Im November ist es soweit: der Verein Leben mit Handicap mietet eine große Neubauwohnung mitten in Prien an, die er an Menschen mit Behinderung untervermietet. Selbstverständlich ist sie voll Rollstuhl-geeignet. Die Wohnküche und der Waschmaschinenraum werden gemeinsam von den vier Bewohnern genutzt, von denen jeder sein eigenes Wohnschlafzimmer mit Nasszelle hat.
Mitte Juni begann eine Gruppe von 10 Interessenten mit einem sogenannten „Wohntraining“ (siehe unsere Pressenotiz vom 02.06.2020 bzw 04.06.2020). Der Umzug aus dem Elternhaus oder aus einer Großeinrichtung in eine Wohngemeinschaft ist eine große Herausforderung für die Anleitung und Hilfestellung erforderlich sind. Zum einen geht es um Teambildung. Die vier Bewohner müssen schließlich „miteinander können“, müssen sich auf Haushaltskasse, Kochen und Einkaufen verständigen. Dafür brauchen sie die Unterstützung von Pädagogen.
Zum anderen muss für jeden künftigen Bewohner herausgefunden werden, welche Hilfe er oder sie im Alltag braucht, um in einer Wohngemeinschaft leben zu können. Sie brauchen regelmäßiges und gesundes Essen. Das werden sie erst mal nicht selbstständig zubereiten können und es muss festgestellt werden, welche Assistenz und Anleitung dafür erforderlich ist. Ebenso welche Hilfe sie für Raum- und Wäschepflege brauchen. Ihre Freizeit wollen und sollen sie nicht bloß an der Spielekonsole verbringen. Die Frage ist also, welche Unterstützung brauchen sie um ihre freie Zeit sinnvoll zu gestalten. Und schließlich bleibt noch das große Feld der Körperpflege. Wer halt selbst duschen kann, wer mit dem Deo nicht umgehen kann, der braucht Assistenz. Jeder der vier Bewohner soll all das selbst machen, was er oder sie selbst erledigen kann. Für den Rest beauftragen sie einen Assistenzdienst. Die Kosten für die Assistenz und auch für die Miete werden regelmäßig vom Bezirk Oberbayern übernommen.
Im Laufe des Seminars fanden sich Lucas Huber und Caroline Bauer als Kernmannschaft für die neue Wohngemeinschaft. Bisher leben sie beide in der Wohnanlage Prien für Menschen mit Behinderung des Vereins. Beide wollen selbstständiger leben und deshalb in die neue Wohngemeinschaft umziehen. Nachrücker für ihre Apartments in der Wohnanlage haben sich während des Seminars bereits gefunden. Für ihre neue Wohngemeinschaft suchen Lucas und Caroline noch einen Mitbewohner oder eine Mitbewohnerin. Der Hilfebedarf des Mitbewohners spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass es menschlich stimmt. Kein Kind von Traurigkeit, sondern fröhlich und unternehmungslustig soll er oder sie sein. Rolli und Rollator sind kein Problem. Interessenten melden sich bitte bei Vorstand Günther Bauer unter Telefon 08051 96 444 94.
Bericht und Foto: Günther Bauer