Leitartikel

Priener Volkstrauertag-Rede im Wortlaut

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Gemeinsam gedenken in Prien a. Chiemsee die Kirche, die Gemeinde, die Ortsvereine und die Blaskapelle der Toten und Vermissten der beiden Weltkriege am Volkstrauertag. Heuer sprach am Markt- und Gedenkplatz Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior über Sinn und Ziel der Zusammenkunft. Nachfolgend seine Rede im Wortlaut.

Sehr geehrte Geistlichkeit Pfarrer Zehetmaier, liebe Kolleginnen und Kollegen Gemeinderäte, sehr geehrter Vorstand Georg Fischer vom Veteranen- und Kriegerverein im Namen aller Mitglieder, liebe Vereinsvorstände und Mitglieder der heute versammelten Ortsvereine, meine sehr geehrten Damen und Herren, 109 Jahre nach Beginn des 1.  beziehungsweise 84 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges sind wir in guter Tradition am Kriegerdenkmal in der Ortsmitte von Prien zusammen-gekommen, um am heutigen Volkstrauertag an die Opfer dieser beiden schrecklichen Weltkriege zu gedenken. Wir erinnern uns dabei an die Gewaltopfer aller Nationen. Seit einiger Zeit gedenken wir zu dem auch der gefallenen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und den aktuellen Krisenherden.

Doch der Volkstrauertag ist mehr als nur ein Tag des Gedenkens. Er ist eine Aufforderung zum Handeln. Wir sollten uns nicht nur in Trauer verlieren, sondern aus der Geschichte lernen, um eine bessere -eine friedliche – Zukunft zu gestalten. Wir sind es den Opfern schuldig uns für Frieden, Verständigung und Versöhnung einzusetzen.  Diese beiden schrecklichen Kriege auf deutschem Boden, das Wissen über das damit verbundene Leid und das Gedenken daran geraten bei der jüngeren Generation leider immer mehr in Vergessenheit.

Krieg ist das Schlimmste, was eine Generation erleben kann. Dies müssen wir nach 78 Jahren Frieden in West-Europa immer wieder kundtun. Etwas Vergleichbares – wie diese beiden Weltkriege – darf sich nie mehr wiederholen. Leider ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Osten von Europa – quasi vor unserer Haustür – immer noch in vollem Gange und geht ins zweite Jahr. Seit Beginn dieses Krieges sind neben unzähligen Zivilisten insgesamt fast 500.000 Soldaten auf beiden Seiten getötet oder verletzt worden. Ein Friede oder wenigstens eine Waffenruhe sind im Moment nicht absehbar. Auch in anderen Teilen der Erde wird in Kriegen und Konflikten viel zu oft zu den Waffen gegriffen. Die grausamen Attentate der Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober und der damit wieder aufflammende Krieg im Nahen Osten ist aktuell der traurigste und aus meiner Sicht besorgniserregendste Fall. Bei den Attentaten handelt es sich um den größten Massenmord an Juden nach dem zweiten Weltkrieg Was mich persönlich sehr nachdenklich macht – ist die Tatsache, dass der Nahost Konflikt ausgelöst durch das Massaker der Hamas eine neue nie dagewesene Eskalationsstufe erreicht hat. Die Stabilität im Nahen Osten ist erheblich beeinträchtig. Der Iran würde nur zu gern in den Konflikt eingreifen. Dies würde auch eine Destabilisierung des Westens zur Folge haben. Unsere Regierungen müssen alles Notwendige tun, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Zum Ende meiner Ausführungen möchte ich mich für Ihr  Kommen recht herzlich bedanken und gebe Ihnen ein Zitat von Albert Schweitzer auf den Weg:

Das Gedenken an die Toten ist ein ständiger Appell an die Lebenden, für Frieden und Versöhnung einzutreten!

Dieser Satz soll uns an unsere Verantwortung erinnern aus der Geschichte zu lernen und sich aktiv für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Deshalb sind am Volkstrauertag unsere Gedanken bei all jenen, die nicht alt starben, die Ihr Leben eigentlich noch vor sich hatten und noch nicht gelebt hatten.

In diesem Sinne und als äußeres Zeichen lege ich mit meinen beiden Gemeinderats-Kollegen Ludwig Ziereis und Michael Voggenauer für den Markt Prien einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder.

Ansprache: 2. Bürgermeister Michael Anner junior – Archiv-Foto: Hötzelsperger


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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