Das Flintsbacher Volkstheater erlebte am vergangenen Samstag einen glanzvollen Abend mit der Premiere seiner neuen Produktion, der Komödie „Die Teufelsbraut“. Die Aufführung, die das Publikum mit minutenlangem Applaus belohnte, überzeugte durch großartige schauspielerische Leistungen, ein kunstvoll gestaltetes Bühnenbild sowie herausragende Arbeit in Maske und Garderobe.
Franz Kranewitters Komödie „Die Teufelsbraut“ (1860-1938) erzählt die Geschichte des Teufels, der dem strengen Regime der Hölle entflieht und sich als Tourist nach Bayern begibt. Dort verliebt er sich in das bezaubernde Landmädchen Lisi und versucht, sie für sich zu gewinnen. Doch ihr Geliebter Hansl, ein einfacher Landbursche, durchkreuzt seine Pläne und verpasst dem Teufel eine Tracht Prügel. Dennoch gelingt es dem Teufel, Lisi in die Unterwelt zu entführen, wo sie schließlich das Ruder übernimmt und eine Revolution anführt. Die Inszenierung von Martin Obermair brachte auf eindrucksvolle Weise die Kontraste zwischen der idyllischen bayerischen Landschaft und der düsteren Hölle zur Geltung. Die bayerischen Charaktere sprachen im Dialekt, während die höllischen Figuren gehobenes Schriftdeutsch verwendeten. Ursprünglich in einem regionalen Tiroler Dialekt geschrieben, wurde der Text für die Flintsbacher Produktion an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, ohne dabei den Charme des Originals zu verlieren.
Die Besetzung war hervorragend: Besonders hervorzuheben ist Robert Nitsche, der als Baron Lüftel alias Beelzebub mit teuflischer List und Verführungskraft brillierte. Seine Bühnenpräsenz und Vielseitigkeit machten ihn zum unbestrittenen Star des Abends. Nitsches Darstellung war so überzeugend, dass man fast glauben konnte, der Teufel höchstpersönlich habe sich in den Theaterstadl verirrt. Jede seiner Bewegungen und jedes Wort waren perfekt abgestimmt, sodass er das Publikum förmlich in seinen Bann zog. Für herzhafte Lacher sorgte Florian Wilhelm als Kammerdiener Stoffel, der mit hinterlistigen und mehrdeutigen Sprüchen einen erfrischenden Kontrast zu den düsteren Figuren bot. Seine humorvolle und naive Darstellung brachte das Publikum immer wieder zum Schmunzeln. Christine Wilhelm glänzte als manipulative Satania, die Mutter von Beelzebub, und brachte die komplexe Beziehung zu ihrem teuflischen Sohn eindrucksvoll auf die Bühne. Kathi Kraus, in der Rolle des Landmädchens Lisi, verkörperte mit ihrer liebenswerten Art die Unschuld und den Mut, die diese Figur auszeichnen. Marius Reitberger als Hansl zeigte eindrucksvoll die Entschlossenheit und Leidenschaft eines jungen Mannes, der für seine Liebe kämpft. Toni Obermair als höllischer Hofprediger Pater Cujonazl rundete das Ensemble ab und brillierte mit einer Mischung aus Autorität und diabolischem Charme.
Die Szenerie lebte von fein abgestimmten Nuancen, die die düstere Atmosphäre des Stücks perfekt einfingen und zugleich Platz für humorvolle Akzente schufen. Das Zusammenspiel aller Darsteller war ein wahrer Genuss und spiegelte die hervorragende Teamarbeit des gesamten Ensembles wider. Die spürbare gute Chemie unter den Schauspielern trug maßgeblich zum Erfolg der Aufführung bei und ließ den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Die Darsteller hinter der Bühne leisteten ebenfalls hervorragende Arbeit. Bühnenbau und Bühnentechnik schufen eine funktionale und ästhetisch ansprechende Kulisse, die die Handlung perfekt unterstützte. Die Bühnenmalerei trug dazu bei, die Welt des Stücks lebendig und atmosphärisch dicht zu gestalten. Garderobe und Kostümbild überzeugten durch authentische und charaktergerechte Kostüme, die den historischen Kontext perfekt einfingen. Souffleure und Musiker rundeten das Gesamtbild ab, indem sie den Schauspielern Unterstützung boten und die emotionale Stimmung der Szenen durch passende musikalische Untermalung verstärkten.
