Tourismus

Priener Geschichten: Die Entstehung der Schären

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Jeder Ort hat interessante Geschichten aus der Vergangenheit, die darauf warten, wieder ausgegraben und erzählt zu werden. Im Rahmen der „Priener Geschichten“ lässt die Prien Marketing GmbH (PriMa) Einheimische zu Wort kommen, die die junge und alte Geschichte der Seegemeinde für den Leser ganz neu erfahrbar machen. Einer dieser Menschen ist Judith Schmidbauer, die seit 1981 bei der heutigen PriMa beschäftigt ist. Die langjährige Mitarbeiterin des Tourismusbüros Prien hat ein umfangreiches kulturelles Wissen und kann die Geschichten der Großeltern und Urgroßeltern an die nächste Generation weitergeben. Ein Lieblingsplatz bei vielen Urlaubern und Einheimischen sind die „Priener Schären“, bei dessen Aussicht auf den Chiemsee und die Bergkette der Chiemgauer Alpen es dem Betrachter immer wieder die Sprache verschlägt. „Im Sommer herrscht hier reges Treiben, doch die wenigsten wissen über die Entstehung der Landzunge Bescheid“, sagt Judith Schmidbauer. Womit sie recht haben könnte, denn hier handelt es sich um kein Naturwunder, sondern um eine von Menschenhand erschaffene Landschaft. „Vor gerade mal 110 Jahren entstand die Grundlage der heute so malerischen kleinen Halbinsel“, erzählt die Kollegin. Und berichtet weiter, dass 1909 im Zuge der Verlegung des Chiemseebahnhofs auf die Ostseite des Staatsbahnhofs Prien gleichzeitig die Unterführung und der unterirdische Bahnhofsdurchgang gebaut wurden. Mit der Chiemseebahn beförderte man den Aushub entlang der 1,8 Kilometer langen Strecke nach Prien/Stock und weiter auf einem Nebengleis an die bereits leicht gewölbte Uferpromenade. Mehrere Tonnen Gestein und Erde schütteten die Arbeiter hier, in der Nähe des Hafens der Chiemsee-Schifffahrt, in den See – die Geburtsstunde der Priener Schären. Eine Blütezeit erlebte die von Wasser umspülte Landzunge von 1921 bis 1933 mit der Künstlergemeinschaft „Die Welle“, die ihre Werke in dem auf eigene Kosten errichteten Ausstellungspavillon „Kunsttempel“ präsentierten. Im Herbst 1933 wurde das Gebäude abgerissen und den Priener Malern war es nicht mehr gegönnt im eigenen Hause auszustellen – ein Entschluss, der wohl auch der damaligen politischen Atmosphäre entgegenkam.

Bildrechte: Prien Marketing GmbH, Lisa Morgenstern

Bildunterschrift: Im ersten Stock des Priener Heimatmuseums zeigt Judith Schmidbauer auf ein Ortsmodell von 1895. Hier kann man noch die ebenerdige gefährliche Überquerung der Bahnstrecke München – Salzburg erkennen, aus deren Erdreich 14 Jahre später die künstlich aufgeschüttete Landzunge entstand.

Bildrechte: Prien Marketing GmbH, Michaela Röpke

Bildunterschrift: Landschaftsaufnahme der Priener Schären von 2018.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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