Stark in verschiedener Beziehung war das traditionelle Starkbierfest der Priener Blaskapelle Prien im König-Ludwig-Saal. Einmal stark war der Gastgeber selbst in der Organisation und in der Musik, gestärkt wurden die Besucher durch die Bewirtung vom Löhmann-Luitpold-Team und stark waren vor allem die Sprüche der beiden Ratschkathln Brigitte Sperger und Rosi Hell. Als Dorfpfarrersköchin „Mucki“ und Mesnerin „Mausi“ erinnerten sie an ihre Rollen im jüngsten Weihnachtsstück „Mucks Mauserl Mord“ vom Priener Bauerntheater.
Ihren Senf zum blasmusikalischen und kommunalpolitischen Leben gab das Duo gleich am Anfang hinzu als sie an die Herkunft des neuen Dirigenten der Priener Blasmusik Karl-Wilhelm Hultsch aus der Senf-Stadt Bautzen in der früheren DDR hinwiesen und fügten hinzu: „Der Karl Wilhelm muss a Schneid hom, wenn er sich bei de Preana bewirbt. Aber a eigene Lederhosen braucht er scho no, zumindest bis 2029, dann feiert die Preana Blosmusi immerhin ihren 200. Geburtstag“ – so der Wink auf die Lederhose des Dirigenten, die sich dieser vom Zweiten Musikvorstand Sebastian Bauer ausgeliehen hatte. Dreimal sind die Priener Blasmusikanten Festmusik und dazu kommen vielerlei andere Termine. Deshalb bekamen sie den Ratschlag, sich an der Wildenwarter Blaskapelle ein Beispiel zu nehmen. „Ohne Stress und Zelt, einfach drei Tage lang in der Tenne des Braunhofes von Stupfa wird gefeiert, das nennt man rational“ – so Rosi und darauf Brigitte: „Apropos rational, der Frauenbund in Prien wurde wegrationalisiert, aber vielleicht findet sich auch wieder eine Vorstandschaft mit neuem Konzept und niedrigem Beitrag“. Mit Blick auf das damit verbundene Ehrenamt lobten die Ratschkathln das Engagement in den 130 Priener Vereinen mit dem Priener Vereine-Referenten Michael Voggenauer, die neuen Radlweg-Beauftragten Kerstin Lahl und Marion Hengstenbeck und den Partnerschaftsreferenten Johannes Dreikorn. Der vorjährige Fastenprediger hatte – wie die Hansl-Dirndl erfahren haben – bei sich daheim eine arg gesellige Männerrunde eingeladen, so dass sich mit den Aufräumarbeiten seine Ehefrau höchste Auszeichnungen verdient hätte. Mit dem Blick in die privaten Zusammenkünfte gab es auch einen Hinweis auf immer weniger Geschäfte und auf das in Prien herrschende Defizit an geöffneten Gastwirtschaften, deren Lücken derzeit in der Eisdiele, im Piratenpub und am Priener Kreisel geschlossen werden.
Eine Super-Idee war es hingegen von Tobi Huber und seinem Tourismusteam, mit einer Eisfläche Partystimmung nach Prien zu holen. Dazu: „Was noch gefehlt hat, war eine Single-Party, denn allein im Bernauer Ortsteil Weisham gäbe es Grund und Leute genug, eine ganze Staffel von `Bauer sucht Frau` zu drehen“. Ein weiteres kommunalpolitisches Thema war das inzwischen mit Kosten von 80.000 Euro abgerissene Lechnerhaus. „Da wäre es besser gewesen, wenn man sich mit der Prienarria zusammen- und es Flintsbach und Prutting nachgetan hätte, da funktionierte es, dass nach dem Faschingszug „dank“ überdurstiger Leute eine alte Ruine zum Brennen anfing“. Dass dies in Prien nicht denkbar ist, ist allein schon den beiden Feuerwehren Prien und Atzing mit bekanntlich Null Löschblockaden zu verdanken. Den Rat der beiden Fastenpredigerinnen werden sich die Bürgermeister von Prien und Rimsting bestimmt bald einholen, wenn es um die Umgehung von Prien geht, deren Vorschlag geht nämlich auf das Jahr 1736 zurück. „Wieso sollte man nicht wie damals bei der Priener Kirchturmverschiebung die Kirche von St. Salvator etwas verrücken, dann würden Ortsumgehung Prutdorf, Brückenbau über das Eichental und eine Tunnellösung durch Trautersdorf einen Sinn ergeben. Auch zum Thema „Störche in Prien“ galt der Blick auf Bürgermeister Andreas Friedrich, der zu Beginn des Abends mit vier Schlägen das Faß Starkbier vom Hofbräuhaus Traunstein routiniert anzapfte und sie sagten: „Nach zwei Jahren haben die Störche den Platz zwischen Bücherei und Rathaus aufgegeben, weil das Warten auf Nachwuchs auf die Nerven ging“.
Priener im Regen stehen gelassen: von der Bahn und von der Kirche
Dass die Priener mehrfach im Regen stehen gelassen wurden, das war nicht nur auf die Deutsche Bahn und auf den Priener Bahnhof zurückzuführen. Auch die Gläubigen von Prien bekamen trotz ihrer über 5.000 Unterschriften kein Verständnis von der Kirchenobrigkeit als es um den gewünschten Verbleib von Pfarrer Gottfried Grengel ging und so erinnerten die „Dorfpfarrersköchin“ und „Mesnerin“ daran, dass die Beliebtheit des Geistlichen in Greimharting fast zur Heilig-Sprechung geführt hätte. Grund hierfür war, dass bei der Greimhartinger Feuerwehr deren zur Weihe angestandenes Fahrzeug einen Getriebeschaden hatte. „Wenn jetzt nach dem Segen von Pfarrer Grengel das Auto wieder anspringt, dann ist er ein Heiliger“ – so damals Bürgermeister Andi Fenzl von Rimsting. In ihrem Ausblick lobte das Ratsch-Duo, dass es bei den Priener Festwochen im Juni mit zwei Jubiläen von Trachtenverein und Jungbauernschaft nach den Gottesdiensten wieder einen Festzug durch den Ort gibt – und nicht wie zuletzt bei den 850-Jahr-Feierlichkeiten als die Zuschauer im Zentrum vergeblich auf Musik und Vereine warteten.
Die Ratschkathln mit ihrem einstündigen Auftritt hatten sich viel Mühe gemacht. Das 18seitige Manuskript war das Ergebnis ganzjähriger Stoffsammlungen von Prien und Umgebung. Die Verkündung der Ergebnisse gelang ganz im Sinne von Musikvorstand Stefan Hackenberg, der zu Beginn unter den vielen Gästen auch Alt-Musikanten und Musikantenkollegen aus der Nachbarschaft sowie den Landtagsabgeordneten Daniel Artmann begrüßen konnte. Sein Dank galt auch an die von Karl-Wilhelm Hultsch geleitete Jugendkapelle für deren Auftaktspiel sowie an die große Priener-Musikanten-Familie, die mit einer Verlosung eines Ständchens und einer Brauereiführung in Traunstein, mit einer Versteigerung von Eintrittskarten für die Priener Festwochen sowie mit einer König-Ludwig-Bar für ein zusätzlich starkes Erlebnis sorgten.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke vom Starkbierfest in Prien im König-Ludwig-Saal.