Kultur

Priener Ausstellung „Glanzvoll“: Der Farbenfürst von der Feldwies

Angezogen von der landschaftlichen Schönheit und aufgrund der Konkurrenz in der Kunstmetropole München ließen sich um die Jahrhundertwende zahlreiche Künstler rund um den Chiemsee nieder. Mit der Hinwendung zur Pleinairmalerei entstand eine lebendige Künstlerlandschaft mit neuen Künstlerzentren und Künstlerpersönlichkeiten: Darunter Christian Maximilian Baer auf der Fraueninsel, Leo Putz in Hartmannsberg, Ludwig von Zumbusch in Aiterbach und Julius Exter in der Feldwies in Übersee. Im Rahmen der Ausstellung „Glanzvoll: Die Kunst der Prinzregentenzeit am Chiemsee – als München leuchtete und Prien glänzte“ begleitete die Kunsthistorikerin Ute Gladigau M.A. am Freitag, 6. Mai 2022, 20 Teilnehmer:innen auf der Sonderführung „Aufbruch in die Moderne“ durch die Julius Exter Galerie im Augustiner Chorherrenstift auf der Herreninsel. Neben dem Exter-Haus in Übersee wird hier ein großer Bestand der umfangreichen Sammlung gezeigt, den Exters Tochter Judith dem Freistaat Bayern, vertreten durch die Schlösser- und Seenverwaltung, übereignete.

Bei dem Rundgang durch die Räumlichkeiten erhielten die Kunstinteressierten – darunter der Erste Vorsitzende des Kulturfördervereins Prien a.D. Dr. Friedrich von Daumiller, der hier im „Alten Schloss“ seine frühe Kindheit bei seinem Großvater verbrachte – einen Einblick in die unterschiedlichen Schaffensperioden von Julius Exter. Der individuelle Weg des Künstlers führte vom Historismus über Phasen des impressionistischen und symbolhaltigen Schaffens hin zu einem farbenprächtigen Spätwerk. Angekommen im Nordflügel, dem ehemaligen Prälaturstock, bleibt die Gruppe vor einem beeindruckenden Gemälde stehen, welches 1888 als „Porträt eines Japaners“ im Münchner Glaspalast ausgestellt wurde. „Es zeigt seinen japanischen Studienkollegen und Freund Harada Naojiro, der um 1884 als erster Japaner an der Münchner Kunstakademie Malerei studierte. Die abgebildeten Gebrauchsgegenstände verraten uns seine Herkunft“, erzählt die Kunsthistorikerin. „Die atmosphärische Wirkung wird durch die dunklen Farbtöne und den breiten Goldrahmen verstärkt.“ Anhand von zwei Selbstporträts erfahren die Teilnehmer:innen von der Blütezeit des Künstlers. Bereits im Alter von 27 Jahren gründete Exter 1890 eine Malschule in München, die er rund ein Jahrzehnt später an den Chiemsee verlegte.1902 wurde er zum „königlichen Professor“ ernannt und zog im gleichen Jahr zusammen mit seiner Frau in das „Stricker- und Schwabenhäusl“ in der Feldwies. Dort richtete er in der ehemaligen Tenne des bäuerlichen Anwesens sein Atelier ein. Mit seinen Malschüler:innen verbrachte er hier viele Sommer und hielt unter freiem Himmel Kurse in Landschaftsmalerei und Akt ab. Dabei reichten die Gemüter der Einheimischen von Bewunderung bis hin zur Entrüstung. Vor allem die männliche Jugend hätte ihre freie Zeit gerne in der Nähe des Aktplatzes verbracht, weiß Ute Gladigau schmunzelnd zu berichten. Und auch die Austellungsbesucher:innen werfen gerne einen Blick auf die abgebildeten Schönheiten, deren Körper in bunten, dick aufgetragenen Farben leuchten und mit dem in einfachen Formen gehaltenen Hintergrund verschmelzen – gewiss ein Höhepunkt seines Schaffens, in dem sich seine Art der Gestaltung mit Farben vollendet. „Seine Arbeitsweise war sehr experimentell. Die Farben mischte Exter in seinem Atelier selbst an, was die enorme Strahlkraft dieser Bilder erklärt“, so Gladigau. Der blühende Garten am Exter-Haus, der dem Künstler so oft das Motiv für seine farbenprächtigen Gemälde bot, wurde von Monika Kretzmer-Diepold und dem Verein „Kunsthaus Übersee-Feldwies“ wieder in den Originalzustand versetzt und kann mit den Museumsräumlichkeiten von Mai bis Anfang September besichtigt werden.

Neben den regelmäßigen Führungen in der Galerie im Alten Rathaus findet noch eine weitere Sonderführung statt: Am Freitag, 3. Juni 2022, um 18 Uhr, führt der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim Christoph Maier-Gehring unter dem Titel „Wo Leo Putz malte“ Teilnehmer:innen durch das Schloss Hartmannsberg. Eine Anmeldung ist unter der Telefonnummer +49 8051 6905-17 oder unter galerie@tourismus.prien.de erforderlich. Der Ausstellungsflyer „Glanzvoll“ mit Veranstaltungsprogramm ist im Tourismusbüro Prien, Alte Rathausstraße 11, sowie online unter www.galerie-prien.de erhältlich.

Während der aktuellen Ausstellung hat die Galerie im Alten Rathaus donnerstags von 17 bis 19 Uhr (auch feiertags zu diesen Zeiten) sowie freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eingang befindet sich in der Alten Rathausstraße 22. Weitere Informationen unter www.galerie-prien.de und unter Telefon +49 8051 92928. Ausstellungsbegleitend ist ein Katalog mit Textbeiträgen der Ausstellungskuratorinnen und ein Kinderführer erhältlich.

Bericht und Fotos: Prien Marketing GmbH

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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