Spielleiter Martin Obermair bewies mit seiner durchdachten und kreativen Inszenierung, dass „Die Teufelsbraut“ trotz aller Herausforderungen ein voller Erfolg werden konnte. Die Premiere bot ein unterhaltsames und fesselndes Theatererlebnis, das das Publikum begeisterte und noch lange nach Ende der Vorstellung für Gesprächsthema sorgte. Am Ende der Aufführung dankte das Publikum dem gesamten Ensemble für ihre hervorragende Leistung mit langanhaltendem Applaus und lauten Rufen.
Bis Mitte August haben Theaterliebhaber die Möglichkeit, diese humorvolle und gesellschaftskritische Komödie im historischen Theaterstadl von Flintsbach zu erleben.
Weitere Termine sind: Fr. 28.06., im Juli am Do. 04.07., Fr. 05.07., Di. 09.07., Do. 11.07., Di. 16.07., Do. 18.07., Di. 23.07., Do. 25.07., Fr. 26.07., Di. 30.07. und im August an Do. 01.08., Sa. 03.08., Di. 06.08., Do. 08.08., Mo. 12.08., Di. 13.08., Fr. 16.08. jeweils um 20 Uhr und die letzte Aufführung am So. 18.08. um 14.00 Uhr statt. Eintrittspreise: 1. Platz 19 €, 2. Platz 17 €. Kartenbestellungen und Vorverkauf unter www.volkstheater-flintsbach.de oder per Fax: 08034/908385 und Telefon: 08034/8333. Öffnungszeiten der Theaterkasse: Montag bis Freitag 11.00 bis 13.00 Uhr, an den Spieltagen 19.00 bis 20.00 Uhr.
Die Komödie
Die Komödie „Die Teufelsbraut“ iaus dem Jahr 1911 reflektiert Kranewitters Fähigkeit, soziale und kulturelle Themen seiner Zeit mit humorvoller und teils satirischer Note darzustellen. Kranewitter war stark von den ländlichen Traditionen und dem Volksleben Tirols inspiriert, was sich in seinen Werken oft widerspiegelt. In „Die Teufelsbraut“ verlässt der Teufel die Hölle, um in Tirol als Tourist Erholung zu suchen. Diese Prämisse nutzt Kranewitter, um die strengen Regeln und die Hierarchie der Hölle humorvoll darzustellen, während er gleichzeitig die ländliche Idylle und die charmanten, aber bodenständigen Charaktere Tirol hervorhebt. Der Kontrast zwischen der düsteren, autoritären Welt der Hölle und der heiteren, unkomplizierten Lebensweise auf dem Land schafft eine dynamische und unterhaltsame Erzählung. Das Stück spielt mit den Stereotypen und Klischees der damaligen Gesellschaft und nutzt Dialekte, um Authentizität und Lokalkolorit zu erzeugen. Kranewitter hat das Stück ursprünglich im Tiroler Dialekt geschrieben, was die Verbindung zu seiner Heimat und den traditionellen Lebensweisen betont. Diese Dialekte verleihen den Charakteren Tiefe und machen die Interaktionen zwischen den höllischen und bayerischen Figuren besonders amüsant. „Die Teufelsbraut“ bietet auch eine kritische Perspektive auf soziale und moralische Fragen, indem es die Werte und das Verhalten der Charaktere hinterfragt. Die Figur des Teufels, die sich in das einfache Landmädchen Lisi verliebt und sie mit List und Tücke in die Hölle zu locken versucht, steht im Zentrum dieses moralischen Spiels. Kranewitter nutzt diese Beziehung, um Themen wie Verführung, Macht und Rebellion zu erforschen. Insgesamt spiegelt „Die Teufelsbraut“ Kranewitters Talent wider, humorvolle und tiefgründige Geschichten zu schreiben, die sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen.
Bericht und Bilder: Volkhard Steffenhagen