Zeitzeugen unter uns, die uns aus erster Hand erzählen können, was es bedeutet, in bzw. mit einem Weltkrieg zu leben und welche Zerstörung er mit sich bringt. Unser Gedenken gilt jedoch nicht nur den Gefallenen der Kriege, sondern auch den Opfern von Gewaltherrschaft und Terror. Die Menschen, die unter Verfolgung, Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelitten haben und noch heute leiden. Die Geschichte zeigt uns, dass Unrecht und Unterdrückung auch in Zeiten des Friedens geschehen können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Volkstrauertag bedeutet, sich nicht nur zu erinnern, sondern auch eine Verpflichtung zu spüren. Die Vergangenheit mahnt uns, wachsam zu sein und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Frieden und Freiheit zu bewahren. Unsere Gedenkkultur darf nicht nur in Worte gefasst sein, sondern sie muss ein beständiger Teil unseres Handelns werden. Es ist unsere Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten, nicht als Last, sondern als Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen. Wir sind in der Pflicht, jungen Menschen zu vermitteln, dass Friede nicht selbstverständlich ist. Er ist das Ergebnis von Mut, Respekt und der Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und Konflikte friedlich zu lösen. In tiefer Dankbarkeit für das Privileg, in einem friedlichen Land leben zu dürfen, mögen wir uns heute also nicht nur erinnern, sondern auch den festen Entschluss fassen, für eine Welt einzutreten, die sicherer und gerechter für alle ist. Und dies, meine sehr verehrten Damen und Herren, dies fängt auch im Kleinen an – im alltäglichen Umgang miteinander: In der Familie, in den Vereinen, in der Nachbarschaft oder im Berufs- und Arbeitsleben.
In diesem Sinne lege ich nun für den Markt Prien einen Kranz hier am Kriegerdenkmal nieder, um den zahlreichen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft, insbesondere der beiden Weltkriege, zu gedenken und als Mahnung, für eine friedliche Zukunft einzutreten.
Rede: Bürgermeister Andreas Friedrich – Fotos: Andreas Wurm