In der jüngsten Ausgabe des Priener Marktblattes wendet sich der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Prien, Andreas Friedrich mit folgendem Corona-Appell an seine Bürgerinnen und Bürger:
Liebe Prienerinnen und Priener,
liebend gern hätte ich an dieser Stelle ausführlich über das Prienavera Erlebnisbad berichtet. Nämlich darüber, dass der Saunabereich – erweitert mit einer neuen mobilen Außensauna, die während der Wintermonate für Sie direkt am Ufer des Bayerischen Meers aufgestellt wird – nach einer Schließungszeit von gut acht Monaten nun endlich wieder in Betrieb geht. Auch hätte ich Sie gerne eingeladen, sich bei der Teilnahme an unseren neuen Hofwanderungen ein Bild von der Leistungsfähigkeit und Liebenswürdigkeit unserer örtlichen Direktvermarkter zu machen. Stattdessen: ein erneuter Lockdown.
Auf Anordnung der Bundes- und Landesregierung fährt – vorerst befristet für November – das öffentliche Leben wieder fast vollständig herunter. Keine Museums- und Galeriebesuche, keine Schwimmbad- und Restaurantbesuche. Keine Urlaubsreisen. Veranstaltungsverbote auch in den Vereinen und die strikte Beschränkung privater Treffen. Angesichts massiv steigender Infektionszahlen und der vielerorts steigenden Belegung von Intensivbetten auf der einen Seite ein nachvollziehbarer Schritt. Auf der anderen Seite aber ausgerechnet ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die über den Sommer hinweg bewiesen haben, dass sie mit dem Virus umgehen können. Gerade die Betreiber von Restaurants und Hotels sowie die Kulturschaffenden haben penibel ihre Hygienekonzepte umgesetzt: lieber einmal einen Tisch öfter desinfiziert als zwingend nötig. Vorsichtshalber den einen oder anderen Stuhl mehr aus dem Saal geräumt, um die Abstände zwischen den Besucherinnen und Besuchern auf jeden Fall einhalten zu können. Und jetzt? Erneut verschlossene Türen und das Gefühl von Wut, Ohnmacht und Enttäuschung bei den Betroffenen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Mehrheit der Menschen einsichtig zeigt und private Zusammenkünfte und Partys nun nicht völlig ausarten. Hand aufs Herz: Wer von Ihnen hat den Sommer über bei privaten Feiern zu Hause die gleichen Schutzmaßnahmen ergriffen wie unsere Restaurantbetreiber? Vermutlich die wenigsten von uns – da will ich mich selbst auch nicht ausnehmen. Weiter bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen schnell Wirkung zeigen, die Zahlen wieder sinken und wenigstens die Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben dürfen.
Es sind bewegte Zeiten. Zeiten, in denen ausnahmslos wirklich alle von uns vor ganz neue Herausforderungen gestellt werden. Damit meine ich nicht nur die Existenzängste, mit denen die Menschen plötzlich wieder konfrontiert sind, deren Geschäfte erneut geschlossen wurden oder die erneut in Kurzarbeit gehen müssen, sondern auch die gesellschaftlichen Auswirkungen auf unser Menschsein. Denn was zeichnet uns Menschen letztlich im Vergleich zu anderen Lebewesen aus? Es ist doch gerade unsere starke Abhängigkeit von Kontakten untereinander und zueinander; das gemeinsame Essen mit Freunden, die „Feierabend-Halbe“ mit den Kollegen, die Gespräche mit den Nachbarn oder der gemeinsame Besuch einer Veranstaltung – alles Dinge, die nun wieder für eine Zeit lang nur eingeschränkt oder gar nicht möglich sind. Wir werden lernen müssen, erneut damit umzugehen – auch, wenn uns dies allen sehr schwer fällt.
Erinnern wir uns in diesen Zeiten aber auch daran, was uns Menschen noch auszeichnet. Es sind Attribute wie Mut, Entschlossenheit, Geduld, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, gegenseitiges Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme. Ich appelliere an Sie alle: Lassen wir nicht zu, dass diese positiven Eigenschaften nun verdrängt werden. Achten wir gemeinsam darauf, gesund über den Herbst und Winter zu kommen. Leisten wir unseren Beitrag dazu, bald wieder zu mehr Normalität zurückkehren zu können!
Es grüßt Sie herzlich Ihr Andreas Friedrich, Erster Bürgermeister Marktgemeinde Prien
Foto: Anita Berger – Erster Bürgermeister Andreas Friedrich von Prien a. Chiemsee