Zu einer temporären Begegnungsstätte für Kunstinteressierte wurde der Liendlhof in Prien-Trautersdorf mit der Ausstellung „Prien – Berlin“ von Matthias und Sooki Koeppel. Im Rahmen der diesjährigen Priener „KunstZeit“, einer Schau zeitgenössischer Kunst der Region in der Prien für zwei Monate in ein Sommerfestival der Kunstwelt verwandelt wurde, zeigten die beiden Berliner Maler etwa 70 Bilder einerseits aus Berlin und Umgebung und – in kleinerer Anzahl – aus Prien und Umgebung. Außerdem waren zwei Werke des Schwaberinger Künstlers Rudl Endriß ausgestellt.
Erstmals hat Dr. Irmingard Weise den ehemaligen Kuhstall ihres Bauernhofs mit seiner fast ideal quadratischen Form und den 4 Säulen zu einer Galerie umfunktioniert. Die große Kunstliebhaberin führte mich bei meinem Besuch am letzten Ausstellungstag persönlich durch ihre Galerie. Auf der einen Seite des Ausstellungsraums waren die Bilder von Matthias Koeppel, der mit Öl auf Leinwand malt, auf der gegenüberliegenden Seite die Bilder von Sooki Koeppel, die Aquarell auf Büttenpapier oder auch Tusche auf Koreapapier bevorzugt. So entstand ein Stadt- Land Kontrast, aber auch eine Gegenüberstellung der Arbeitsweisen der beiden Künstler selbst und der von ihnen verwendeten Stile, nämlich des Realismus und des Neokubismus.
Die Motive sind ausgesprochen vielfältig. Wie mir die gerade anwesende Kuratorin der Priener „KunstZeit“ Ingrid Fricke erklärte, spiegeln die Berlin Bilder die aufregende Geschichte der Stadt wieder – so wird z.B. auch in verkleinerter Form ein Hauptwerk von Matthias Koeppel „Die Öffnung der Berliner Mauer“ gezeigt, dessen Original im Casino des Abgeordnetenhauses im Preußischen Landtag hängt. Die Kultur- und Kunsthistorikerin wies mich auch auf interessante Details in Matthias Koeppels Bildern hin, wie z.B. darin verborgene Prominente wie die Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Helmut Kohl, Ex-Berlin-Bürgermeister Klaus Wowereit, oder der frühere Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion Gregor Gysi und versteckte Cola-Dosen als eine Art persönliches Kennzeichen.
Mit der Ausstellung Matthias und Sooki Koeppel „Prien – Berlin“ präsentierte der Liendlhof eine anspruchsvolle Ausstellung, klein aber fein, für Kunstinteressierte, die das Besondere zu schätzen wissen. Dr. Irmingard Weise hat ein ambitioniertes Ziel: ihr Bauernhof bleibt ein Bauernhof, aber er könnte eine Anlaufstelle für Interessierte der Bildenden Künste und ein Ort der Inspiration und Begegnung werden, in dem immer wieder einmal vorübergehend die Kunst einzieht. Profit will sie damit aber nicht machen.
Ausstellungsort: Liendlhof, Trautersdorf 3 in 83209 Prien am Chiemsee www.liendlhof.de
Text und Fotos: Günther Freund