Kultur

Priener heimatMuseum erinnert an Gründung „Die Welle“ vor 100 Jahren

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

 Am Freitag, 24. Juli wird im Priener Heimatmuseum eine neue Ausstellung eröffnet. Bis 24. Oktober hat das Museum täglich von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung zeigt Werke der freien Chiemgauer Künstlervereinigung „Die Welle“.

Dazu erläutert Museumsleiter und Priens Kulturbeauftragter Karl J. Aß Folgendes: Das Ende des 1. Weltkriegs, die damit verbundene Revolution und die Beseitigung der Monarchie im Jahr 1918, sowie die darauffolgenden politischen Verwerfungen führten nicht nur in eine massive wirtschaftliche Krise, sondern zu einer völligen Neuordnung der Gesellschaft und einer Aufweichung und Beseitigung der bisher geltenden Werte. Besonders betroffen waren das kulturelle Leben und die Kunst.  Heute spricht man gerne von den „Goldenen Zwanzigerjahren“, die jedoch nur für einen kleinen Teilbereich des Kulturlebens galten. Im Bereich der Kunst entstanden neue experimentierfreudige Richtungen wie der Expressionismus oder die Neue Sachlichkeit.Dagegen standen die Künstler der „alten Schule“, die sich in unserem Raum an der gemäßigten Moderne der Münchner Akademie orientierten. Sie fanden in den Städten kein Auskommen mehr und orientierten sich nunmehr auf das Land, das sie bisher meist nur aus der Sommerfrische kannten. Sie verlegten ihre festen Wohnsitze dorthin und suchten sich neue Käuferschichten zu erschließen. Der Chiemgau mit seiner langen künstlerischen Tradition und Frauenchiemsee mit einer der ältesten Künstlerkolonien Europas, schienen den geeigneten Boden dafür zu bilden.

Im September 2021 ist es 100 Jahre her, dass sich in Prien die Künstlervereinigung „Die Welle“ gründete. Engagierte Künstler, allen voran der, in Prien-Stock lebende Landschafter und Porträtist Paul Roloff sowie der Landschaftsmaler Bernhard Klinkerfuß waren es, die in Eigeninitiative, ohne öffentliche Unterstützung, aber mit sehr viel Engagement und mit Eigenmitteln auf den Priener Schären, direkt am Chiemsee, einen Ausstellungspavillon erbauten, um dort ihre Bilder, Graphiken und Skulpturen zu zeigen. Für damalige Zeiten ein völlig neuer, innovativer Weg der Vermarktung, der einheimische Kunstfreunde genauso wie ein gehobenes touristisches Publikum ansprechen sollte. War die politische Kultur der 1920er Jahre auch noch so belastend und grau, die Kunst wollte sich hier im regionalen Rahmen glanzvoll präsentieren.Zu den ersten Mitgliedern zählten auch der in Riedering ansässige Emil Thoma, Karl Hermann Müller-Samerberg, die Scherenschnittkünstlerin Paula Rösler und der Bildhauer Friedrich Lommel. Seine Schwester Lisbeth Lommel, Rudolf Sieck und Rudolf Hause, ab 1927 auch Theodor Hummel, kamen später ebenfalls hinzu. Insgesamt zwölf Ausstellungen wurden in Prien bis in das Jahr 1933 durchgeführt.

Es ist bis heute kaum begreiflich, dass das Ausstellungsgebäude am Chiemsee 1934 wohl auf Wunsch der Marktgemeinde Prien abgebrochen werden musste. Die Chiemgau-Zeitung stimmte fast gleichzeitig noch eine Eloge auf die damaligen Ausstellungen mit den Worten „Keine Priener Sommersaison ohne unsere Welle“ an. Eine letzte Ausstellung der „Welle“ fand 1934 in Rosenheim statt.

Bericht: Karl J. Aß

Foto: Hötzelsperger – Priener Heimatmuseum

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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